Vortrag: Bombardierung von Schaffhausen am 1. April 1944

Am 1. April fand an der Berufsmaturiät ein Vortrag von Dr. Matthias Wipf zur Bombardierung von Schaffhausen im 2. Weltkrieg statt. Von Hermann-Luc Hardmeier.

Bild: Luc Hardmeier und Matthias Wipf inmitten der 70 Lernenden. (Foto: Marco Eugster, Bericht: Hermann-Luc Hardmeier)

Genau 78 Jahre ist es her, dass die Alliierten einen Bombenregen auf die Ostschweiz niederliessen. Der tragische Vorfall ereignete sich am 1. April 1944. Im Rahmen des Geschichtsunterrichts an der Berufsmaturität fand unter der Leitung von Geschichtslehrer Luc Hardmeier ein Vortrag mit dem Historiker Dr. Matthias Wipf am Freitag in der Aula des Hauptgebäudes statt. Matthias Wipf erklärte, wie die Piloten ursprünglich Ludwigshafen bombardieren wollten und anschliessend Schaffhausen wegen Navigationsfehlern, dem Ausstieg des Radars und der Lage von Schaffhausen auf der „falschen“ Seite am Rhein verwechselten. Sie dachten, sie hätten eine deutsche Stadt unter sich. Als sogenanntes Gelegenheitsziel (Target of opportunity) wollten sie ihre Bombenlast loswerden und begingen den fatalen Irrtum. In Ludwigshafen hätten sie die IG Farben zerstören wollen. Dort wurde unter anderem das Gas Zyklon B hergestellt, mit welchem die Nazis ihre fürchterlichen Verbrechen im Holocaust begingen. Schaffhausen hatte das Pech, dass an diesem nebligen Tag genau über der Munotstadt die Wolkendecke aufgerissen war und daher den Flugzeugen ein ideales Ziel bot: Innerhalb von 40 Sekunden fielen 400 Bomben. 40 Menschen starben und die ganze Schweiz blieb geschockt zurück. Der Bahnhof erlitt einen Volltreffer, dort starben 18 Menschen. Auch getroffen wurden ca. 50 weitere Gebäude wie das Industrie-Quartier Mühlenen, das Regierungsviertel und der Fronwagplatz. Die US-Regierung entschuldigte sich umgehend und bezahlte eine Wiedergutmachung von 40 Millionen US-Dollar. Insgesamt gab es in Schaffhausen 544 Luftalarme. Die Bevölkerung nahm die Überflüge des US-Militärs zunehmend als Schauspiel wahr und schützte sich nur noch teilweise mit dem Gang in die Luftschutzbunker. Wahrscheinlich hätte es etwa 1/3 weniger Opfer geben können, hätte man sich ordnungsgemäss verhalten. An diesem 1. April war Schaffhausen und die Schweiz plötzlich mitten im 2. Weltkrieg. „Ein Schreckenstag“ wie die Zeitung Schaffhauser Nachrichten damals titelte. Die 70 Lernenden in der Aula des Hauptgebäudes der Berufsmaturität nutzten den Anlass, um viele Fragen an den Experten zu stellen und es entbrannte eine spannende Diskussion. Auch Vergleiche mit dem Ukrainekrieg wurden gezogen. Das Ereignis ist absolut tragisch. Der Anlass war an diesem Jahrestag dennoch sehr wichtig und hat den Geschichtsunterricht anschaulich, einprägsam und höchst interessant bereichert.

Von Hermann-Luc Hardmeier