Kein Rotsignal konnte den Ska-Schnellzug stoppen

Zwei Powerbands aus der Schweiz und Italien sorgten für Partystimmung am Donnerstagabend in der Kammgarn. Ein Konzertbericht von Hermann-Luc Hardmeier.

Am Donnerstagabend war es kalt und regnerisch draussen. Doch innerhalb der Kammgarn brannte die Tanzfläche schon in den ersten Minuten. Die Band «Rude Tins» machte als Vorband den Auftakt. Die acht Musiker aus Brugg hatten selbst einen unglaublichen Spass auf der Bühne und schafften es schnell, dass der Funke auch auf das Publikum übersprang. Schweizer Ska-Punkt gewürzt mit Rock, Reggae und jeder Menge Tempo bretterte durch die Boxen. Besonders eindrücklich war die Bläserfraktion, welche nicht nur ein sattes Fundament lieferte, sondern auch immer wieder ihre Posaune, Saxophon und Trompete so kämpferisch in die Luft streckten, als wäre es der Säbel eines Offiziers bei einem Kavallerieangriff im Wilden Westen. Neben saftigen Eigenkreationen überzeugten sie auch mit einem Coversong von «Forever Young», der noch nie so viel Power wie in der Rude-Tins-Version hatte. Nach kurzer Umbaupause war sodann die Zeit für die Ska-Punk-Combo «Talco» aus Marghera (Venedig) angebrochen. Mit einem witzigen Intro mit dem Sound aus einem Arcade-Videogame enterte die italienische Band die Bühne. Die sechs Musiker glichen einem Schnellzug, der von keinem Rotsignal zu stoppen war. Mit einem riesigen Tempo und einer imposanten Energie setzten sie den Saal unter Starkstrom. Eine wilde Besuchermeute tanzte Pogo vor der Bühne. Die satten Beats des Drummers, die kräftigen Riffs von der E-Gitarre, die mitreissende Bläserfraktion und die leidenschaftlichen Italienischen Texte sorgen für einen Mix, der den inneren Tanzbär in den Gästen nicht nur steppen, sondern auch ausflippen liess. Immer wieder kletterten Besucherinnen und Besucher auf die Bühne, um auf die Hände des Publikums zum Stagediving zu springen. Einige Songs wurde lautstark mitgesungen. Der Auftritt erinnerte ein bisschen an Ska-P, welche von Talco auch als Inspirationsquelle bezeichnet werden. Die Band umschreibt ihre Musik jedoch nicht in erster Linie als Ska-Punk, sondern als «Patchanka» mit Einflüssen von Bands wie Mano Negra oder Gogol.

Warnung vor Populismus

Ähnlich wie bei Ska-P geht es der Band nicht nur um Unterhaltung, sondern sie haben auch politische Botschaften in den Songs platziert. Besonders eindrücklich war, als sie musikalisch vor der Gefahr des Populismus warnten und aufforderten, Politiker an ihren Leistungen und nicht an ihren Worten zu messen. Die Band kannte am Donnerstagabend keine Müdigkeit und spielte Zugabe um Zugabe. «Sie sollen auf keinen Fall aufhören», freute sich Besucherin Mariella Müller und Samuel Brupbacher meinte: «Dieser Italo-Ska macht einfach gute Laune.» Erschöpft und glücklich endete die Schnellzugfahrt am späten Abend. «Schaffhausen war einfach wundervoll», freute sich Trompeter Andrea Barin nach dem Konzert. «Wir haben Feuer gelegt und die Flammen ausgiebig genossen.»

Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen am 21. Oktober 2023 in der Zeitung Schaffhauser Nachrichten.