Improvisationstheater: Horrorszenen und eine Zauberwurst

Von Hermann-Luc Hardmeier. Das Schauwerk sorgte mit Theatersport am Freitag für viele Überraschungen und ein restlos ausverkauftes Kulturlokal „Kammgarn“ in Schaffhausen.

„Wir haben keine Ahnung, was heute passieren wird“, freute sich Moderator Christian Sauter. Das Improvisationstheaterformat namens Theatersport sorgt in Schaffhausen seit Jahren für Begeisterung. Seit Montag war die Veranstaltung ausverkauft. 300 Besucher wollten sehen, was die zwei Theatersportteams „Improphil“ aus Luzern und „Rocket Sugar Factory“ aus Wien zu bieten hatten. Die Künstler Martina Schütze und Reto Bernhard von Improphil sind aus vergangenen Theatersportevents für die Schaffhauser keine Unbekannten und repräsentierten quasi das Heimteam. Der Kanadier Jacob Banigan und der Amerikaner Jim Libby sind Theatersport-Weltmeister mit Wahlheimat Österreich, was schon einmal ziemlich vielversprechend klang. „Wir versuchen immer etwas Neues zu machen“, erklärte Organisatorin Katarina Furrer vom Schauwerk. „Wir hatten schon Gäste aus Russland und Berlin. Dieses Jahr haben wir uns für die amerikanisch-kanadisch-österreichischen Gäste entschieden.“

Publikum spielt Hauptrolle

„Wir hätten gerne von Ihnen…“, war einer der meistgehörtesten Sätze dieses Abends von Christian Sauter. Der Moderator im Schiedsrichter-Outfit verlangte vom Publikum immer wieder Vorgaben für die Mini-Theaterstücke, welche die zwei Teams gegeneinander austragen mussten. Das konnten Namen, Theatergenres, Gefühle oder Handlungsorte sein. Je kreativer desto besser. Das Publikum spielt beim Theatersport mit diesen Inputs eine Hauptrolle. Genau dies macht einen grossen Reiz der Veranstaltung aus. „Wir hätten gerne von Ihnen einen Beschäftigung“, fragte der Schiedsrichter die Gäste und entschied sich für den zugerufenen Begriff „Kreuzworträtsel“. Die zwei Teams spielten sodann ein Theater , dass mit einer Kreuzworträtsel-Szene begann, sich über eine Billettkontrolle zur Autoprobefahrt und schliesslich bis zu einem Banküberfall weiterentwickelte. Es war unglaublich faszinierend zu sehen, wie die Schauspieler aus den wenigen Vorgaben kreative Geschichten entwickelten, sich Bälle zuspielten und das Ganze extrem lustig und unterhaltsam gestalten konnten. Bei einer Mittelalterszene verliebte sich Minnesänger Gunnibert in die Tochter des bösen Fürsten Dagobert. Nur mittels einer Zauberwurst konnte er das Schicksal bezwingen. In einer anderen Szene war der Schauplatz eine Beerdigung, bei welcher die Schauspieler mehrere Rollen gleichzeitig spielen mussten. Die Künstler mussten improvisieren, eine Western-Szene oder eine Horror-Episode spielen, Tango tanzen und zum Schluss auch HipHop und NDW-Lieder singen. Auch die Pocket Band auf der Bühne lief zu Höchstform auf. Am Ende der Veranstaltung wünschten sich die Zuschauer einen Song, in welchem die Qualitäten von Schaffhausen gelobt werden sollten. Auch das managten die Schauspieler unter grossem Applaus. Das Publikum entschied sich für ein Unentschieden. Beide Teams hatten ihre Sache grossartig gemacht und der Theatersport hat die Besucher einmal mehr verzaubert.

Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am 18. Januar 2016.