Veranstaltungstipp: Vortrag zum Ukrainekonflikt

Morgen Dienstagabend findet im „Museum zu Allerheiligen“ in Schaffhausen ein spannender Vortrag statt. Ein Veranstaltungstipp von Hermann-Luc Hardmeier. Der Vortrag trägt den Titel «Rückkehr der Geopolitik – Die historischen Hintergründe des aktuellen Ukraine-Konflikts» und wird von Prof. Dr. Jeronim Perovic von der Universität Zürich statt. Der Verein wird vom Historischen Verein Schaffhausen organisiert.

Zum Veranstaltungsbeschrieb:

Russland und die Ukraine teilen eine lange gemeinsame Geschichte. Die Ukrainer gelten vielen in Russland als „Brudervolk“ einer all-russischen Völkergemeinschaft, die ukrainische Sprache wird oft als Dialekt des Russischen, der ukrainische Staat, der nach 1991 entstand, als ein Provisorium begriffen. Die russische Elite und weite Teile der russischen Gesellschaft tun sich schwer mit der Vorstellung einer unabhängigen Ukraine, die auf Gleichberechtigung pocht und die mit geschichtlichen Narrativen operiert, die einen eigenständigen nationalen Weg und Zugehörigkeit zu Europa betonen. Für Moskau ist die aktuelle Ukrainekrise ein Stellvertreterkrieg mit dem Westen; Russlands Präsident Wladimir Putin, der im Zerfall der UdSSR die „grösste geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts“ sieht, hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Einfluss Russlands im postsowjetischen Raum zu wahren und auszudehnen. Moskau erkennt in der aktuellen westlichen Politik gegenüber der Ukraine den Versuch, Russland weiter zurückzudrängen und zu schwächen.

Jeronim Perovic (1971) ist in Schaffhausen aufgewachsen, wo er 1991 die Matura gemacht hat. Er ist seit 2011 SNF-Förderungsprofessor für Osteuropäische Geschichte an der Universität Zürich mit Forschungsschwerpunkten russische und sowjetische Geschichte sowie Geschichte des Balkans (19.-20. Jh.). Davor arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der ETH Zürich und an der Universität Basel. Er war Gastwissenschaftler an der Harvard Universität, der Stanford Universität und am Woodrow Wilson Center in Washington, DC. Jeronim Perovic hat in Zürich und Moskau Geschichte, Politikwissenschaften und russische Literatur studiert und an der Universität Zürich promoviert und habilitiert. Zahlreiche Veröffentlichungen, u.a. zur Geschichte der sowjetisch-jugoslawischen Beziehungen im Kalten Krieg, zu den historischen Hintergründen aktueller Konflikte im Kaukasus, zum Regionalismus in der Sowjetunion und in Russland, zur russischen Aussen- und Sicherheitspolitik und zur sowjetischen/russischen Energiegeschichte. Anfang 2015 erscheint sein neues Buch „Der Nordkaukasus unter russischer Herrschaft: Geschichte einer Vielvölkerregion zwischen Rebellion und Anpassung“ (Köln: Böhlau, ca. 500 S.).

Der Vortrag beginnt um 19.30 Uhr.
Von Hermann-Luc Hardmeier.