Der Daniel Düsentrieb des Theaters

Der Erfinder Stefan Heuss sorgte am Freitag in der Kammgarn mit seinen skurrilen Maschinen für Heiterkeit. Von Hermann-Luc Hardmeier.

Ein automatischer Babywickler, eine Fonduemaschine oder eine Blumensamengranate? Kein Problem ist für den Erfinder Stefan Heuss zu komplex, als dass er sich nicht eine kreative Lösung dafür ausdenken könnte. Der Daniel Düsentrieb des Theaters wurde durch seine Auftritte mit dem St. Galler Mundartkünstler Manuel Stahlberger alias Stahlbergerheuss bekannt. Spätestens seit seinen Auftritten in der Satiresendung Giacobbo/Müller kennt ihn die halbe Schweiz. Am Freitagabend besuchte er nun im Rahmen seiner Tournee „Die grössten Schweizer Patente“ die Kammgarn. Eingeladen hatte ihn das Schauwerk.

Ohne Drohne und Kran

Auf der Bühne war eine kleine Werkstatt mit den skurrilsten Maschinen und einer grossen Leinwand für Präsentation aufgebaut. Der Musiker Dide Marfurt untermalte den Abend mit seinen Instrumenten. Er starte mit einem Drehorgel-Dudelsack, der ebenfalls aus der Konstruktionsküche von Stefan Heuss zu kommen schien. Die grosse Frage war, wie würde Stefan Heuss auf der Bühne erscheinen? Würde er sich auf einer Drohne einschweben lassen, mit einem Knall und viel Rauch wie ein Magier oder hätte er gar für den Kran in der Kammgarn einen Adapter konstruiert, der ihn einschweben liesse? Alles weit gefehlt. Mit breitem Lächeln und ohne grosses Tamtam stolzierte der gelernte Gärtner hinter dem Vorhang hervor und begrüsste die Gäste herzlich.

Kabelrolle für die Handtasche

„Ich zeige Ihnen heute Prototypen direkt aus meiner Werkstatt“ und zog als erstes einen aufgemotzten Kinderwagen hervor. Ein automatisch steuerbares Verdeck und ein Einschlaf-Rüttler, der auf akustische Signale reagiert, waren nur einige der Tunnings, welche der sonst so harmlose Alltagsgegenstand erfahren hatte. Einzig das Problem der Stromzufuhr schien noch nicht gänzlich gelöst zu sein. „Nehmen sie einfach eine handelsübliche Kabelrolle, die in jede Handtasche passt“, meinte der Tüftler dazu mit einem Augenzwinkern. Als nächstes zeigte Stefan Heuss, wie er eine Baustelle zur Wellnessoase umfunktionieren konnte. Für die Säbelsäge hatte er einen Massagehandschuh aus Silikon entwickelt, der nach jedem Arbeitsgang für Entspannung sorgte. „Dank meinem Wellnessadapter bin ich sofort wieder total locker drauf“, pries Heuss das Produkt an. Als er schliesslich noch eine Peelingscheibe für den Winkelschleifer zeigte, musste aber auch er eingestehen, dass nicht jedes Gerät ideal für den Spa-Bereich wäre. „Ich kämpfe noch mit einer Lösung gegen die hohe Drehzahl“, erklärte er und löste damit im Saal grosses Gelächter aus.

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Bild: Stefan Heuss mit seiner genialen Erfindung «Speed-Brush» für die effiziente Tagesfrisur am Morgen. (Foto: Phillip Schmanau, Bericht: Hermann-Luc Hardmeier)

Humor trifft auf Technik

Obwohl die Geräte des Maschinengenies zuverlässig viele Alltagsprobleme lösten, waren sie oft absichtlich unhandlich, etwas umständlich und für ahnungslose Passanten nicht ganz ohne Verletzungsrisiko. Dies in Kombination mit den technischen Erklärungen sorgte für grosses Amüsement unter den Besuchern. Sei es der pneumatische Schuhabsatz für Higheels, der Bratwurst-Niedergar-Adapter, Wasserwanderschuhe für den Zürichsee oder ein Akkubohrer und ein Industriegebläse, mit dessen Hilfe man in 1.38 Minuten einen Weihnachtsbaum schmücken konnte. Der Höhepunkt des Abends war aber sicherlich, als Stefan Heuss seinen „Speedbrush“ vorstellte. Dies war ein Gerät, das jedem Morgenmuffel viel Zeit spart, da es mit drei grossen Bürsten und Haargel-Einspritzung für die perfekte Morgenfrisur im Turbotempo sorgte. Wahlweise mit Oswald-Grübel- oder Justin-Bieber-Effekt. Ist Stefan Heuss der genialste Erfinder aller Zeiten oder einfach nur ein Wahnsinniger, der Technologien für Unsinniges zweckentfremdete? Der Abend liess diese Frage offen und hatte vor allem eines: Einen extrem hohen Unterhaltungsfaktor.

Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am 25. März 2019.