Happy End dank Gaddafis Goldbarren

Die Komödie «Bank-Räuber» von Beat Schlatter amüsierte die Zuschauer im Trottentheater Neuhausen am Samstag und überraschte mit einem Promi. Eine Theaterkritik von Hermann-Luc Hardmeier.

An der Olma 2009 hatte er fast einen Bundesrat in die Luft gesprengt. Der schräge Erfinder Eberhard ist zu Besuch in der Traditionsbank «Lamm» und braucht 100 000 Franken. Doch die Investitionsanfrage ist nicht das einzige Problem, welches Bankdirektor Kaspar Lamm am Hals hat. Frau Suter vom Pestalozzi Kinderdorf verlangt 900 000.- für eine neue Heizung und Vater Lamm Senior will ein Familienfoto vor dem offenen Geldtresor mit den Goldbarren machen. Eigentlich alle kein Problem, wenn Direktor Lamm Junior nicht alles Geld der Bank verpulvert hätte. Als Sponsor vom «Live at Sunset» brachte ihn die hohe Gage von Rod Stewart arg in Bedrängnis. Die Bank ist pleite und Kaspar Lamm kommt auf die wahnwitzige Idee, seine eigene Bank mithilfe des Erfinders zu überfallen. Es startete ein herrliches und temporeiches Verwirrspiel mit einem bösartigen UBS-Banker Alain Küng und einem Presslufthammer im Kleiderschrank.

Witzig und spannend

Der Komiker Beat Schlatter hat zusammen mit Stephan Pörtner ein Stück geschrieben, das viele wichtige Zutaten einer gelungenen Vorstellung vereint. Spannung, Humor und Überraschungen. Die Dialoge sind witzig und es wird nie langweilig. Schlatter ist ein überzeugender Schauspieler und hat sich ein Ensemble ausgesucht, das ihn perfekt unterstützt. Besonders Pascal Ulli sticht hervor, dem man den fiesen Grossbanker sofort abkauft.

Etwas zu brav

Bei allem Lob sei eine kleine Kritik dennoch angebracht. Beat Schlatter ist ein intelligenter Beobachter des Alltagslebens und war im Jahr 2009 das Aushängeschild der BAG-Kampagne gegen die Schweinegrippe. Seine Aufforderung, Hände zu waschen, ist uns allen noch gut im Gedächtnis. Mit diesem Hintergrund hätten sich ein paar kleine satirische oder selbstironische Seitenhiebe auf die Coronakrise durchaus angeboten. Der Humor des Stückes war gut, aber blieb verhältnismässig sehr brav. Auf der Leiter der Boshaftigkeit hätte Schlatter durchaus noch ein paar Sprossen höher klettern können. Zur Verteidigung kann man aber anfügen, dass es wieder einmal eine Wohltat war, zwei Stunden bestens unterhalten zu werden, ohne dass nur einmal das Wort «Corona» fiel.

Federer am Telefon

Ein Highlight des Stückes war sicherlich, als Roger Federer in der Bank anrief und von Kaspar Lamm Tickets für das Rod Stewart – Konzert verlangte. Die Stimme war natürlich nicht echt, aber trotzdem freute sich das Publikum enorm über die Überraschung. Das Verwirrspiel im Trottentheater nahm seinen Höhepunkt, als der UBS-Banker die illegalen Goldbarren des ehemaligen Diktators Muammar al Gaddafi in der Bank Lamm versteckte und damit unfreiwillig das Verwirrspiel auflöste. Ein Happy End dank Gaddafi? Ein solch pointierter Schlusspunkt kann nur Beat Schlatter einfallen.

Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen am 28. Oktober 2020 in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“.