Wenn das Stadttheater Macarena tanzt

Eine Comedyshow ohne Worte. Geht das? Das Trio Starbugs bewies es am Donnerstagabend im Stadttheater Schaffhausen zwei Stunden lang. Eine Theaterkritik von Hermann-Luc Hardmeier.

Ist es Sport? Ist es Tanz? Ist es Comedy? Wie immer man den Auftritt von Starbugs am Donnerstagabend im Stadttheater bezeichnen möchte, es war grossartig. Die Künstler haben sich ursprünglich als Breakdancetruppe gefunden und später ihr Programm zu nonverbaler Comedy umgebaut. Damit touren sie um die Welt und haben schon viele Preise gewonnen. Ihr aktuelles Programm heisst «Crash Boom Bang».

Eminem trifft auf Tennis

Nonverbal. Ohne Worte. Wer jetzt an eine verstaubte Pantomimenshow denkt, liegt ganz falsch. Nebelmaschine, Pyroeffekte, Tanzeinlagen und Akrobatik gehörten genauso dazu wie Witze vom totalen Brüller bis zum Schenkelklopfer-Slapstick. Es gab musikalische Gastauftritte von Freddie Mercury, James Brown und 007 persönlich. Ein Tennisspiel in Slow-Motion, eine Eminem-Tanzshow und ein Fechtkampf rundeten die Performance ab. Mit vorgehaltenem Degen zwangen sie das Publikum dazu, wie bei einem Überfall die Hände in die Höhe zu strecken. Dann erklang die Melodie der 90er-Jahre-Hits Macarena. Nun wippten alle Hände im Takt zum Kultsong. Das ganze Stadttheater tanzte mit den Händen Macarena. So eine Stimmung sieht man nicht alle Tage in diesem ehrwürdigen Gebälke. Die Gäste klatschten bei vielen Songs den Takt und trainierten herzhaft ihre Lachmuskeln. Bei einer Szene musste eine Besucherin so laut und amüsant lachen, dass sie den halben Saal mitansteckte.

Prominente Hilfe

Die Szenen waren teilweise so schräg und kreativ, dass man sich fragte, wie um alles in der Welt man auf solche Ideen kommen konnte. Die Frage ist schnell beantwortet, wenn man einen Blick auf die Regie wirft. Der Starbugstruppe stand Nadja Sieger alias Nadeschkin zur Seite. Nun wunderte man sich nicht mehr, wie man eine imaginäre Kuh melken kann, dabei den Heidi-Song spielt, kurz zuvor den Robodance aufs Parkett legt, Besenstiele als E-Gitarren benutzt und zwei Hocker zum DJ-Pult umfunktioniert. Starbugs – nicht zu verwechseln mit einer internationalen Kaffeekette spielten sich auf der Bühne zu Höchstleistung. Das war kein Theater mehr, das grenzte schon an Sport. Die rhythmischen Sportkomiker setzten immer noch eine Pointe oben drauf. Als der Schlussapplaus erklang, gab es Zugabe um Zugabe. Zu allerletzt wagten die Schauspieler noch eine Rock’n’Roll-Tanzeinlage mit drei Gummipuppen und überraschten die Damenwelt mit einem Striptease. Die Show war einzigartig und die Leistung der drei aussergewöhnlich. Nicht nur das Tanzen und das Schauspielern, sondern auch Musik und Soundeffekte funktionierten in perfekter Harmonie mit den zeitgenauen Bewegungen auf der Bühne. Starbugs beherrschte das Timing und die Lachmuskeln der Zuschauer. Der Abend war absolut humorvoll, beeindruckend und wunderbar erfrischend.

Ein Bericht von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am 11. Juni 2016.