«Der Begriff Superstar passt nicht zu mir»

Chartstürmer Álvaro Soler eroberte mit seinen Hits «Mismo Sol» und «Sofia» die Hitparade. Im Interview vor seinem in Schaffhausen Auftritt sprach er über Erfolg, Musik und Donald Trump. Das Gespräch führte Hermann-Luc Hardmeier für die Zeitung „Schaffhauser Nahrichten“.

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Bild: Álvaro Soler sorgte für Stimmung. (Foto: Phillip Schmanau, Text: Hermann-Luc Hardmeier)

Willkommen in Schaffhausen. Wie gefällt einem Berliner mit spanischen Wurzeln unsere Stadt?

Álvaro Soler: Ich habe den Rheinfall besucht und bei El Bertin ein Pistazzien­eis mit schwarzer Schokolade und Chili gekauft. Es gefällt mir sehr gut hier. Ihr Schaffhauser habt eine sehr schöne Stadt.

Könnte Sie der Rheinfall oder der Munot vielleicht sogar für einen neuen Song inspirieren?

Mein Lied «Sofia» handelt von einer gescheiterten Liebesbeziehung. Mich inspirieren Emotionen und Erlebnisse, nicht Bauwerke oder touristische Attraktionen. Wenn, dann würde ich über einen Spaziergang durch die Stadt mit den schönen Dächern und der Architektur ein Lied schreiben.

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Sofia gibt es also wirklich?

Ja, es ist wirklich passiert. Aber die Frau hiess natürlich anders. Mich fasziniert an diesem Lied aber nicht nur der Inhalt, sondern der Kontrast zwischen traurigem Text und fröhlicher Musik.

Wollen Sie «nur» unterhalten oder haben Sie auch politische Botschaften in ihren Liedern?

In «Mismo Sol» geht es darum, dass man Spass haben kann, egal woher man kommt. Humanität und soziale Gerechtigkeit sind Themen, die mich beschäftigen.

Sie könnten sich also nicht vorstellen, in einem Song einen Seitenhieb gegen Donald Trump zu machen?

Eher nicht. Politik selber interessiert mich nicht. Ich bin Musiker, kein Politiker.

Aber Sie sind ähnlich bekannt wie ein Spitzenpolitiker. Sie waren in fast allen Top-10 Europas und auch das Lokal „Kammgarn“ heute ist ausverkauft. Sind Sie ein Superstar?

Ich finde, der Begriff Superstar passt nicht zu mir. Ich mache einfach meine Arbeit mit Leidenschaft und bin damit glücklicherweise erfolgreich. Dafür bin ich sehr dankbar.

Hat Sie der Erfolg in dem Fall überrascht?

Ich singe spanisch und hätte nicht damit gerechnet, dass ich damit in Ländern wie Polen oder der Schweiz auftreten werde, wo Spanisch keine Landessprache ist. Man sagt, Musik sei eine internationale Sprache. Aber dass ihre Wirkung so gross ist, das hat mich überrascht.

Kann Erfolg manchmal auch lästig sein, wenn man dauernd auf der Strasse angesprochen und fotografiert wird?

Es gibt Tage, an denen ich müde vom Studio nach Hause komme, und da habe ich auch schon einmal die Strassenseite gewechselt, als ich ahnte, dass eine Gruppe mich ansprechen wollte. Aber normalerweise freut es mich sehr, dass ich mit einem kleinen Foto einem Menschen so grosse Freude machen kann.

Können Sie von der Musik leben?

Mit Musik alleine ist es schwierig. Stichwort Internet. Ein wichtiger Teil ist heute Werbung. Und dort ist es immer die Frage, wie viel Werbung man machen darf, ohne die Credibility bei den Fans zu verlieren.

Aber Sie müssen nicht noch einen Nebenjob machen, um über die Runden zu kommen?

Zum Glück nicht. Ich habe unter anderem eine Ausbildung im Bereich Industriedesign gemacht und habe beispielsweise das Bühnenbild entworfen.

Sieht super aus. In dem Fall ist alles bereit für den heutigen Auftritt?

Klar! Heute brennen wir die Bude ab. Alle Leute die kommen, werden morgen nicht arbeiten gehen können. Ich verspreche, ich werde alles geben.

—- Und hier ist der Konzertbericht —

Álvaro Soler feierte eine bombastische Latinoparty

«Schaffhausen, seid ihr bereit?», begrüsste Álvaro Soler am Sonntagabend die Gäste in der ausverkauften Kammgarn. Der Saal mit den rund 800 Besuchern bebte vor Freude. Eine riesige Schlange über den halben Parkplatz galt es für die Fans zu überwinden, um den Star des Abends zu sehen. Doch das Warten lohnte sich. Die Stimmung war bombastisch und die fünfköpfige Band mit ihrem sympathischen Frontmann live noch viel besser als ab CD. Der Sänger der Hits «Sofia» und «Mismo Sol» zeigte, dass er mit seinem neuen Album «Eterno Agosto» noch viel mehr zu bieten hat als seine zwei bekanntesten Raketenhits. Die spanischen Latinoklänge mischten sich mit fetzigen Beats. Es gab Balladen, akustische Lieder und Partykracher. Die Gäste tanzten, sangen, klatschten im Takt, und natürlich wurden wichtige Szenen mit dem Handy gefilmt. Soler riss mit seinem spanischen Temperament die Zuhörer mit. Es war ein Gefühl, wie wenn man sich im Sommer an den Strand legt, Sonne tankt, das Meer rauschen hört und dazu einen leckeren Cocktail trinkt. Entspannung, Spass, Ferien, Glücksgefühle. Als dann die Klänge von «Sofia» ertönten, gab es kein Halten mehr. Kein Fuss blieb still, und die Stimmbänder wurden zu Höchstleistungen animiert. Es fehlte eigentlich nur noch, dass es Konfetti und Ballons von der Decke regnete. Álvaro Soler begeisterte das Publikum und brachte für kurze Zeit den Sommer in die Herzen und Ohren von Schaffhausen. (hlh)

Beide Berichte von Herman-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten am 13. März 2017

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