Die Poetryslammerin Lara Stoll eröffnete am Freitag die Schauwerk-Saison in der Kammgarn mit humorvollen und teilweise grotesken Geschichten. Von Hermann-Luc Hardmeier.
Foto: Evelyn Kutschera. Bericht: Hermann-Luc Hardmeier.
„Nein, ich bin nicht diejenige mit dem Alphorn!“ Mit viel Selbstironie, Humor und geschliffenen Texten begrüsste Lara Stoll die Gäste. Die Spannung war gross, denn die Künstlerin hat auf dieser Bühne schon so einiges ausprobiert. Einmal donnerte sie mit einem Mini-Traktor eine Rampe hinunter und bei ihrer letzten Kammgarn-Show hatte sie sogar ein 30er-Töffli gesattelt, mit welchem sie unter lautem Lärm und nebliger Auspuffwolke vor den Gästen herumdüste. Gibt man auf Youtube ihren Namen ein, so erscheinen Slam-Texte mit Titeln wie „Furz“, „Deine Mutter“ oder „Weshalb ich manchmal gerne ein John Deere Traktor 7810 wäre“. Und auch diesmal liess sich die Dame mit den absurden Ideen und der lockeren Zunge so einiges einfallen. Bereits beim ersten ihrer Texte trafen Uriella, der Scheitel von Gilbert Gress und ein T-Shirt mit handbedruckten Doris-Leuthard-Gotthard-Tunnel-Löcher aufeinander. Die kurzen Slam-Texte waren amüsant, gut komponiert und immer wieder unglaublich temporeich. Lara Stoll liess die Besucher oft an ihrem Leben teilhaben. Man erfuhr, dass ihr Freund im Gegensatz zu ihr nicht Programmhefte von politischen Parteien lesen muss, um einschlafen zu können, dass sie 1999 ein Fleischkäse-Sandwich einen Sommer lang als unfreiwilliges Biologie-Langzeitprojekt in ihrem Schulrucksack dahinvegetieren liess und dass sie eine geradezu panische Angst vor Schmetterlingen habe. „Alleine schon der Ausdruck „Schmetterlinge im Bauch“ klingt für mich pervers“, erklärte sie. Da könnte man gerade so gut sagen „Spinnen im Bauch“ oder „Zahnärzte im Bauch“.
Mutter in der Cloud
In einer ihrer Geschichten hat sie ihre Mutter digital überflügelt. Während Lara Stoll sich noch erinnert, wie sie ihrer lieben Mama die Handytaschenlampe erklärte, hat sich ihre Mutter schon längst selber in die Cloud hochgeladen. Man erfuhr auch, warum Zahnärzte Eier legen, um sich fortzupflanzen. Danach gab es eine musikalische Einlage mit der Gitarre: Lara Stoll spielte zunächst ein „nettes Lied“, das aber nicht schön sei, und danach ein „schönes Lied“, das aber nicht nett sei. Während beim 1. Song alle Katzenmusiker der Welt Saltos in den Ohren der Zuhörer sprangen, dominierte im zweiten Lied das Wort „Kacke“. Und als wäre das noch nicht genug, ergänzte sie danach: „Ich möchte mich noch dafür entschuldigen, dass ich in den Song Tennisspielerin Martina Hingis nicht eingebaut habe.“ Zum Schluss gestand Lara Stoll mit einem Augenzwinkern: „Ich beneide Helene Fischer. Ich würde bei meinen Aufritten auch gerne mit BHs und Kafirahmdeckeli beworfen werden.“ Sie endete mit einem grässlich-schönen Lied mit dem Titel „Wasabi im Herdöpfelstock“. Lara Stoll hat das Publikum intelligent und witzig unterhalten. Damit ist den Organisatoren vom Schauwerk ein perfekter Einstieg in die neue Saison geglückt.
Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am 3. September 2018.