Die Crimer-Socken sind auch dabei

Alexander Frei alias Crimer spielt am Samstag in der Kammgarn und erzählte im Interview, was er mit Batman gemeinsam hat und wie er Opfer eines Internet-Perverslings wurde.

Hast du einen Bezug zu Schaffhausen?
Ja, musikalisch ist die Munotstadt kein Neuland für mich. Wir hatten einen superschönen Auftritt in der „Rhybadi“ und einen tollen Gig am „Stars in Town“. Zudem war ich an der Olma, als Schaffhausen Gastkanton war. Ich war im Schaffhauser Zelt habe dort auch eine Schaffhauser Wurst genossen.

Eine Schaffhauser Wurst?
Oder was gibt es bei euch für Spezialitäten?

Beispielsweise Schaffhauser Zungen oder „Bölletünne“.
Hmm, klingt gut. Vielleicht komme ich in der Kammgarn ja in den Genuss. Es ist immer schön, etwas Regionales zu entdecken.

Wie kamst du zur Musik?
Ich habe BWL und Kommunikationswissenschaften studiert. Musik hat mich aber immer stärker interessiert als ein 0815-Job. Ich trat einem Kirchenchor bei, gründete später zwei Bands und spielte Popmusik. Ich stellte fest, dass ich ein Flair für’s Gitarrenspielen hatte.

Mittlerweile ist Gitarrenspielen für dich ja auch nicht mehr so einfach?
Du meinst wegen meinen langen Nägeln? (lacht). Ja, die Nägel haben Priorität. Auf der aktuellen Tour spiele ich auch nicht Gitarre. Ich konzentriere mich auf’s Tanzen und Singen.

Wirst du dir den neuen Batman-Film im Kino anschauen?
(Lacht). Du sprichts meinen Streit mit DC Comics an. (Anmerkung der Redaktion: Crimer hiess früher Batman und bekam mit DC Comics deshalb Zoff. Sie drohten ihm mit einem Rechtsstreit, wenn er nicht den Namen wechsle) Ich gehe den Film definitiv schauen. Batman ist ein bisschen düsterer und böser geworden. Klingt ziemlich vielversprechend.

Hast du dich eigentlich deshalb «Crimer» genannt, weil dir DC Comics etwas Kriminelles vorwarf?
Nein. Mich faszinierten Superhelden wie Wolverine oder Batman schon immer. «Crimer» klingt nach Chromstahl und fiel mir ein, weil es doch auch ein cooler Name für einen fiktiven Superhelden wäre.

Das Thema ist für dich also abgehakt?
Ja, voll. Ganz selten werde ich noch als Batman begrüsst, dann muss ich lachen.
Wie bist du darauf gekommen, Musik der 80er-Jahre zu machen?
Mit meinen ersten Bands „The Axxess» und später «BrefSunAjax» spielte ich Popmusik. Dann kam meine Solokarriere und mich faszinierte von Anfang an der Synthesizer. Es ist lustig, sobald man dieses Instrument bedient, wird man einer musikalischen Dekade zugeordnet.

Stört es dich in dem Fall, wenn man deine Musik als 80s bezeichnet?
Nein. Menschen sind oft froh um „Schubladen“ und ich habe kein Problem damit.
Wenn du eine Traumband zusammenstellen könntest, wer wäre mit dir auf der Bühne?
Ich habe schon einige Vorbilder. Phil Collins wäre in jedem Fall am Schlagzeug dabei. Michael Jackson ohne seine düstere Geschichte sollte mit mir Tanzen und Mitsingen. Er würde mich aber sicherlich in den Schatten stellen. Mir gefallen aber auch die Pointer Sisters. Oder Rick Astley „Never gone let you down…” (Er singt das Lied). Das kennst du sicher. Jeder kennt es.

Ich sehe schon, die Kammgarn kann sich auf eine geballte Ladung 80er am Samstag gefasst machen.
Auf jeden Fall. Aber ich zwinge dem Publikum keine Zeitreise auf. Man sollte das vielleicht in der Coronazeit nicht sagen, aber ich versuche, die Leute mit meinem Fieber anzustecken. Es wäre schön, wenn in der Kammgarn der Teufel los wäre.

Was ist das Beste und Schlimmste, was du bisher auf deinen Touren erlebt hast?
In Polen waren wir einmal auf einem schumrigen Festival und hatten ein sehr mulmiges Gefühl. Aber die Leute flippten schon bei der ersten Zeile aus. Das war irre und wunderschön zugleich. Negatives fällt mir nicht viel ein. Ich bin weder von der Bühne gefallen noch wurden wir ausgeraubt. Aber letzte Woche war plötzlich ein Fuchs in unserem Bandraum. Das war dann schon speziell.

Um was geht es in deinen Texten? Hast du eine Botschaft?
Ich sitze nicht hin und suche nach philosophischen Themen. Das schönste finde ich, wenn ich über ein persönliches Thema sprechen kann und es für andere eine Bedeutung hat.

Zum Beispiel?
Beim Lied „Never enough“ geht es darum, dass ich als Teenager auf einen Internetperversling hereingefallen bin. Es ist eine mega persönliche Geschichte. Aber ein relevantes Problem unserer heutigen digitalen Gesellschaft. Ein Song kann auch einfach nur Fun machen oder belanglos sein. Man soll auch mal abschalten können.

Was dürfen wir von dir in der Zukunft erwarten?
Das Konzert am Samstag wird eine Explosion in der Munotstadt auslösen. (lacht). Danach wird sicher bald das nächste Album folgen und ich freue mich extrem auf die Festivalsaison. Ich hoffe sehr, dass diese endlich wieder stattfinden kann.

Abschlussfrage: Stimmt es eigentlich, dass man bei dir nach dem Konzert Socken kaufen kann?
Ja, die legendären Crimer-Socken habe ich immer dabei. Man kann damit zwar nicht so komisch tanzen wie ich, aber es ist ein bisschen bequemer.

Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am 21.2.2022. Von Hermann-Luc Hardmeier.