Latino-Astronaut mit deftigem Hüftschwung

Der Sänger Loco Escrito brachte am Samstagabend das ausverkaufte „Stars in Town“ auf dem Herrenacker mit seinem Mix aus Reggaeton und Latino-Pop zum Tanzen. Ein Konzertbericht von Hermann-Luc Hardmeier.

Bildlegende: Er rockt, er animiert und feiert auf der Bühne: Loco Escrito. (Bericht: Hermann-Luc Hardmeier, Bild: Melanie Duchene)

„Er bringt den Sommer nach Schaffhausen“, freute sich Nora Fuchs, Pressesprecherin von Stars in Town. Cool und lässig mit Sonnenbrille, transparentem Flanellhemd und weissen Hosen betrat Loco Escrito die Bühne. 6500 Besucher auf dem ausverkauften Herrenacker wollten den Latino-Sänger mit kolumbianischen Wurzeln sehen. Mit seinen Songs wie „Adios“, „Sin Ti“ oder „Arriba“ öffnete er schnell die Herzen der Zuhörer. Nicolas Herzig, wie Loco Escrito mit bürgerlichem Namen heisst, hat kolumbianische Wurzeln. Spätestens seit 2020 sollte man seinen Mix aus Reggaeton und Latino-Pop kennen, da er in jenem Jahr mit seinem dritten Album „Estoy bien“ die Nummer eins der Schweizer Albumcharts erobert hatte. Am Stars in Town wurde zu seiner Musik getanzt und mitgesungen. Der Protagonist machte es auf der Bühne vor und legte einen Hüftschwung an den Tag, der Shakira vor Neid erblassen liesse. „Spanisch wird die fünfte Landesprache“, forderte der Sänger und ein begeistertes Echo schallte ihm entgegen. Loco Escrito war sichtlich glücklich mit der guten Stimmung im Publikum und sagte: „Schaffhausen, geht ab bis zum Mond rauf.“ Der Latino-Astronaut steuerte bei dieser rasanten Fahrt ins All das Raumschiff gleich persönlich. Mit an Bord war seine sechsköpfige Band. Auch sie waren bei der musikalischen Reise durch die Galaxie ganz in weiss gekleidet. Loco Escrito hatte sein Set so aufgebaut, dass er eher ruhig startete und danach kräftig aufdrehte. Ein erstes Ausrufezeichen setzte er mit dem Song „Mamacita“. Der Zuruf, den man in Südamerika an eine hübsche Frau richtet, war kollektiv im Refrain zu hören. Die Hände schnellten in die Luft und der Herrenacker hatte sich in einen Partyacker mit euphorischer Tanzstimmung verwandelt. „Bis jetzt habe ich euch verziehen, wenn ihr eure Energie gespart habt. Aber nun müsst ihr wirklich Vollgas geben“, rief der Sänger in die Menge und stimmte seinen Song „Contigo“ an. „Er rockt, er animiert, er feiert“, sagte Besucher Simon Thoma. „Er macht das extrem gut.“ Gleich vor der Bühne stand Alya Limacher, die ebenfalls begeistert war: „Es erinnert mich an mein Austauschsemester in Chile. Das Feuer der südamerikanischen Musik bringt er perfekt rüber.“ Songs wie „Punto“, „Tu mirada“ und „El Ayer“ folgten. Das Finale setzte Loco Escrito mit dem Lied „Amame“. Der Künstler hatte damit die Besucher wundervoll auf die kommenden Bands des Abends eingestimmt und mit seinem musikalischen Flammenwerfer das Eis zum Schmelzen gebracht.

Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am 8. August 2022.

Ein sehr leckerer Reggae-Cupcake

An der „Down by the River” feierten die Besucher einen Sommertag mit schwimmen, tanzen und einem Reggaekonzert am Samstag in der „Rhybadi“ Schaffhausen. Von Hermann-Luc Hardmeier.

