Der Kuschelbär zeigte zwischendurch seine Krallen

Sänger Seven spielte am Freitagabend in der Kammgarn in Schaffhausen und erwärmte die Herzen der Zuhörer. Von Hermann-Luc Hardmeier.

Foto: Selwyn Hoffmann, Bericht: Hermann-Luc Hardmeier

„Schaffhausen, habt ihr Bock?“, wollte der Künstler Seven gleich zu Beginn seiner Show wissen und lauter Jubel von den fast 500 Besuchern schallte ihm entgegen. Die Stimmung in der Kammgarn war bombastisch. Den musikalischen Abend eröffnete Sängerin Chiara Castelli. Nur in Begleitung eines Gitarristen spielte sie ein musikalisches Set, das es in sich hatte. 2014 hatte die Musikerin als 14-Jährige bei „The Voice Kids“ mitgemacht und ist nun erstmals auf Tournee mit Seven. Mit ihren Songs wie „No time to cry“ oder „Road Runner“ überzeugte sie mit ihrer wunderbaren Stimme die Besucher. Nach ihrem Auftritt wurde die Kammgarn ganz dunkel. Vor der Bühne war ein riesiges weisses Tuch gehängt und nur eine Keyboarderin war zu sehen. Seven begann zu singen, doch der Star des Abends war nirgends zu erblicken. Plötzlich verriet ein grelles Scheinwerferlicht seinen Standort auf der Treppe inmitten des Publikums. Gemütlich spazierte er unter grossem Beifall Richtung Bühne. Die Überraschung war mehr als gelungen. Nun fiel auch der Vorhang und die siebenköpfige Band kam zum Vorschein. Die Stimmung unter den Besucherinnen und Besuchern war ausgesprochen ausgelassen. Schon beim 1. Song wurde mitgeklatscht und mitgesungen. Es fiel Seven leicht, die Gäste zu animieren. Auf seine Initiative hin schwenkten sie die Hände über dem Kopf im Takt, lernten Salsa-Schritte und groovten zu seinen Klängen mit Hüftschwung. Die Musik war eine Mischung aus Funk und Rock. Sehr gemütlich, aber auch powervoll. Der Kuschelbär zeigte zwischendurch immer wieder seine Krallen. Seven hatte einen sehr sympathischen Auftritt und erzählte zwischen seinen Liedern immer wieder Anekdoten, die zum Schmunzeln verleiteten. Einmal übertrieb er es jedoch, als er vorrechnete, dass er das letzte Mal vor 11 Jahren in Schaffhausen war. Einzelne nicht ganz ernst gemeinte Buhrufe waren zu hören. Der Schlagzeuger intervenierte schnell und versprach: „Von jetzt an kommen wir wöchentlich.“ Die Harmonie war wieder hergestellt. Musikalisch war bei Seven auffällig, dass fast alle seine Songs auf Deutsch gesungen wurden. „Wenn man auf Deutsch singt, steht man splitterfasernackt da“, sagte Seven. „Es fiel mir lange nicht einfach, doch jetzt habe ich diesen zweiten Stift im Etui und geniesse es, ihn einzusetzen.“ Seinen Song „Seele“ spielte er sodann inmitten des Kammgarnpublikums. Dafür hatte er eine kleine Bühne auf der Tanzfläche eingerichtet und liess sich nur von der Keyboarderin begleiten. So nahe am Künstler zu sein, begeisterte die Gäste. Es folgte eine Reihe von ruhigeren Songs, bei welchen er unter anderem von seinem Bruder auf dem Cello begleitet wurde. Zum Schluss des Abends drehte Seven aber nochmals kräftige auf und bat auch Chiara Castelli nochmals zum Duett auf die Bühne. Seven schickte das Publikum sodann beschwingt und glücklich nach Hause.

Am 8. Mai 2023 erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ von Hermann-Luc Hardmeier.