Mit bissigen Gitarren

Von Hermann-Luc Hardmeier. Die Crossover-Kultband der 90er-Jahre namens Dog Eat Dog brachte den Club „Kammgarn“ in Schaffhausen am Donnerstag zum Kochen. Eine Konzertkritik von Hermann-Luc Hardmeier.

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Bild: Frontmann John Connor flippt während dem Konzert von Dog Eat Dog im Sekundentakt auf der Bühne aus. (Foto: Hermann-Luc Hardmeier, Bericht: Hermann-Luc Hardmeier).

Erinnert sich noch jemand, wie das damals war? Damals in den 90er-Jahren?
Kein Facebook, kein Google und keine Smartphones. Pure Freiheit, die sich auch in der Musik widerspiegelte. Crossover ohne Schnickschnack und Blingbling. Dog Eat Dog ist eine Band,  die genau jenes Lebensgefühl ausdrückt und mit ihrer Musik die Boxen zum Schmettern bringt.  Die Musiker aus New Jersey gründeten ihre Band Anfang der 90er-Jahre und starteten in den 90ies harzig mit einem Konzert vor 50 Zuschauern. Als sie in der Kammgarn loslegten, merkte man sogleich, warum sie damals relativ schnell ihren Durchbruch schafften. Verzerrte Gitarren, klarer Gesang, Einflüsse von Hip-Hop und ein unverkennbares Saxofon als Kontrast zum harten Crossover. Diese Zutaten in den Mixer gesteckt und auf der höchsten Stufe genüsslich durchgemixt, ergeben
den unverkennbaren Sound. Doch zunächst knallte es deftig in den Ohren durch die Vorband Second Fiction. Das Schweizer Trio wärmte mit kräftiger Rockmusik schon einmal die Tanzfläche für den Hauptact ein. «Jetzt Vollgas!», rief dann ein Besucher, und die Combo liess sich nicht lange bitten. Mit den Worten: «Switzerland, are you ready to party?», stürmte Frontmann John Connor die Bühne, und Dog Eat Dog feuerte aus allen Rohren. «Der Sänger teilt nicht nur den Namen mit dem Anführer der Rebellen im Film ‹Terminator›, sondern auch die Frisur mit Bob Marley und das Lächeln mit Jack Nicholson», stellte Besucher Boris Litmanowitsch erfreut fest. Neben ihm stand ein weiterer Gast, der die Klänge der fünf Musiker noch aus seiner Jugendzeit kannte: «Es ist für mich wie eine Zeitreise heute», sagte Andreas Hendriks. «Aber es ist geil, hier zu sein.»  Schnell füllte sich die Halle, und die Besucher rückten bis zum Bühnenrand vor. Denn diese Hunde bissen nicht, sondern die Dog-Eat-Dog-Musiker hüpften wie junge Welpen auf der Bühne herum. Begeistert lobte der Frontmann einen Fan in der ersten Reihe, der ein T-Shirt aus der Ursprungszeit trug. Das Tour-Logo von 1995 war auf dem verwaschenen Kleidungsstück zu sehen und beinahe so alt wie die Band selber. Die Gruppe balancierte immer wieder zwischen Hardcore-Punk, Metal und Rap. Den einen waren die heftigen Stücke zu crazy, den anderen die HipHop-Ausflüge zu experimentell. Doch unter dem Strich war für jeden etwas dabei, und die Band schien nichts von  ihrer Frische eingebüsst zu haben. Bei den zwei Hits «Who’s the King» und «No Fronts» verloren die Gäste alle Hemmungen und starteten einen wilden Pogo-Tanz vor der Bühne. Ein weiteres  Highlight war der Song «Rocky». Mit Dog Eat Dog war der Kammgarn ein euphorischer Ausflug in die 90er-Jahre gelungen. Die Gäste waren begeistert, und auf der Tanzfläche wurde definitiv  der wilde Hund in jedem geweckt.

Von Hermann-Luc Hardmeier, Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am 5. September 2015.