Julia Kubik und Manuel Stahlberger präsentierten im Theater «Alti Fabrik Flaach» am Freitagabend ihr neues Programm. Ein Eventbericht von Hermann-Luc Hardmeier.
Foto: Aussen ernst, innen kreativ. Julia Kubik und Manuel Stahlberger überzeugten am Freitag in Flaach. (Bericht: Hermann-Luc Hardmeier. Foto: Hermann-Luc Hardmeier)
«Wir wollten den Sprachraum und das Einzugsgebiet vergrössern. Aber weiter bis nach Flaach haben wirs nicht geschafft», begrüssten Manuel Stahlberger und Julia Kubik die knapp 60 Gäste zunächst auf Französisch. Offenherzig gestanden sie ein, dass ihr Französisch dazu etwas zu schlecht sei und wechselten auf Deutsch. Die Comiczeichnerin sowie Autorin Kubik arbeitete beim neuen Programm «Es wie die Sonnenuhr machen» erstmals mit dem Liedermacher und Zeichner Stahlberger zusammen. Beide leben in St. Gallen und beide haben denselben trockenen Humor, was eine spannende Ausgangslage für den Auftritt in Flaach bedeutete. Ihr erster Programmpunkt zeigte via Beamer auf einer grossen Leinwand Figuren mit Sprechblasen, welche optisch ans Französischlehrmittel «On y va» angelehnt waren. Die Dialoge wurden von den zwei auf Französisch gesprochen und waren so belanglos, dass sie wieder lustig waren. Die zwei tänzelten den ganzen Abend auf dem schmalen Grat zwischen Unterhaltung und skurriler Banalität. Der lakonische Humor, die extrem trockene Art und das emotionslose Erzählen sorgten dafür, dass sich das Publikum köstlich amüsierte. Die Show lebte genau davon, was nicht gesagt wurde. Und das Duo Stahlberger-Kubik hatte eine ganze Lastwagenladung voll trockenem Humor dabei. Sie zeigten skurrile Chatverläufe, Fotos von St. Gallen, Zeichnungen von grotesken Tieren wie beispielsweise einem angeschossenen Reh, das in den Ausgang wollte, und, und, und. Aufgemischt wurde das ganze durch Lieder von Manuel Stahlberger, bei welchen Julia Kubik abwechselnd bis zur Atemlosigkeit tanzte, Saxophon spielte oder mitsang. Die Texte nahmen gewöhnliche Alltagssituationen auf die Schippe, kritisierten, beobachteten und drifteten auch gerne ins Groteske ab. Würde man Ed Sheeran, einen Autounfall und eine St. Galler Bratwurst in einen Mixer stecken, käme dabei vielleicht der Sound des Duos am Freitagabend heraus. Das Ziel der Musik war nicht zu begeistern und musikalische Höchstleistungen zu zelebrieren, sondern lakonisch zu unterhalten, was aufs Beste gelungen war.
Foto: Hermann-Luc Hardmeier
Manuel Stahlbergers Spezialität bei den nicht-gesanglichen Elementen waren Erzählungen anhand von Fotos oder Zeichnungen, bei welchen anfänglich banale Elemente plötzlich absurde und amüsante Wendungen nahmen. So beispielsweise seine Idee, wie und wo in St. Gallen von ihm eine Statue gebaut werden müsste, wie er mit «Weihnachts-Guetsli» historische Ereignisse nachstellte oder welche Einträge er im gemeinsamen Poesie-Album aus seiner Jugendzeit entdeckt hatte. Julia Kubik überzeugte mit anfänglich trockenen Comics, welche beispielsweise eine aggressive Yoga-Lehrerin oder die helvetische Variante von «Emotional Support Animals» zeigte. Also jenen Tieren, welche ängstliche US-Amerikanerinnen und US-Amerikaner in Flugzeuge mitbringen dürfen. Highlights der Show waren sicherlich, als die zwei die Geschichte des Igels Serge erzählten, der in seinem Bau Holzskulpturen anfertigte oder die Serie von Werbeanzeigen, welche Julia Kubik entworfen hatte. Da fanden sich beispielsweise Kerzen mit Fleischgeruch, ein Kiesmäher anstatt Rasenmäher oder Weiterbildungsveranstaltungen wie BWL oder Politikwissenschaften für Haustiere. Hinter der trockenen Art von Stahlberger und Kubik versteckte sich jede Menge Kreativität und viel Humor. Dies überzeugte und beeindruckte.
Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am 30. Sept. 2024