Der König des Fondue-Western

Der Basler Musiker Sam Himself stoppt für seine Herbsttour in der Kammgarn Schaffhausen. Und wer ihn kennt, weiss, dass keiner seiner Auftritte nach dem Schema „nullachtfünfzehn“ abläuft. Eine Konzertvorschau von Hermann-Luc Hardmeier.

«Schaffhausen ist für mich eine Premiere als Musiker und als Person», freut sich Sam Himself auf seinen Auftritt in der Munotstadt. «Aus dem Geographieunterricht weiss ich noch, dass Schaffhausen von oben ein bisschen wie ein Hirn aussieht», meint er lachend. Nun will er also das hiesige Denkorgan untersuchen und für sich gewinnen. Im Juni wurde der nach New York ausgewanderte Basler von SRF zum «Best Talent» gekürt und steckt nach dem Corona-Lockdown voller Tatendrang. «Es ist für mich eine grosse Ehre und ein Highlight, in der Kammgarn zu spielen.» Denn wer Sam Himself kennt, weiss, dass kein Auftritt von ihm einfach 0815 abläuft. «Mir ist die Interaktion mit dem Publikum wichtig. Ich möchte aber keine Touristen-Animationen abspulen, der Live-Auftritt darf ruhig etwas gefährlicher sein, auch für mich auf der Bühne.» Das bedeutet nicht, dass er mit einem Flammenwerfer experimentiert oder seine Talente als Messerwerfer zur Schau stellt. Nein. Viel eher kann es an Konzerten von Sam Himself vorkommen, dass er plötzlich die Gitarre umstimmt und sich selbst vor eine neue Challenge stellt. «Das kann auch einmal schief gehen», schmunzelt Sam, «aber ich riskiere gerne etwas.» Er reisst sich gerne aus seiner Komfortzone heraus und serviert den Zuhörern «Fondue-Western». Erst wenn die Gitarre lange Fäden zieht und die Füsse mitwippen, ist Sam glücklich und giesst Kirschlikör nach. Die aktuelle EP «Slow Drugs» klingt entsprechend fröhlich. Ein Schwerpunkt liegt auf 80er Chic und wird durch seine charmante Stimme untermalt. Ob man dabei an Bryan Ferry denkt oder sich David Bowie mit der Fondue-Gabel vorstellt; irgendwo dazwischen macht es sich Sam Himself gemütlich.

Kein Zeigefinger

Die Corona-Zeit war auch für Sam sehr schwierig. Er versuchte sich an Livestream-Auftritten, doch vermisste die Reaktionen vom Publikum extrem. «Es war schon fast unheimlich, in diesen kargen Bildschirm hinein zu singen.» Er atmete auf, als die Regeln wieder gelockert wurden. Nun ist er bereit für seine Herbsttournee. Doch will er nur feiern oder steckt auch Tiefgang dahinter? «Ich möchte den Zuschauern nicht eine Botschaft aufzwingen, indem ich sie mit dem mahnenden Zeigefinger instruiere», erklärt er. «Ich hoffe eher, dass ich sie positiv inspirieren kann und vielleicht zu Mitgefühl und Empathie ermutige.» Wenn jemand etwas von seinen Konzerten mitnimmt, freut ihn das.

Song über Schaffhausen?

Lieder wie «Like a Friend», «Nobody” oder das Bruce Springsteen-Cover “Dancing in the Dark” des Musikers sind eingängig und werfen die Frage auf, was ihn zu seiner Musik inspiriert: «Oft finde ich zuerst eine Melody. Manchmal kann es aber auch ein Satz sein, der aufgefallen ist und später von mir wie ein Waisenkind adoptiert wird.» Dann dürfen wir gespannt sein, ob beim Spaziergang am Rhein das Rauschen des Wassers bald in einem seiner Songs zu hören sein wird. Eins ist sicherlich klar: Das Konzert am Freitagabend wird alles andere als gewöhnlich.

Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen am 5. Oktober  2020 in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten„.