Talentshow in Schaffhausen: Einer überraschte alle

Sechs Künstler aus verschiedenen Sparten treten jeweils an der «Open Stage Show» im Schaffhauser Club «Orient» auf und werden von einer Jury bewertet. Von Hermann-Luc Hardmeier. 

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Foto: Bauchredner Marco Knittel und sein frecher Pinguin Rudi überzeugten die Jury an der zweiten «Open Stage-Show» im «Orient». (Bild: Selwyn Hoffmann, Bericht: Hermann-Luc Hardmeier).

An der zweiten «Open Stage Show» am Donnerstagabend im «Orient» in Schaffhausen traten sechs Künstler auf, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Musiker, Komiker und, und, und. Moderiert wurde der Anlass vom Schaffhauser Zauberer Lorios alias Loris Brütsch, der ebenfalls einige Tricks zum Besten gab. Wie beim TV-Format «Deutschland sucht den Superstar» hatte auch der Schaffhauser Anlass eine Jury, die sich allerdings selber gerne auf die Schippe nahm. So wurde Gastronom Bruno Meier als Dieter Bohlen von Schaffhausen und Bud-Spencer-Double vorgestellt. Unternehmer Beat Hochheuser, der Onlineshops für E-Zigaretten und Nachfülltinte betreibt, wurde als Dampfbaron und Tintenkönig präsentiert, und schliesslich war da noch «der Experte» Marco Clerc, der als Musiker mit einer Band schon als Vorgruppe von Coldplay im Letzigrund aufgetreten ist.

Freches Mundwerk

Den Anfang der Show machte Bauchredner Marco Knittel. Seine Pinguin-Handpuppe hatte ein äusserst freches Mundwerk und verriet dem Publikum, dass sie gerne Erotik-Superstar werden möchte. Bruno Meier freute sich, dass Marco Knittel die Tradition von Kliby und Caroline weiterleben lässt, und Beat Hochheuser erkundigte sich, bei welchem Coiffeur er eine solch bunte Punkfrisur wie der Pinguin machen könne. Der zweite Künstler Christian Bucheli war als Komiker angekündigt. Sein Auftritt liess die Jury etwas ratlos zurück. Marco Clerc lobte den Kontrast zwischen dem «lethargischen Auftreten» und dem «derben Humor». So hatte Bucheli beispielsweise detailliert beschrieben, wie er sich den Tod von DJ Bobo vorstellt. Nach dem Luzerner war ein Musiker aus Schaffhausen an der Reihe: Christoph Bürgin. Er sang über «alte Säcke» auf dem Weidling und endete mit einem Blues über die gestrichenen Kultursubventionen der Kammgarn. Die Jury war begeistert, und Marco Clerc sah Bürgin sogar als würdigen Nachfolger des Schaffhauser Liedermachers Dieter Wiesmann.

Gekonnter Poetry-Slam

Nach der Pause unterhielt Florian Fuenfziger alias DJ Flow mit seinem köstlichen Humor. Die Jury forderte ihn auf, Politiker zu werden und mit dem Wahlslogan «Chicken Nuggets fürs Volk» anzutreten. Danach beeindruckte Sänger Roger Stüssi mit drei starken Songs. Und zum Schluss kam die grosse Überraschung: Loris Brütsch trat auf die Bühne und erzählte, dass der «Special Guest» leider abgesagt habe und nun spontan jemand auf die Bühne kommen solle. Er fragte mehrere der Anwesenden, und schliesslich trat der völlig verdutzte Gast Thomas Strehler auf die Bretter. Er weigerte sich zuerst standhaft, etwas «aufzuführen». Doch als er schliesslich einen gekonnten Poetry-Slam über seinen gestrigen Geburtstag aufs Parkett legte, bekam er tosenden Applaus. War das nun vorbereitet oder nicht? Die Organisatoren liessen es offen, und so endete die Open-Stage-Show einmal mehr als Wundertüte, welche die Anwesenden bestens unterhalten hatte.

Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am 22. Oktober 2016.