Der iClown Zuccolini ohrfeigte seine Kritiker

Von Hermann-Luc Hardmeier: Der Bündner Komiker Claudio Zuccolini zeigte am Samstagabend im ausverkauften Trottentheater in Neuhausen, dass die Kritik an ihm nicht berechtigt ist. Eine Theaterkritik von Hermann-Luc Hardmeier.

hardmeier+hermann+luc (2)

Bild: Das Cover der aktuellen Show von Claudio Zuccolini. (Foto: ZVG, Bericht: Hermann-Luc Hardmeier)

Claudio Zuccolini hat in seiner Karriere einen Fehler gemacht. Der Komiker tourte 2013 mit dem Circus Knie durch die Schweiz und konnte das Publikum nicht überall von seinem Humor überzeugen. Die Medien nahmen damals den Misserfolg schadenfreudig auf und schlachteten ihn genüsslich aus. „Ungeliebter Hofnarr!“ oder „Krise im Circus Knie.“ titelten die Zeitungen in grossen Lettern. Dementsprechend skeptisch waren auch einige Besucher am Samstagabend in Neuhausen eingestellt. Wird Zuccolini die Gäste langweilen? Steht ein Abend voller lauer und niveauloser Witze auf dem Programm? Obwohl solche Fragen greifbar in der Luft lagen, war das Trottentheater bis auf den letzten Platz ausverkauft. Die Zuschauer wollten ihm die Chance zum Comeback geben.

Fähigkeit zur Selbstironie

Mit grossem Begrüssungsapplaus betrat Claudio Zuccolini die Bühne und war dabei vollends als Steve Jobs eingekleidet. Mit schwarzem Rollkragenpullover, Dreitagebart und randloser John-Lennon-Brille sah er dem Apple-Gründer ziemlich ähnlich. Bis auf seinen Bauchumfang, über welchen er aber gleich zu Beginn selber einige Witzchen riss. Die Bühne war hergerichtet wie bei den grossen Produktepräsentationen von Apple. Eine grosse Leinwand für Animationen und eine mysteriöse leuchtende Verpackungsbox. In derselben sollte sich das ultimative Erfolgsprodukt für die Gäste befinden. Ob dies nun das neuste iPhone ist oder etwas ganze anderes ist, wurde erst ganz am Schluss der Show namens „iFach Zucco“ gelüftet. Doch zunächst galt es für den Komiker zu zeigen, dass er mehr als nur ein iNarr oder iClown ist. Gleich zu Beginn nahm er die Kritik an seinem Circus Knie – Aufritt aufs Korn. Er zeigte auf der Leinwand ein Bild eines demotivierten Clowns mit hängendem Kopf und einer Schnapsflasche. „So fühlte ich mich damals“, erzählte er und schob nach: „Viele Leute hat der Zirkus berühmt gemacht – mich nur dick.“ Diese Fähigkeit zur Selbstironie brachten dem Graubündner viele Sympathien ein.

Rasante Steigerung

Die Lachmuskeln waren noch nicht richtig eingedehnt, doch Zuccolinis lustige Alltagsbeobachtungen nahm im Verlaufe der Vorstellung Fahrt auf. Er beschrieb zum Brüllen komisch, wie Skifahrer im Restaurant ins vierte Untergeschoss aufs WC stampfen, warum Leintücher in Hotels so streng an die Matratze genagelt sind und warum man nie mit einem Gutschein in einem Kleidergeschäft bezahlen sollte. Man erfuhr, dass Zuccolini vor dem Einschlafen jeweils drei Nussgipfel verspeist und E-Bikes hasst. Als er nach der Pause seine blutrünstigste neuste Version eines Kasperlitheaters erzählte, hatte er die Herzen der Zuhörer endgültig gewonnen. Insgesamt war das Programm von Claudio Zuccolini sehr lustig und somit eine schallende Ohrfeige für seine Kritiker. Mit “ iFach Zucco“ hat der Komiker seine Chance zum Comeback genutzt und absolut köstlich umgesetzt.

Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung Schaffhauser Nachrichten am Montag, 11. Mai 2015.