Vom Dorfpfarrer mit der Teufelsaustreibung bedroht

Die Komikerin Chrissi Sokoll unterhielt das Haberhaus am Freitagabend mit viel Humor und gekonnten Gesangseinlagen. Von Hermann-Luc Hardmeier.

Frau. Mutter. Rampensau. Wenn Chrissi Sokoll die Bühne betritt, dann werden alle Klischees in den Mixer geworfen und kräftig durchgeschüttelt. Das ist Comedy mit dem Bügeleisen und frisch geföhnter Humor mit Tiefgang. Der Abend startete mit einer dreiköpfigen Band, die aber nach nur wenigen Akkorden abgewürgt wurde. „Ich muss euch leider ein Geständnis machen“, erzählte Crhissi Sokoll kreidebleich vor Scham: „Ich bin eine Deutsche!“ Empört und entrüstet erhoben sich die Bandmitglieder und verliessen die Bühne.

Pointen-Karussell

Wenig später kehrten sie jedoch zurück, denn ihnen wurde bewusst, dass keiner von ihnen ein makelloser Kuhschweizer aus dem Appenzeller Land war. Sie waren nicht diejenigen, die seit geraumer Zeit Uwe Ochsenknecht das Rezept der geheimen Würzmischung vorenthielten. Und schon befand man sich mitten im Pointen-Karussell von Chrissi Sokoll. Sie erzählte zunächst von ihrem Mann. Einem gemütlichen Italiener, genauer gesagt einem Sizilianer. Noch genauer gesagt einem südländischen Alfa Romeo auf zwei Beinen. „Wenn ich jeweils bei seinen Verwandten zu Besuch bin, dann wird nach Herzenslust gegessen. Und wehe man weigert sich, dann holen sie den Dorfpfarrer für eine Teufelsaustreibung“, erklärte sie blumig und wortreich. Sie lüftete auch das Geheimnis, warum Italiener von dem vielen Essen nicht dick werden: „Sie brauchen vermutlich extrem viele Kalorien beim Sprechen.“ Die Pointen und Gags wurden immer wieder durchbrochen von Songs und Liedern der Protagonistin. Der Gesang begannen meist schön, kippten dann aber ins Dramatische, Skurrile und ironisch Boshafte. Ein Beispiel gefällig? Chrissi Sokoll starte ein Liebeslied, bei welchem sie einen Zuschauer anhimmelte und seine Vorzüge pries. Mit neckischem Wimpernaufschlag und süss säuselnder Stimme flirtete sie mit ihm. Plötzlich kippte die Stimmung. Sie vermutete böse Absichten, steigerte sich in einen cholerischen Zorn und machte schliesslich Schluss mit dem armen Herrn in der ersten Reihe.

Nacktwandern aus Frust

Schlussmachen, ein passendes Thema. Die Komikerin erzählte von ihrer Single-Zeit kurz nach ihrer Scheidung, noch bevor sie den sympathischen Sizilianer kennen lernte. Als Single in den frühen Dreissigern musste sie ihre Ansprüche tiefstapeln. „Treu? Sportlich? Fehlanzeige! Hauptsache er hat noch Haare.“ Doch die Männer ticken ganz ähnlich: Sexy? Klug? Fehlanzeige! Hauptsache sie nervt nicht.“ Aus Frust ging sie ins Tirol zum Nacktwandern, ins Tessin zum Töpfern und schliesslich in die Ferien nach Sri Lanka. Dumm nur, dass sie eine ganze Woche vor Ferienbeginn im Hotel weilte und der einzige Gast war – abgesehen von einer streitsüchtigen Blockflötenlehrerin . Aus Kummer betrank sie sich mit Abführmittel-Tee. Keine gute Idee. Sie sang, erzählte, unterhielt. Die Künstlerin wurde nicht müde und hatte die Lacher im Haberhaus auf ihrer Seite. Jeder wollte wissen, wie ihre Lebensgeschichte weiterging und alle Anwesenden freuten sich über jedes noch so skurrile Detail, welches aufs Köstlichste ausgeschlachtet wurde. Als Chrissi Sokol schliesslich über die Begegnung mit der Familie ihres späteren sizilianischen Ehemanns berichtete, war einer der Höhepunkte des Abends erreicht. Leider war sie nach zwei Wochen Beziehung schwanger geworden. „Die Familie schaute mich an, als hätte Eros Ramazzotti die Kanzlerin Angela Merkel geschwängert.“ Der Saal kugelte sich vor Lachen. Chrissi Sokoll hatte die Herzen der Haberhaus-Besucher für sich gewonnen. Ohne Frage, sie ist eine Rampensau. Aber eine mit Charme und einer Lastwagenladung voll Humor.

Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am 5. November 2018.