Eine grosse La-Ola-Welle für den Theatersport auf der Kammgarnterrasse

Zwei Schauspieler versetzten die Kammgarnterrasse mit Improvisationstheater am Freitagabend ins Staunen!

Fünf, vier, drei, zwei, eins – Los! Jede Szene auf der Kammgarnterrasse wurde mit diesem Countdown eingezählt. Die zwei Schauspieler Nike Erichsen und Gunter Lösel vom Theatersportteam Winterthur hatten am Freitagabend ein spezielles Konzept für die Gäste im Gepäck. Sie nannten es „Gameshow“. Wie beim Theatersport übernahm das Publikum die Rolle des Regisseurs. Die Schauspieler wollten von ihnen Themen, Orte, Gefühle und Hauptpersonen der Stücke wissen. Es war jedoch kein Wettbewerb zwischen den zwei Schauspielern, sondern es wurde alles gemeinsam aufgeführt. Bei besonders gelungenen Vorführungen hatte Zuschauerin Katharina jeweils die Aufgabe, eine kollektive La-Ola-Welle zu initiieren. „Was hattet ihr als Kinder für einen Berufswunsch?“, wollte Gunter Lösel für eines der ersten Spiele wissen. „Helikopterpilot. Aber schliesslich bin ich Chemielaborant geworden“, sagte ein Zuschauer und prompt wurde aus diesen „Zutaten“ ein Stück gespielt. Es folgte eine „Mord-und-Totschlag“-Geschichte mit zwei Handwerken. Sobald jemand „Das klingt nach einem Lied“ aus dem Publikum rief, mussten beziehungsweise durften die Schauspieler ihre Gefühle in einem spontanen Song ausdrücken. „Bei der Auswahl der Stücke und den „Zutaten“ war sehr viel Humor im Spiel. Die Gäste amüsierten sich prächtig und waren immer wieder auf’s neue verblüfft, wie die zwei Schauspieler aus den wenigen Vorgaben gute interessante und ansprechende Stücke aufführen konnten. Ein Höhepunkt des Abends war, als Gunter Lösel in die Rolle eines Erfinders schlüpfen musste. Das Publikum legte zuvor ohne sein Wissen fest, welche Erfindung er gemacht habe: Ein TV-Sessel, der gleichzeitig ein WC ist. Die Gäste kugelten sich vor Lachen, als der Tüftler nun herausfinden musste, was zum Teufel er denn da überhaupt entwickelt habe. Es folgten viele witzige Episoden wie eine kleine Oper, eine Lovestory inklusive Kinderzeugung auf dem Munot hinten den Kanonen und ein Hund namens Elvis wurde zum Publikumsliebling erkoren. Der Abend endete mit einer grossen und verdienten La-Ola-Welle von Katharina und viel Applaus.

Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am Montag, 16. August 2021.

Der Gipfel des absurden Humors

Slam-Poetin Lara Stoll erklärte am Freitagabend, warum sie Staubsauger und Pizzaboten zur Weissglut treiben. Zudem ging sie auf der Kammgarnterrasse Schaffhausen den „blöden Schesen“ an den Kragen. Von Hermann-Luc Hardmeier.

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Das ist der Gipfel! Lara Stoll mit dem „Ehrengast“ in der Hand, der später noch Flugstunden nehmen würde. (Foto: Melanie Duchene, Bericht: Hermann-Luc Hardmeier)

„Unser Ehrengast ist auch schon hier“, sagte Lara Stoll zur Eröffnung ihres Auftritts auf der Kammgarnterrasse. Gemeint war ein Laugengipfel, der zum Schluss des Abends ins Publikum geworfen werden sollte. „Ich hoffe, ich vergesse es nicht. Ansonsten bricht das Unheil dieser Welt über uns ein.“ Die 34-Jährige tourt derzeit mit ihrem Programm „Gipfel der Freude“ durch die Schweiz. Sie nennt es nicht Comedy oder Poetryslam, sondern „Ich halte eine energetische Lesung“. Ein Auftritt mit vollem Körpereinsatz, der unglaublich lustig und abwechslungsreich ist. Zunächst liess die Ex-Schaffhauserin die Coronazeit Revue passieren. Leider mussten viele Veranstaltungen abgesagt werden. Lara Stoll nannte beispielsweise die Geissenexpo, das Weinfelder Autofest, das grosse Luganeser Risotto-Tauchen und weitere legendäre Veranstaltungen. „Wir sind unterfestet!“, stellte sie besorgt fest. Nun nahm sie Alltagsthemen ins Visier, die wohl jeder schon erlebt hat. Päärli-Kochen, das mit einem gemeinsamen „passiv-aggressivem“ Einkaufen beginnt und in einem Pak-Choi-Massaker endet. „Man muss ein gutes, eingespieltes Team sein, um sich beim gemeinsamen Kochen nicht umzubringen“, so ihr Fazit. Besonders grosse Feindseligkeiten brachte sie den Staubsaugern entgegen. Entweder sehen sie einem HR-Gyger-Alien ähnlich oder das Rohr knallt einem ständig auf den Kopf, wenn man den Schrank öffnet. Sie forderte indirekt eine Staubsauger-Helmpflicht oder eine architektonische Lösung. Daraufhin gab es ein Intermezzo mit Gitarre. „Jetzt kommt ein kurzes Lied.“ Sie nestelte am Seiteninstrument. Es erklang ein einziger Akkord und das dramatisch gesungene Wort „kurz“. Es war so absurd, dass man nicht anders konnte, als herzlich loszulachen. Lara Stoll war mittlerweile zur Höchstform aufgelaufen und steigerte sich völlig entnervt in „das schlimmste, was mir je passiert ist“, hinein. „Die Pizza, die nicht kam“, wurde zu einer Horrorstory, bei welchem schlussendlich „der tote Leib der wehrlosen Pizza gierig“ verschlungen wurde. Selten hat man sich so köstlich über etwas amüsiert, das im Alltag so ärgerlich ist wie ein verspäteter oder nicht informierte Pizzabote. Die Reise ging weiter über eine Magendarmgrippe: „Das uneheliche Kind des Teufels und einer in der Sonne vergessenen Mayonnaise“. Das kleine „Tête au Toilette“ wurde anschliessend mit einer kleinen Tuba vertont. Notabene ein Instrument, das laut Lara Stoll selber ein bisschen wie ein Verdauungstrakt aussieht. Sie entlockte dem Gerät mysteriöse Töne, die man tatsächlich auf einer Toilette hören könnt. „Sorry, ihr wart noch am Essen“, entschuldigte sie sich amüsiert bei einem Pärchen. Der Abend endete mit zwei Zugaben, einem Märchen über die kleinen Parmelins (ihrem Lieblingsbundesrat) und einer wüsten Prügelei in einem asiatischen Ramen-Restaurant. Inklusive einer „blöden Schese“, einer „Thurgauer-Rasensprenger-Attacke“ und einem Waterboarding mit Sake-Reiswein. Und natürlich wurde zum Schluss der Gipfel ins Publikum geworfen; prallte an der Bühnenbeleuchtung ab und traf die Fotografin. Ein passendes Ende für einen grossartigen Abend mit der Meisterin des absurden Humors.

Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen am 9. August 2021 in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“.