Konzertkritik: Der Gitarrengott auf dem Stuhl

Von Hermann-Luc Hardmeier. Beim Auftritt des Bluesrockes Popa Chubby im Club „Kammgarn“ in Schaffhausen wurde Hochkarätiges geboten. Eine Konzertkritik von Hermann-Luc Hardmeier.

Auf der Bühne gemütlich auf dem Stuhl sitzen und Gitarre spielen, während die Menge kocht und im Takt applaudiert. Das war am Freitagabend die Lieblingspose von Popa Chubby in der Kammgarn. Der begnadete Bluesrock-Gitarrist spielt das Saiteninstrument wie kein Zweiter. Es war also kein Wunder, dass der New Yorker die Aktionshalle der Kammgarn problemlos füllen konnte. Er liess sich stimmgewaltig ankündigen: Er nannte sich „The Master of Desaster“, „The Beast from the East“ oder der „The Chubbfather“ in Anlehnung an den Film „The Godfather“. Doch die angekündigte Bestie war eigentlich ganz handzahm und angenehm. Vor dem Konzert stand er am Merchandising-Stand, verteilte Autogramme, posierte bereitwillig für Fotos und war auch für ein Schwätzchen zu haben. Auf der Bühne imponierte er zwar mit seiner Körpermasse, seinen Tattoos und dem Charly-Chaplin-Zylinder, doch seine Stimme war sanft, als sei sie mit Honig geölt. Ein bisschen provokativ war sicherlich sein Gitarrengurt, auf welchem eine Hand mit ausgestrecktem Mittelfinger zu sehen war. Doch war das vielleicht auch ein Symbol dafür, dass er sich keinen Deut um Regeln und Konventionen scherte.

Die Gäste waren begeistert

Wenn er Lust hatte, dann sass er auf dem Stuhl und gab von dort aus sein Konzert, wenn er ein Solo spielte, dann konnte das auch einmal zehn Minuten dauern. Einige fanden das viel zu lange, andere bejubelten genau dieses virtuose und kreative Spiel ihres Gitarrengottes. Er bediente sich neben Bluesrock auch bei Hardrock-, Reggae- und HipHop-Elementen, coverte in seinem eigenen Stil auch ab und an ein Jimy- Hendrix – Stück. Die Gäste waren begeistert. Alle klatschten den Takt, als wäre im Saal ein riesiges Metronom am Purzelbäume schlagen. „It’s good to be here“, rief Popa Chubby in die Menge. Als ihm ein Gast ein Bier anbot, lehnte er dankend ab und trank einen Schluck Wasser. Keine Frage, Popa Chubby hat seine Droge in der Musik gefunden und eine ganze Kammgarn damit angesteckt.

Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am 2. März 2015.