Eine rasante Reise mit dem Techno-Raumschiff von Pablo Nouvelle

Am Samstagabend kombinierte Pablo Nouvelle Techno und Visuals zu einem mitreissenden Event im Taptab. Ein Konzertbericht von Hermann-Luc Hardmeier.

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Pablo Nouvelle rockte am Synthesizer die Stimmung im TapTab. (Foto: Phillip Schmanau, Bericht: Hermann-Luc Hardmeier)

Im TapTab waren am Samstagabend Augen, Ohren und Tanzfüsse gefordert. Das Techno-Raumschiff von Pablo Nouvelle hob zu einem abenteuerlichen Flug ins Weltall ab. Die Rundreise im musikalischen Kosmos führte über Soul, Pop und basslästige Klänge. Pablo Nouvelles Musikstil war ein stetiger Mix aus gemütlichem Spaziergang auf dem Mond und gnadenlos geführtem Krieg der Sterne. Man wurde nicht nur zum Träumen, sondern auch zum Raven verführt. Eine einzigartige Kombination. Eingewärmt hatte zuvor das TapTab das Duo ENL. Der Begriff steht für die Aussage «Es nervt langsam» und ist genauso selbstironisch gemeint wie die Mehrheit der Texte. Das sympathische Zweiergespann brachte Mundart-HipHop an die Baumgartenstrasse. Manchmal wild, manchmal zornig, aber immer mit einem Augenzwinkern und harten Beats. Die Songs trugen Namen wie «Wurst» oder «Lustvoll sterben». Auffällig war auch das Outfit von ENL. Eine Mischung aus Warnweste und Tankstellen-Hemd, was ein weiteres Ausrufezeichen dem Auftritt der Band hinzufügte. Zum Abschluss sangen sie «Männer» von Herbert Grönemeyer und liessen die Gäste mit vielen Fragen aber auch mit einer ordentlich geweckten Tanzstimmung zurück. Nach einer kurzen Umbaupause war sodann die Stunde von Fabio Friedli alias Pablo Nouvelle gekommen. Mit Gitarrist und Schlagzeuger als Support stieg er zunächst gemütlich ein. Im Zentrum des Trios stand nicht der Gesang oder eine kreative Bühnenshow, sondern ein schlichtes Gerät namens OB-6. Der analoge Oberheim-Synthesizer sah zwar harmlos aus, aber war als Leadinstrument verantwortlich für den Hauptteil der Klänge des Abends. Ihm entlockte Pablo Nouvelle immer wieder neue Kreationen und weitere Stationen, welche das Techno-Raumschiff ansteuern konnte. Beeindruckend am Samstagabend war jedoch nicht nur die Musik, sondern auch, was sich auf den drei Leinwänden hinter der Band abspielte. Die Visuals der Musiker unterstützten den Sound perfekt. Es waren Gesichter zu sehen, welche mit einzelnen Wörtern eine Art Sprechgesang der Band hinzufügten. Es blitzte, flackerte, donnerte und rumpelte mit bunten Farben, grellem Licht und vielem mehr. Eine Achterbahnfahrt fürs Auge, bei welcher es Loopings am Laufmeter gab. Pablo Nouvelle ist ein vielseitiger Musiker, der 2016 sein erstes offizielles Album «All I Need» veröffentlichte. Schon zuvor war er vom renommierten Mixmag für seine Eigenveröffentlichung «You Don’t Understand» mit dem Label «essentiell» gelobt worden. Die zwei Scheiben sorgten für Aufmerksamkeit, worauf Pablo Nouvelle zu einer ersten Europatournee aufbrach. Später besuchte er auch Südafrika, Mosambik und Swasiland und veröffentlichte 2018 das Album «Wired». 2019 unternahm er einen Ausflug in die Klassik mit «Piano Pieces» und auf der Scheibe «Eliso Lyamu Katata» sampelte er alte afrikanische Songs aus den 50er-Jahren. Die Reise ging weiter in den Trip-Hop mit dem Album «Atlas Internet Cafe» und nun machte er im TapTab mit dem Album «Vulnerability» Halt. Die Besucherinnen und Besucher erlebten auf der Tanzfläche keine Partyeskalation, es fühlte sich eher nach einer warmen Umarmung an. Die Musik hatte jedoch einen ständigen Zug, der zum Abgehen und Mitfeiern animierte. Pablo Nouvelle schaffte es, dass innert kurzer Zeit der ganze Saal feierte und seine Musik genoss. Nach diesem rasanten Flug durchs Weltall landete das Raumschiff schlussendlich wieder sicher auf der Erde.

Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen am 28. November in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“.