Wenn der NASA-Forscher am Poetryslamabend auftritt

Am Samstagabend standen keine DJs, sondern junge Wissenschaftler auf der Bühne im Chäller Schaffhusen und kämpften beim Science Slam um den Sieger-Whiskey. Von Hermann-Luc Hardmeier.

Wenn man Poetryslam und universitäre Forschung in den Mixer steckt, so erhält man das kreative Format Science Slam. Sechs junge Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen traten am Samstagabend im Chäller gegeneinander an. Sie erklärten humorvoll, ironisch und entstaubt ihre Forschungsthemen. Die meisten von ihnen trugen Doktortitel und sind normalerweise nicht in Tanzlokalen, sondern an der Uni zu finden. Jeder von ihnen hatte zehn Minuten Zeit, um das Publikum zu überzeugen und damit den Sieger-Whiskey zu gewinnen. Den Start machte Altgermanist Simon Hauser. Er hatte das 600 Jahre alte „Buch des Gehorsams“ untersucht, welche eine Klosterreform zum Ziel hatte. Man erfuhr von ihm beispielsweise, dass vor der Reform Nonnen oft von einem „Spaziergang“ schwanger zurückkehrten. Verständlicherweise wurde das in den konservativen Kreisen nicht gerne gesehen und man wollte dies mit „geeigneten Massnahmen“ verhindern. Biologin Gabriela Schenker richtete danach ihr Augenmerk auf das Thema Liebe und erklärte mit trockenem Humor, warum beispielsweise Seitensprünge aus evolutiver Sicht sinnvoll sind. Neurowissenschaftlerin Wiebke Schick verglich ihr Forschungsgebiet mit einer Dating-App und Statistiker Mehmet Akzösen eröffnete seine Präsentation zur Geschlechterfrage mit James Bond-Musik und Sonnenbrille. Beinahe holte sich der Astrophysiker Daniel Angerhausen den Sieg, als er über seine Zeit bei der Nasa und der Suche nach Leben im Weltall erzählte. Das Rennen entschied jedoch Mathematikerin Judith Alcock-Zeilinger mit „Symmetrie von Objekten“. Sie erklärte dies anhand von Biergläsern und dem Spiel „Schiffe versenken“ so anschaulich, sodass sie wahrscheinlich der Wunschtraum jedes verzweifelten Schülers im Matheunterricht wäre. Egal auf welcher Schulstufe. „Es war nicht nur spannend, sondern auch humorvoll“, bilanzierte Organisatorin Simone Hörtner von der Naturforschenden Gesellschaft erfreut und passend den gelungenen Abend.

Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am Montag, 15. November 2021. Von Hermann-Luc Hardmeier.