Der Doppelschlag des Partyvulkans

Beim Doppelkonzert am Freitag und Samstag sorgte Reggaekünstler Phenomden für Tanzstimmung im TapTab und erklärte, warum Jamaika ihn grundlegend verändert hat. Von Hermann-Luc Hardmeier.

Bild: Phenomden begeisterte mit einer energetischen Show und viel Lebensfreude. (Foto: Melanie Duchene, Bericht: Hermann-Luc Hardmeier)

„Schaffi, wie gaht’s eu?“, wollte Phenomden zu Beginn seines Auftritts im TapTab wissen und ein lauter Begeisterungssturm kam ihm entgegen. Dennis Furrer alias Phenomden hat ein spezielles Verhältnis zur Munotstadt. Eines seiner allerersten Konzerte als Künstler fand im TapTab statt und mit den Gastgebern vom Realrock Soundsystem verbindet ihn eine Freundschaft. „Wir freuen uns immer extrem auf Schaffhausen. Das ist jedes Mal eins der schönsten Konzerte auf der Tour“, erzählte Phenomden im Interview vor dem Konzert. „Schaffhausen ist einfach sehr entspannt und friedlich.“ Zuerst war nur eine Show an der Baumgartenstrasse geplant. Doch das Konzert war so schnell ausverkauft und so viele Anfragen waren noch hängig, dass man sich für eine Zusatzshow am Folgetag entschloss. Zweimal ausverkauft. Zweimal Vollgas am gleichen Wochenende. Konnte das gutgehen? Und wie! Als Phenomden am Samstag auf die Bühne stürmte, explodierte er fast vor Energie und Freude. Mit den Songs seines neuen Albums „Streunendi Hünd“ und dem Song „10 Sache“ heizte er ein. Supportet wurde er dabei von der fünfköpfigen Band „The Scrucialists“, die kräftig in die Tasten griffen. Die Stimmung schien wie auf Knopfdruck gestartet. Die Gäste im ausverkauften Club sangen lautstark mit. Es wurden Hände über dem Kopf geschwenkt, getanzt und genüsslich am Bier genippt. Beim Lied „Roots“ schnellten die Feuerzeuge in die Luft. Wie ein romantisches Kerzenmeer bei leichtem Wellengang wogten die Flammen im Takt.

Kreative Auszeit in Jamaika

Dass Phenomden an zwei Abenden so gut ankommt, war keineswegs voraussehbar. Schliesslich fand seine letzte grosse Schweizer Tour 2013 statt. Danach ist der Zürcher nach Jamaika ausgewandert. Dort hat er eine Familie gegründet und sich entspannt. „Irgendwie brauchte ich eine Auszeit. Ich hatte das Gefühl, alle Geschichte erzählt zu haben und brauchte etwas Neues.“ Die Musik war aber auch dort ein riesiges Thema. Er hat sich intensiv mit Gesang, Songwriting und dem Gitarrespielen beschäftigt. Er wollte sich musikalisch weiterbilden und verbessern. „Ich ging am Anfang häufig an Partys und besuchte sehr viele Veranstaltungen“, so Phenomden. Später war ich oft alleine unterwegs, erkundete das Land und sammelte Eindrücke. Von dieser Zeit handelt mein Album „Streunendi Hünd“. Die neuen Songs haben sich aber nicht nur inhaltlich, sondern auch musikalisch verändert. Die dominierende Musikrichtung ist nun Soul und nicht mehr Reggae. „Ja, es klingt schon lustig, dass ich nach Jamaika ging und von der Reggaeinsel nicht mit dem Hauptexportprodukt zurückkam“, lacht der Sänger. „Ich interessierte mich schon immer für andere Richtungen, zudem ist auf Jamaika auch sehr viel Sound von den 50er, 60er und 70er omnipräsent. Daher ist es für mich kein Widerspruch, sondern eher eine Weiterentwicklung. Ich wollte einfach einmal ausbrechen.“ Im TapTab kam am Freitag und Samstag die neue Musik sehr gut an. Phenomden mischte am Abend geschickt die groovigen Soulnummern mit den schweisstreibenden Reggae-Dancehall-Hits zu einem perfekten Cocktail. Nicht nur bei „Eiland“, sondern auch bei „Nume Drum“ war der Partyvulkan explodiert. Die brennende Lava setze die Tanzfläche unter Feuer und sorgten dafür, dass die Gäste keine Sekunde ihre Füsse stillhalten konnten. „Die Leute sagen mir oft, ich hätte so wahnsinnig viel Energie auf der Bühne“, erklärte Phenomden. „Aber ich habe das Gefühl, ich bekomme diese Energie vom Publikum. Wenn es connectet und Emotionen auslöst, dann animiert mich das auch, noch mehr Gas zu geben.“

Texte mit Tiefgang

Bei Phenomdens Musik schimmert inhaltlich immer wieder durch, dass er nicht nur unterhalten will. Er fordert beispielsweise auf, abstimmen zu gehen oder sich sozial zu engagieren. „Für gute Werte einzustehen, finde ich nach wie vor gleich wichtig, wie Lebensfreude zu vermitteln“, so der Musiker. Dieser inhaltliche Tiefgang ist sicher ein Teil seines Geheimrezeptes. Das Doppelkonzert im TapTab war zweimal ein grosser Erfolg. Eines wurde ganz klar: Die Sympathie und Begeisterung des Sängers zur Munotstadt beruht definitiv auf Gegenseitigkeit.

Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am 25.10.2021 in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten„.