Der König der guten Laune heizte deftig ein

Reggaemusiker Dodo nahm die Gäste in der Kammgarn am Samstagabend mit auf eine musikalische Reise nach Jamaika und erklärte, warum er jeden Morgen kalt duschen muss. Eine Konzertkritik von Hermann-Luc Hardmeier.

Bildlegende: Dodo verwandelte die Kammgarn mit seiner Energie in eine Partysauna. (Foto: Michael Kessler. Bericht: Hermann-Luc Hardmeier)

„Ich sorge dafür, dass eure Stimmen für Dodo schon einmal warmgesungen sind“, animierte Rita Roof am Samstagabend als Vorband das Publikum in der Kammgarn. Normalerweise steht sie als Backgroundsängerin von Nemo, Lo & Leduc und auch Dodo im Hintergrund, doch heute war alles anders: „Ich sagte immer, irgendwann kommt mein eigenes Album. Niemand glaubte daran, doch heute ist es soweit“, freute sie sich. Humorvolle Songs über ihr Handy, Powerlieder wie „Ich und mini Girls“ oder die Ballade „Abe an Fluss“ zeigten ihr breites Spektrum. „Sorry Dodo, ich will nicht gehen. Es macht mir einfach zu viel Spass“, scherzte sie und spielte noch eine Zugabe.

Mafiahut und Schiffscontainer

Kurz danach war es dann Zeit für den Hauptakteur des Abends. Hippie-Bus-Sänger Dodo erschien auf der Bühne und die Herzen flogen ihm bereits beim ersten Song entgegen. Er trug seinen obligatorischen Mafiahut und eine kreative Anzugkombination, bei welchem Hochwasserhosen auf eine edle Weste trafen. Die Bühne war wie ein roter Schiffscontainer dekoriert, mit einem übergrossen Dodo-Logo. Der Bühnenschmuck wies auf die Tour hin, welche der Sänger im Frühjahr 2020 unternehmen wollte. Mit dem selbstgebauten Studio im Schiffscontainer wollte er um die Welt tuckern und mit seinem schwimmenden «Ministry of Good Vibes» seine afrikanischen Wurzeln finden. Der 44-Jährige ist in Kenia auf die Welt gekommen und verbrachte seine früher Kindheit in Abidjan. Corona durchkreuzte die Pläne und nun erzählt sein Album «Pass» eher von einer Reise über den Vierwaldstättersee oder einer Wanderung auf dem Furkapass als von einer Kreuzfahrt übers Mittelmeer und eine abenteuerliche Reise nach Kenia.

Kalte Dusche zum Frühstück

Dominik Jud, wie Dodo im bürgerlichen Leben heisst, ist mit Schaffhausen verbunden. Eins seiner ersten Konzerte vor rund 26 Jahren spielte er im TapTab mit den Berner Rappern von „Chliklass“. Damals hies Dodos Crew „Heimlich Pheiss“. Zudem war Dodo nicht nur bereits in der Kammgarn, sondern auch immer wieder als Gast in der Reggae-Show von Radio Rasa. Ein Markenzeichen von Dodo ist seine unglaublich gute Laune, wenn er jeweils auf die Bühne tritt. Er nennt sich deshalb selbst auch „Minister of Good Vibes“. Im Interview vor dem Konzert erklärte er, dass er ein sehr ausgeglichener Mensch sei und ihm eine Kombination aus Meditation und einer kalten Dusche die Energie für den Tag gebe. „Ich bin emotional immer bereit, den besten Tag meines Lebens leben zu können. Zudem bin ich authentisch und glaube daran, dass man genau das zurückbekommt, was man bereit zu geben ist.“ In der Kammgarn sprang am Samstagabend dieser Funken sofort auf die Gäste. Sie sangen mit, schwenkten die Hände, zeigten kollektiv das Peace-Zeichen oder liessen sich von Dodo Tanzschritte zeigen, um mit ihm sodann im Gleichschritt Party zu machen. Unter den Besuchern waren nicht nur Partygänger und Reggaefans, sondern auch Familien mit Kindern, die jede Textzeile begeistert mitsangen. Zudem war auch eine Hexe und ein Skelett zu sehen, welche sich passend zu Halloween kostümiert hatten. Dodo zeigte sein Talent als König der guten Laune. Doch gab es von ihm nicht nur Stimmungskracher wie „Hol de Rum“ zu hören, sondern auch nachdenkliche Songs. Mit der Aufforderung „Heb dure“ widmete er ein Lied „allen, die unter Corona leiden oder gelitten haben“. Besonders gelungen war auch der Einstieg mit „Odyssee“. Im Duett mit Rita Roof startete er den Reggaesommer in der Kammgarn. Seine Reise an die warmen Strände von Jamaika boten einen schönen Kontrast zu den derzeit kalten Temperaturen. Keine Frage: Dodos Herz schlägt zu 100% für die Musik aus Kingston. „Reggae hat den perfekten Beat, um meine Botschaft verbreiten zu können“, erklärt der Künstler. „Heruntergebrochen ist meine Kernaussage: Hör nicht auf, das zu machen, was du liebst. Das kann politisch, sozialkritisch oder humoristisch umgesetzt werden.“ Ein Highlight der Show war sicherlich, als der Hit „Hippie-Bus“ erklang und die Besucher in kollektive Ekstase versetzte. Die Discofinger glühten in der Luft und der Saal verwandelte sich in eine kochende finnische Sauna kurz vor dem Siedepunkt. Dodo hatte mittlerweile die Ärmel hochgekrempelt und seinen Mafiahut zur Seite gelegt. Die Gäste feierten mit ihm eine wilde Party und verabschiedeten ihn zum Schluss mit grossem Applaus.

Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am Montag, 1. November 2021.