Mit dem Nachwuchs-DJ an der Parade

Von Hermann-Luc Hardmeier: Der Schaffhauser DJ Levi Blind legte am Samstag auf einem Love Mobile an der Street Parade auf und krönt damit seinen derzeitigen Karriereflug. Er wurde dabei vom Reporter Hermann-Luc Hardmeier begleitet.

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Bild: DJ Levi Blind am Bellevue am Feiern. (Foto: Hermann-Luc Hardmeier, Bericht: Hermann-Luc Hardmeier)

„Jetzt geht’s los“, freut sich Carim Chenna, als er die steile Treppe auf den Truck namens „Beatrockers“ erklimmt. Das Fahrzeug ist eines von 26 Love Mobiles an der Street Parade 2015 und steht um 13 Uhr in den Startlöchern für den grössten Techno-Umzug des Jahres. Auf der Tanzfläche des Rave-Traktors angekommen, verwandelt sich der 25-jährige Carim in DJ Levi Blind und ist bereit, für eine Million feiernde Raver Musik zu machen. Nun ist er nicht mehr im Management-Support bei der Axa Winterthur tätig, sondern ein DJ, der eine steile Karriere hinter und vor sich hat.

Vom Chäller nach England

Noch vor fünf Jahren hielt er nicht viel von der Faszination der Plattenteller. 2010 machte er einen spontanen Auftritt an einer WM-Party im Chäller Schaffhausen. Sofort fing er Feuer und wollte mehr. Der ehemalige Ska- und Punkrockfan setzte von Anfang an auf House und elektronische Musik. Sein Sound begeisterte, bald durfte er im Orient an die Turntables. DJ Levi Blind vermarktete sich gut und durch die richtigen Kontakte legte er schliesslich in Zürich auf. Dies öffnete ihm Türen zu Clubs in England, Holland, Österreich und, und, und. „Es war unglaublich“, sagt Levi Blind. „Ich habe mehr erreicht, als ich mir erträumen konnte. Und immer wenn ich dachte, den nächsten Schritt schaffe ich nicht, dann klappte es.“

Eigene CD und Ibiza

Vor wenigen Wochen kam seine erste CD namens „Beautiful Life“ heraus. Er lächelt aus seinem braungebrannten Gesicht, wenn er von seinem Erstling erzählt. Die Bräune hat er übrigens von der Sonne Ibizas, wo er noch vor einer Woche in einem der bekanntesten Clubs der Insel namens Amnesia auflegte. Und nun geht ein weiterer Traum in Erfüllung. Das Love Mobil fährt mit hämmernden Beats los. Im Schritttempo hüpft es im Takt der wuchtigen Bässen entlang dem Zürcher Seebecken. Fast 250 Raver tanzen zur Musik der 6 DJs auf dem Love Mobile. Innerhalb der sechsstündigen Fahrt beglücken Levi Blind und das Beatrockers-Team die riesige Menschenmenge, die ekstatisch und ausgelassen feiert. Es sieht ein bisschen aus wie ein stürmischer Ozean, bei welchem Levi Blind für den Wellengang verantwortlich ist. Unter den rund 200 DJs an diesem Tag ist der junge Musikfan übrigens nicht der einzige Schaffhauser Plattenleger. Neben dem Weinländer Mr. Da Nos legt auch das Munotstadt-Urgestein DJ Sam auf einem Love Mobile namens Alice Choo auf, spielt auf zwei Stages und am Abend im Club Plaza mit dem Hitparadenstar Oliver Heldens. So weit ist Levi Blind noch nicht, doch der Nachwuchsstar ist am Aufholen und Durchstarten. Nach drei Stunden ist er am Bellevue und strahlt wie ein Honigkuchenpferd: „Es ist phantastisch! Die Leute feiern meine Musik und flippen völlig aus!“.

Gebrochene Versprechen

Beinahe hätte Levi Blind im Anschluss an den farbigen Umzug auf einer der Mainstages am Bürkliplatz auflegen können. Doch er bekam vor einer Woche eine Absage. Schmerzt das nicht? Fühlt man sich da nicht enttäuscht, wenn der Karriere Steine in den Weg gelegt werden? DJ Levi Blind winkt ab. „Ach was! Wenn ich mich jedes Mal ärgern würde, über Dinge, die man mir als DJ versprochen hat und nicht einhielt, dann hätte ich schon lange aufhören müssen.“ Er meint, es ergeben sich immer wieder Chancen. Mit dieser Einstellung und seiner Energie an den Plattentellern scheint dies nicht nur ein Wunsch, sondern ein Versprechen zu sein. Schaffhausen drückt ihm dafür die Daumen!

Von Hermann-Luc Hardmeier, erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am 31. August 2015.