Bildlegende: Die Rhybadi bot am Samstagabend ein schönes Ambiente für ein sommerliches Reggaekonzert. (Bericht: Hermann-Luc Hardmeier, Foto: Mike Kessler)

«Richtig erfrischend!», freute sich ein Gast, der soeben aus dem Wasser in der Rhybadi kletterte. Während am Samstagnachmittag die Sonne brannte und die Leute badeten, feuerte das Realrock-Soundsystem die ersten gemütlichen Reggaehits aus den Boxen. Die Veranstaltung «Down by the River» sorgte nicht für eine Revolution im beliebten Rheinbad, sondern transportierte die Besucher auf sanften Klangwolken Richtung Jamaika. «Die Rhybadi eignet sich super für eine solche Veranstaltung», sagte Claudio Burri vom Realrock-Soundsystem. Er erklärte, dass der Tag eigentlich aus drei Teilen bestehe. Das gemütliche Geniessen am Nachmittag, welches viele Familien anlocke, das Konzert für die Kulturfreunde und als dritten Teil die Afterparty mit DJs und Barbetrieb für die Tanzfreudigen. Die Veranstaltung findet nun zum 5. Mal statt und begeisterte die Besucher bereits mit den Bands Skarra Mucci (JAM), Basement Roots (CH), Jr. Tshaka (CH) und Samora (NED). «Für mich ein Highlight: Samora, die letztes Jahr bei uns in der Rhybadi gespielt hat und dieses Jahr auf den grossen Bühnen der Festivals, z.B. Afro-Pfingsten sowie Lakesplash auftritt», schwärmte Claudio Burri. Auch Stefano Domeniconi vom Rhybadi-Team ist zufrieden: «Down by the River zieht viele Besucher an, ohne dass wir dafür gross Werbung machen müssen. Viele Leute kommen schon Wochen zuvor und sagen, dass sie sich sehr darauf freuen. Die familiäre Stimmung und die good Vibes in der Luft sorgen jeweils für einen grossartigen Tag.»

Vom Snowboard auf die Bühne

Während sich um 21 Uhr die Band für ihren Auftritt bereit machte, dunkelte es langsam ein. Die fünfköpfige Combo Mighty Roots versorgten Sängerin Jo Elle mit powervollen Reggaeklängen. Jo Elle jagte früher als Proi-Snowboarderin über die weissen Pisten, bevor sie ihre Leidenschaft für die sanften Töne der Karibikinsel entdeckte. Von Laax und St. Moritz hat sie nun nach Montego Bay und Kingston Town gewechselt. «Ich freue mich auf den Reggae-Tag in der wunderschönen Rhybadi», sagte sie vor ihrem Aufritt.» Während sie loslegte, sassen die Besucher eher ein bisschen scheu am Beckenrand oder auf den Holzbrettern am Boden. Einige Kinder tanzten und spielten mit einem Ball. Doch die Offbeat-Klänge massierten intensiv die Kniekehlen und die rauchig, soulige Stimme von Jo Elle sorgte für das passende Topping auf diesem äussert leckeren Reggae-Cupcake. Die Zuschauer waren nun aufgewacht und sammelten sich vor der Bühne. Einige tanzten oder wippten mit im Takt. Die Musik nistete sich in ihren Ohren ein und liess sie nicht mehr los. «Mein Herz brennt nun schon seit 20 Jahren für Reggae und die Musikrichtung hat in Schaffhausen noch immer viele Zuhörer», freute sich Claudio Burri über den Sound und den Event. Auch die Besucher waren begeistert. «Einfach die perfekte Atmosphäre hier», lobte eine Besucherin die «Down by the River», während eine andere wünschte: «Müsste es öfters geben. Von mir aus auch sehr gerne mit ein bisschen mehr Schub in den Boxen.» Als das Konzert endete, waren die Besucher noch längst nicht müde und feierten eine gemütliche und tanzfreudige Afterparty zu weiteren Klängen aus Bob Marleys vielfältiger Plattensammlung.

Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am Montag, 11. Juli 2022.