Humorvolles Einfrau-Orchester im Petticoat

Von Hermann-Luc Hardmeier: Fröilein da Capo begeisterte im ausverkauften Trottentheater in Neuhausen die Zuschauer.

Gut 150 Augenpaare waren am Samstagabend auf Irene Brügger gerichtet. Die 35-Jährige trat als Fröilein da Capo im Trottentheater auf. Nicht nur ihr Outfit war aussergewöhnlich, sondern auch ihr Talent. Das Fröilein sah aus wie einem Film der 50er-Jahre entsprungen. Mit grünem Petticoat, roten Schuhen, roter Halskette und roter Schleife im Haar hätte sie locker in einem Film von Elvis Presley auftreten können. Zwischen ihr und dem King of Rock’n’Roll gibt es allerdings einen Unterschied. Er brauchte damals eine Band, Fröilein da Capo ist ein Einfrau-Orchester und ersetzt mehrere Musiker.

Zur Hilfe dabei hatte sie ein Loop-Gerät. Mit diesem kann sie Geräusche und Instrumente aufnehmen und in der Endlosschlaufe parallel zum Gesang laufen lassen. So konnte sie vor jedem Lied zuerst Trompete, Keyboard, Euphonium und Geräusche aufnehmen, danach spielte die „Band“ und sie konnte dazu singen. Es wirkte, als seien fünf Musiker auf der Bühne, doch eigentlich kam alles aus der Kehle und den Handgelenken von einer einzigen Powerfrau.

Den Alltag kritisch beobachten

Die Willisauerin wirkte von 2010 bis 2012 in der Satiresendung Giacobbo/Müller mit. Das Publikum war sodann gespannt, ob das Engagement auf sie abgefärbt hat und es ein Abend mit viel Politik werden sollte. Doch weit gefehlt. Frölein da Capo ist eine kritische Beobachterin des Alltags. Ob Rentner, Kinder, Partnersuche oder Männer – alles nimmt sie aufs Korn und scherzt darüber mit Hochgenuss. Die Männer werden dabei besonders intensiv durch die Mangel gedreht. Auch vor ihrem Ehemann macht sie dabei keinen Halt. So erfuhr man etwa, dass sie ihm seine „grusigen“ Adidas-Trainerhosen verbrannt hat, mit dem Nudelholz auf ihn wartet, wenn er zu spät nach Hause kommt, und er als subtile Kritik, wenn sie ihre Anti-Männer-Songs übt, jeweils bügeln geht. Das alles erzählte sie natürlich mit einem Augenzwinkern.

Fröilein da Capo musizierte sehr abwechslungsreich. Es wurde gejodelt, gesungen, geschnippt und zwischen Jazz, Blues, Volksmusik, Schlager und Tango fast jede musikalische Richtung in Beschlag genommen. Die Lieder waren selbstgeschrieben, teilweise coverte sie aber auch bekannte Stücke. So etwa „Fever“ von Elvis Presley oder „Campari Soda“, das sie liebevoll auf die Schweizer Verhältnisse umwandelte und „Kaffi Träsch“ nannte. Die Musikerin sang über Gemeindeversammlungen mit unerwarteten Herzinfarkten, wehleidige Männer und die Shopping-Tricks von Frauen. Die Grenzen der Genres waren dabei durchlässig. Ob Blasmusik-Drama, erotischer Tango oder Liebesballade – für jeden Zuhörer war etwas dabei. Und natürlich kam der Humor dabei nicht zu kurz und ging mit den musikalischen Qualitäten der Dame sehr gut einher.

Fröilein da Capo hat eine grosse Ausstrahlung, eine fantastische Stimme und es war immer wieder faszinierend, wie sie mit dem Loop-Gerät eine ganze Band auf die Bühne zauberte. Sympathisch war auch, dass die Künstlerin nicht völlig abgeklärt war und manchmal selber über ihre Spässe schmunzeln musste. „Da Capo“ heisst sinngemäss „Wiederholung von Beginn an“. Genau das wünschten sich die Besucher am Schluss dieses grossartigen Abends.

Bericht von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am Montag, 1.Juni 2015.