Marius gewinnt Auftritt am „Stars in Town“

Ein umstrittener Entscheid erhitzte am Samstagabend die Gemüter im Club Kammgarn in Schaffhausen. Doch beginnen wir von Anfang an: Am Kammgarnstars Bandcontest kämpften fünf Bands um einen Auftrittsplatz am „Stars in Town“-Festival in Schaffhausen. Beim Eingang bekam jeder Gast einen Chip, welchen er zum Schluss in die Abstimmungsurne werfen durfte. Das Publikum und eine Jury entschieden schlussendlich. Schon zu Beginn wurde das Rennen von der Schaffhauser Band Hielo klar angeführt. Doch die Konkurrenten gaben alles, um aufzuholen. Alex Good mit groovigem 70er-Jahre Rock mit frischem Make-Up, die Delirious Mob Crew mit heissem Indietronic, Redeem mit einem heftigen Punkrockgewitter und schlussendlich die Überraschung des Abends: Der Appenzeller Marius, der so eine fantastische Stimme hatte, dass sein Soul die Zuhörer aus den Socken haute. Als Hielo endlich spielte, glich das einer Explosion der Partystimmung. Mit Alternativ-Rock und Pop-Punk setzten sie die Kammgarn in Brand. Nicht nur die Stimmung im Saal, sondern auch die Abstimmungsurnen sprachen eine deutliche Sprache: Hielo macht das Rennen. Umso überraschender war sodann das Urteil der Jury: Der Gewinner des Abends lautete: Marius. Die Rangverkündigung ging zwischendurch in den Hielo-Sprechchören unter. Viele Fans waren sehr enttäuscht. Auch die Hielo-Mitglieder schüttelten den Kopf. „Es ist nicht fair für unsere Fans, die dachten, ihre Stimme zählt“, sagte Hielo-Sänger Samuel Gabriel. „Für uns ist es okay. Wir können damit leben.“ Mitorganisator Claudio Keller erklärte das umstrittene Ergebnis: „Die Jury hat sich sehr schwer getan, weil ihnen alle Bands gefallen haben. Das Publikumsvoting zählte nur zu einem Drittel. Schlussendlich entschied der individuelle Musikgeschmack der Jurymitglieder.“ Einerseits sei es ein Wehrmutstropfen, dass keine Band aus Schaffhausen gewonnen habe. Andererseits könne man nicht eine Band gewinnen lassen, nur weil sie aus Schaffhausen sei. Mit dieser Aussage werden die Gründe für den Entscheid etwas klarer. Bitter ist es für die Hielo-Fans trotzdem. Eines ist klar: Mit Marius hat ein grossartiger Musiker absolut verdient gewonnen. Aber die Sieger der Herzen an diesem Abend waren ganz klar Hielo.

Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am 23. Mai 2016.

Ein Gipsy-Tornado tobte im TapTab

Von Hermann-Luc Hardmeier. Die Schaffhauser Band „Palko !Muski“ heizte am Freitag den Besuchern im Club TapTab im Rahmen der Cigano-Disko ein. Ein Konzertbericht von Hermann-Luc Hardmeier.

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Bild: Palko zu Beginn des Konzertes; die Ruhe vor dem Sturm. (Foto: Hermann-Luc Hardmeier, Bericht: Hermann-Luc Hardmeier)

Die Konzertlandschaft in Schaffhausen war am Freitagabend ein bisschen so unberechenbar wie das  Aprilwetter. Während in der Kammgarn die Sonne schien und die Formation Carrousel gemütliche französische Chansons spielte, braute sich im TapTab ein schlimmes Gewitter zusammen. Nicht ein leichter Frühlingsregen, sondern ein waschechtes Horrorunwetter  mit Blitz und Donner stand mit Palko!Muski auf dem Programm.

Polka, Punk und Rock ’n’ Roll

Kurz vor Mitternacht enterten die fünf Musiker die Bühne, und der Tornado entlud sich mit aller Kraft. Die Tanzfläche war gut gefüllt, das Publikum ausgelassen, und die Band gab alles. Innert Minuten verwandelte sich der Saal vom Stehapéro in einen
Hexenkessel. Es gab fast niemanden, der bei dem Mix aus Gypsy, Polka, Punk und Rock ’n’ Roll die Füsse stillhalten  konnte. Palko!Muski spielen seit gefühlten zehn Jahren in Schaffhausen und begeistern mit ihren legendären, energievollen und «Wodka-erotischen» Shows. Das Konzert war sehnsüchtig erwartet worden. Nicht nur vom Publikum,  sondern auch von der Band. «Hier kocht es jedes Mal, wenn wir auftreten. Das ist grossartig», sagte Frontmann Baptiste Beleffi im Gespräch nach dem Konzert. Der Musiker war während des Auftritts in Höchstform, so, wie man ihn kennt. Zunächst spielte er am Keyboard, plötzlich stand er auf dem Stuhl, und zum Schluss liess er sich von der Menge im Publikum tragen. «Eine  echte Rampensau», sagte ein Besucher anerkennend. Baptiste Beleffi trug dabei ein Outfit, das so schrill und freakig, wie es war, bestens zur Musik passte: Cowboystiefel, eng anliegende Leggins mit bunten Streifen, ab dem dritten Lied trat er mit nacktem  Oberkörper auf, und ein Mafiahut rundete das Ganze ab.

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Bild: Der Frontmann der Band gibt Vollgas. (Foto: Hermann-Luc Hardmeier, Bericht: Hermann-Luc Hardmeier)

Anheizen in gebrochenem Englisch

Ein weiteres Markenzeichen der Formation ist, dass sie in gebrochenem Englisch singt und so das Publikum anheizt.  Als der Frontmann in diesem Stil «Let’s Lose Control» der Menge zurief, gab es kein Halten mehr. Das vorerst  noch gesittete Tanzen artete in Pogo mit ausgefahrenen Ellenbogen aus. Die Balkanpower brachte den Saal zum Brennen.  Es wurde gehüpft, gestossen, gejohlt, der Discofinger ging in die Höhe, und zwischendurch spritzte von irgendwoher  Bier in den tanzenden Pulk. Bei einem Song mussten die Gäste alle auf dem Boden sitzen, bis die Band das Kommando zum Eskalieren gab.  Diese Spielchen und die eingängigen Texte animierten die Gäste zusätzlich. Irgendwann zischte und dampfte der Kochtopf so kräftig, dass auch die Musiker kein Halten mehr kannten. Sie holten alles aus den Instrumenten heraus, sangen herzhaft mit,  tanzte und der Frontmann liess sich zu einer umjubelten Kletteraktion an der Säule in der Mitte des Raumes hinreissen.

Eine positive Drohung zum Schluss

Palko!Muski lieferte beste Unterhaltung, und die entfesselte Band begeisterte das Publikum. «Es war einfach super», freute sich auch Baptiste Beleffi nach dem Konzert und drohte im positiven Sinne: «Wir kommen wieder!»

Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am Montag, 2. Mai 2016.