Punkinferno und Pogo-Stimmung

«Wollt ihr einen Donut haben?», fragten zwei fröhliche Kinder die Gäste vor der Kammgarn. Der Punkrock-Konzertabend war gleichzeitig das 30-jährige Jubiläum des einzigen Skate-Shops in Schaffhausen «Work4Donuts» und deshalb gab es das Markenzeichen des Ladens vor Konzertbeginn gratis zum Geniessen. «Ich habe früher selber Ska-, Punk- und Hiphopkonzerte wie Millencolin oder Sense Unique organisiert», erklärte «Work4Donuts»-Inhaber Claudio Biedermann. «Deshalb wollte ich zum Jubiläum bei einem Revival mit deftigem Sound mitwirken.» Als Vorband sauste ein Tornado namens «The Drowns» durch die Konzerthalle. Feuer und Flammen züngelten aus den Lautsprechern, als die vier Amerikaner aus Seattle loslegten. Das Publikum war noch etwas verhalten in der proppenvollen Tanzarena. Doch das sollte sich bald ändern. «No Fun At All» aus Schweden liessen den vorherigen Tornado wie ein laues Lüftchen aussehen. Die Stimme des Frontmanns Matthias «Micke» Olsson war ein wütender Sturm, der über die Menge hinwegfegte und sie mit roher Energie mitriss. Die Texte voller Wut und Leidenschaft brannten sich in die Trommelfelle der Zuhörerinnen und Zuhörer und sorgten für eine Eskalation auf der Tanzfläche. Es wurde nicht einfach mitgeschunkelt, sondern wilder Pogo getanzt. So wild, wie es die Kammgarn schon lange nicht mehr gesehen hat. Während Songs wie «Shine» und «Suicide Machine» erklangen, startete eine leidenschaftliche Fast-Prügelei mit Ellbogen und hohen Knien. Wer im Handgemenge zu Boden fiel, wurde sofort mit vereinten Kräften aufgehoben. Der Spassfaktor unter den Tanzenden war grandios, allerdings auch ein Wunder, dass sich dabei niemand verletzte. Während der Bizeps das Drummers zu platzen schien, seine Drumsticks glühten und der Bassist und die Gitarristen einen Blitz nach dem anderen in den Raum abfeuerten, spritzten immer wieder Bierfontänen in die feiernde Menge und duschten sie mit Gerstensaft. Was für eine Stimmung im Hexenkessel vor der Bühne. Immer wieder gab es Moshpits, bei welche die Tanzenden immer schneller im Kreis vor der Bühne rannten und alles mitrissen. Der Sänger genoss es und formte mit den Fingern zwei Teufelshörner. Plötzlich erschrak er, denn neben ihm stand ein splitterfasernackter Besucher, der die Bühne erklommen hatte. «Ihr seid doch alle verrückt», entfuhr es ihm lachend und der hüllenlose Mann sprang zurück ins Pogo-Höllenfeuer. «Von eurer Partylaune kriege ich Gänsehaut», freute sich Gitarrist Mikael Danielsson. Der Abend endete damit, dass die Bandmitglieder von «No Fun At All» zum Schluss unter grossem Applaus ihre Instrumente triumphierend in die Luft stemmten.

Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am Dienstag, 21. Mai 2024. Von Hermann-Luc Hardmeier.