Humor, Provokationen und Musik

An der 1. Open Stage – Show im Orient gab es am Donnerstagabend Zauberer, Clowns, gezähmte Punkmusiker und einen Überraschungsgast. Von Hermann-Luc Hardmeier.

„Wir sind ausverkauft!“, freute sich Mitorganisator und Moderator Loris Brütsch vor der Show. Die offene Bühne im Orient wartete zwar nicht mit Gästen aus Las Vegas und Miami auf, aber mit einem illustren und vielfältigen Programm aus Schaffhausen, der halben Schweiz und Deutschland. Kommentiert wurden die Auftritte von einer Jury, die aus drei ebenfalls bunten regionalen Paradiesvögeln bestand. Kultgastronom Bruno Meier, Musiker Marco Clerc und dem gut vorbereiteten „Tintenbaron“ Beat Hochheuser. Es gab keine Punkte oder Bewertungen, sondern die Jury gab Tipps, Kritik und Sprüche à la Dieter Bohlen zum Besten. Zauberer Tom Thomson wurde beispielsweise gelobt für seine Kombination aus Magie und Comedy, Sängerin Jacky für ihre bombastische Stimme und Komikerin Kerstin Luhr für ihre Selbstironie. Sie machte Witze über Übergewicht, worauf Bruno Meier meinte: „Wir kämpfen ja in der selben Gewichtsklasse.“

Appenzeller Wundertüte

Marco Clerc gab konstruktive Kritik ab, indem er einer Künstlerin sagte, sie müsse sich mehr ins Zentrum der Bühne stellen. Er lobte aber auch Sänger Denis Spitzer, der eigentlich Punkmusiker ist und als Singer/Songwriter einen starken Auftritt mit gefühlvollen Songs aufs Parkett legte. Die grösste Wundertüte des Abends war der Appenzeller Entertainer „Dä Sepp“. Mit Hornbrille und ulkigen Gesten legte er einen Kalauer nach dem anderen in die Scherzkiste. Plötzlich begann er zu jodeln, dann erstaunlich gut zu beatboxen und schlussendlich strippte er im Orient und zeigte sich im homoerotischen engen Kleidchen den Zuschauern. Uneinig war sich die Jury beim Clown Bippo, der mit 40 Jahren Bühnenerfahrung einen starken Konstrastpunkt zu den anderen Talenten setzte. Nur mit einem einzigen Wort „Concerto“ kam seine Show aus. Er machte kleine Scherzchen und versuchte auf humorvolle Art ein Alphorn zusammen zu bauen. Vielen älteren Zuschauern gefiel dies sehr gut. „Ein erfrischender Auftritt in unserer heutigen hektischen Zeit“, meint Marco Clerc, während die anderen zwei Jurymitglieder sich nicht dafür begeistern konnten. Die Show endete mit dem Überraschungsgast Gabriel Vetter. Der ehemalige Poetry-Slammer und Künstler testete sein neues Programm am Publikum. Er sprach über eine Kuh, die aus dem Himmel fiel und einen Fischer tötete, über Babybel und Dinosaurier. Beim Thema „Religion“ fühlte sich ein Gast provoziert und es gab ein kleines Wortgefecht. Die Anwesenden waren froh, als der Störenfried ziemlich schnell den Saal verliess. Doch auch dies passte in den Abend, der voller Wundertüten und Überraschungen steckte. Die Gäste erlebten, Humor, Unterhaltung und Provokationen. Manch einer schimpfte danach über die Jury oder lobte die Künstler. Für Gesprächsstoff war gesorgt und man darf gespannt auf die nächste Ausgabe der Talentshow warten.

Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am 10. September 2016.