Ein Tritt in die Lachmuskeln und eine Massage für die Ohren

An der 3. Open Stage Show im „Orient“ in Schaffhausen zeigten am Donnerstagabend sechs Künstler ihre Talente. Von Hermann-Luc Hardmeier.

Was die Grossen können, können wir schon lange. Das deutsche Fernsehen hat Dieter Bohlen, das Schweizer TV-Publikum Chris von Rohr und Schaffhausen hat Loris Brütsch. Der Moderator und Erfinder er hiesigen Talentshow namens Open Stage führt gekonnt durch den Abend und hatte mit der dritten Ausgabe des Formats eine gutgelaunte Gästeschar ins Orient gelockt. Eröffnet wurde der Abend von Comedian Sven Ivanic, der über seinen balkanischen Wurzeln Scherz um Scherz aufs Parkett legte. So erfuhren die Zuhörer beispielsweise, dass der studierte Jurist wegen seinem Nachnamen im Gerichtssaal oft für den Angeklagten gehalten werde und dass ihm bereits im zarten Alter von acht Jahren ein Oberlippenbart gewachsen sei. Es folgte auf den Züricher die hiesige Sängerin Lou Kehl. „Ich habe meine traurigsten Songs zu Hause gelassen und singe heute Abend nur melancholisch anstatt komplett depressiv“, witzelte sie. Doch glücklicherweise mussten die Besucher kein Taschentuch zücken, um sich auszuweinen. Lou Kehl belehrte die Besucher, dass auch schwere Themen mit Emotionen und Achterbahnfahrten im Liebesleben positiv und ansprechend zu überzeugen vermögen. Nachfolgend begeisterte der Moderator gleich selber, indem er in die Rolle des Zauberers „Lorios“ schlüpfte. Mit Kartentricks und Houdini-Handschellen beeindruckte er die Gäste. Nach der Pause trat das Ein-Mann-Orchester Airolo Retour auf. Etwas hemdsärmelig aber durchaus unterhaltsam Schüttelte er eine lustige Alltagsbeobachtung nach der anderen aus dem Ärmel. Dyson-Handtrocker auf WCs, Katzen, die sich vegan ernähren und Stand-Up-Paddler bekamen dabei ihr Fett weg. Alles unterlegt mit Gitarre und Gesang.

Auftritt des „Disco-Moses“

Kräftige Tritte in die Lachmuskeln kamen vom nächsten Künstler. Rollstuhlfahrer Eddie Ramirez hatte viel Selbstironie im Gepäck. Er schilderte das Ausgangsleben aus seiner Sicht. Er verriet dabei, wie er sich schelmisch darüber freut, dass er genüsslich jemandem über dem Fuss fahren könne, und dieser sich dann auch noch bei ihm entschuldige. Wenn er zur Bar wolle, teile sich die Menge so schnell vor ihm, dass ihn seine Kollegen teilweise sogar als „Disco-Moses“ bezeichnen. Den Abschluss machte der Thurgauer Komiker Florian Kern. Er sorgte mit einer Cover-Version einer dadaistischen Weihnachtsgeschichte des Künstlers Patrick Frey für einen bombastischen Schlussapplaus. Wie immer wurden die Auftritt von der Jury mit Musikexperte Marco Clerc, dem Chefredaktor von Schaffhausen.net und Unternehmer Beat Hochheuser sowie dem Gastronomen Bruno Meier kommentiert. Die Experten waren sich einig: Alle Künstler waren grossartig. Es gab viel Lob, wenig Kritik und neben guten Songs ein ausführliches Lachmuskeltraining. Alles in allem ein sehr gelungener Abend.

Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am 4. Dezember 2012.