Da staunt sogar ein Bundesrat – Elektromobil mit Schaffhauser Beteiligung

Zwei Schaffhauser Ingenieure arbeiten bei der Firma Share your Bicar AG, welche am Genfer Autosalon noch bis Sonntag das Elektromobil der Zukunft präsentiert.

hermann+luc+hardmeier

«Fantastisch! Wo kann ich das kaufen?», war eine Rückmeldung, die Markus Meier und Philipp Ganz vergangenes Wochenende gleich mehrfach zu hören bekamen. Die zwei Schaffhauser Ingenieure arbeiten bei Share your Bicar AG, ein Startup, das aus einem ZHAW-Projekt hervorging und nun kurz vor dem Takeoff steht. Am Autosalon in Genf stellten sie das Gefährt vor, das ihrer Meinung nach die Mobilitätslösung der Zukunft darstellt. «Es geht auf alle Bedürfnisse des modernen Stadtmenschen ein», schwärmt Markus Meier. Und tatsächlich kann der dreirädrige Tausendsassa mit vielen Trümpfen aufwarten. Der Bicar hat integrierte Solarzellen auf dem Dach und der Fronthaube. Damit ist er das erste Elektrofahrzeug, das keine Ladestation benötigt. Und falls es dennoch knapp wird, kann der Akku innert 30 Sekunden gewechselt werden. Dank einem Drei-Punkt-Sicherheitsgurt braucht man keinen Helm und durch die Neigetechnik in Kombination mit den drei Rädern ist es sicher in den Kurven.

Zittern wegen Zeitdruck

Schon bei der Eröffnung des Genfer Autosalons ging ein Foto durch die Medien: Bundesrat Ignazio Cassis sass im Bicar und bestaunte das energieautarke Technikwunder. Das war natürlich ein schöner Moment für die junge Firma und entschädigte auch ein wenig für die Hektik im Vorfeld. Die Möglichkeit, in Genf auszustellen, kam relativ kurzfristig. «Dadurch hat sich der Terminplan sehr plötzlich verschärft und wir hatten ein paar Momente, in denen wir die Teilnahme ernsthaft in Gefahr sahen», erklärte Philipp Ganz. Schliesslich aber ging alles glatt und Bicar war nicht nur am Autosalon präsent, sondern hatte dank e’mobile – Electrosuisse eine zentrale Stelle mit viel Laufkundschaft. Natürlich erntete das kleine Elektrokerlchen auch viele skeptische Blicke, denn nicht alle Besucher der Messe setzen auf Nachhaltigkeit. «Es gibt Produkte mit ökologischem Fussabdruck und die Luxussparte», erklärt Markus Meier. «Ein Aussteller tunte beispielsweise Bugattis und spricht damit Millionäre an. Die belächeln uns natürlich ein wenig.»

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Ölscheich zeigt Interesse

Doch Philipp Ganz weiss von einem besonderen Highlight zu berichten: «Am Freitag kam ein Ölscheich an unseren Stand. Er setzte sich sogleich in den Bicar und war sichtlich begeistert. Er wollte sich für sein Land gleich die exklusiven Verkaufsrechte sichern. Das war schon eine ziemliche Überraschung.» Doch zunächst möchte die Firma Share your Bicar AG Schritt für Schritt vorgehen und als erstes im Sommer in einer Pilotphase Bicars als eine Sharinglösung (zur Kurzzeitmiete) in mehreren Städten am Kunden testen. Unter anderem in Winterthur. In Zukunft sollen die Bicars dann auch für Firmen als Ergänzung zur Flotte und für Privatpersonen zur Verfügung stehen. Damit dieses Projekt und die geplante Produktion von den ersten 50 Bicars gelingen kann, ist man nach wie vor auf der Suche nach Investoren und bietet für Interessierte Testfahrten an.

Bald in Schaffhausen?

Wann fährt der erste Bicar in Schaffhausen? Die Frage drängt sich auf, da vom fünfköpfigen Bicar-Team immerhin zwei Ingenieure aus der Munotstadt sind. Gerade in den Zeiten, wo die ersten deutschen Städte ein Dieselfahrverbot verhängen, lobt Philipp Ganz das Elektrofahrzeug als «echten Mehrwert für die Gesellschaft und Umwelt.» Und Markus Meier präzisiert: «Der Bicar hat eine Reichweite von 30 km und kann mittels der Solarzellen um 15 km erweitert werden. Somit ist er ideal für die sogenannte letzte Meile.» Er könnte sich gut vorstellen, dass er beispielsweise den Bahnhof mit dem Ebnat und dem Ringpark ausserhalb des Busfahrplans oder die verschiedenen Standorte der Cilag für die Mitarbeiter verbindet. Zukunftsmusik oder baldige Realität? Die Investorensuche läuft und die Pilotphase ist fest geplant. Der Erfolg wird zeigen, ob und wann Bicar in die Serienproduktion geht. Eines steht für Markus Meier auf jeden Fall fest: «Es ist eine einmalige Chance, an so einem Zukunftsprojekt mitzuarbeiten. Ich bin gespannt.»

Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am 13. März 2019.