Jamaikanische Sommerparty mit zwei Überraschungen

Am Sonntagabend trat die 78-jährige Reggaelegende Max Romeo in der Kammgarn auf. Ein Konzertbericht von Hermann-Luc Hardmeier.

Foto: Michael Kessler. Bericht: Hermann-Luc Hardmeier.

Bei Sonnenschein und Reggaeklängen vom DJ-Pult stimmten sich die Gäste am Sonntagabend auf der Kammgarnterrasse auf den Konzertabend in der Aktionshalle ein. Kein Geringerer als Max Romeo hatte zu seiner grossen Abschiedstournee geladen. Unterstützt wurde der Jamaikaner dabei im Vorprogramm von zwei Sängern, welche dem Publikum kräftig einheizten. Droop Lion eröffnete den Abend mit gemütlichem und doch mitreissendem Sound. Der Sänger überzeugte mit einer extrem souligen Stimme und einer unglaublichen Energie auf der Bühne. Abgelöst wurde er von Lutan Fyah, der mit knackigen Beats die gute Stimmung der Gäste weiterführen konnte. Mit einem Countdown von 10 rückwärts gezählt klatschten die Besucherinnen und Besucher sodann den Hauptact des Abends auf die Bühne. Der 78-jährige Max Romeo, der mit seinen Hits wie «Chase The Devil» ein Dauerbrenner an jeder Reggaeparty ist. Der ältere Herr wirkte zunächst etwas verloren auf der Bühne, doch das änderte sich schlagartig, als er das Mikrofon ergriff. Unterstützt von seiner neunköpfigen Band verwandelte er sich in einen Power-Opa mit musikalischem Superman-Kostüm. Die Stimme war satt, stark und sicher. Mit einer grossen Wucht seines gesanglichen Talents riss er die Gäste mit. Die musikalische Reise fühlte sich an wie eine gemütliche Fahrt mit einem Weidling an einem sonnigen Tag auf dem Rhein. Max Romeo hatte die Sonne der Karibik nach Schaffhausen gebracht und liess sie mit Genuss in der Kammgarn scheinen und die Herzen der Zuhörerinnen und Zuhörer erwärmen. Die Band supportete Maxie Smith – wie Max Romeo mit bürgerlichem Namen heisst – tatkräftig und der Künstler hatte auch eine Überraschung im Gepäck. Genauer gesagt sogar zwei: Seine Tochter Xana und sein Sohn Azizzi wurden auf die Bühne gebeten und beide gaben nacheinander ein Minikonzert, das begeisterte. Keine Frage, das Talent haben sie von Max Romeo geerbt. Dass der Familienbonus ihnen nun beim Ankurbeln ihrer Solokarriere hilft, würde man ihnen sicherlich gönnen. Max Romeo erhöhte das Tempo mit seinen Hits wie «One Step Forward” und “War Ina Babylon». «Are you ready?», wollte er schliesslich wissen und jeder im Saal merkte, dass nun die Zeit für den Überhit «Chase The Devil» gekommen war. Es wurde getanzt und lautstark mitgesungen. Die Stimmung hatte ihren Höhepunkt erreicht und die gemütliche Weidlingsfahrt schien in einen jamaikanischen Tsunami geraten zu sein. Unter grossem Applaus verabschiedeten die Gäste Max Romeo. Er ging ohne Zugabe, doch wer will es der 78-jährigen Legende verdenken, dass er etwas früher Feierabend machte und seinen verdienten Ruhestand genoss.

Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am Dienstag, 23. Mai 2023.