Von Hermann-Luc Hardmeier. An der Premiere des satirischen Stücks «Herkules und der Stall der Augia» an der Kantonsschule zeigte der griechische Held sein Talent als Landwirt und sorgte damit für Lacher sowie grossen Applaus. Eine Theaterkritik VON HERMANN-LUC HARDMEIER
Wer kennt ihn nicht? Herkules. Der Held der Antike. Er ist der Sohn des Zeus, hat Löwen, Giganten und eine neunköpfige Schlange besiegt. Und nun soll er einen Kuhstall ausmisten? Das satirische Stück «Herkules und der Stall des Augias» wurde ursprünglich vom Schweizer Autor Friedrich Dürrenmatt geschrieben und ist nun in der Version des Schaffhauser Künstlers Walter Millns noch etwas lustiger und kreativer geworden, als es ohnehin schon war. Und weiblicher: Anstatt auf Dürrenmatts männlichen Augias setzt Walter Millns auf die weibliche Präsidentin Augia. In der heutigen Zeit von Donald Trump und Hillary Clinton kann man schliesslich nie wissen. Richtig gut Zusammen mit Unica Weidmann und Etienne Prodolliet hat Walter Millns das Stück seit Mai im Theaterkurs der Kantonsschule und der FMS Schaffhausen eingeübt. Am Mittwochabend feierte es nun in der Mensa/Aula der Kanti seine Premiere. Um es vorwegzunehmen: Es war gut. Richtig gut. Die Zuschauer konnten lachen, mitfiebern und mitdenken. Die Kostüme waren fantasievoll, die Schauspieler talentiert und ein bisschen frech. Diese frische Brise hätte Friedrich Dürrenmatt sicherlich gefallen. In der Geschichte hat Herkules ziemlich viel von seinem Heldenstatus eingebüsst. Er ist zwar ein Held, aber ein ausrangierter. Seine grossen Taten interessieren keinen mehr, denn der gute Herr zieht lieber alkoholisiert um die Häuser und wacht mit einem Brummschädel neben zwei unbekannten Damen auf. Doch das ist noch nicht alles: Herkules hat Schulden. Da kommt die Anfrage aus dem Ländchen Elis genau richtig. Herkules soll das Land, welches im Mist der Kühe versinkt, ausmisten. Kein Problem, schliesslich ist er Herkules. Doch als er die zwei nahe gelegenen Flüsse Alpheios und Peneios in den Stall leiten will, um den Schmutz elegant hinauszuspülen, meldet sich das Wasseramt. Die Bewilligung für die Aktion fehlt. Und nun geht der Ärger mit den Behörden los.
Immer wieder überraschend
Der Clou, die Highlights und welche Rolle Herkules’ hübsche Geliebte Deianeira spielt, das soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Nur so viel: Die Schauspieler schafften es immer wieder, das Publikum zu überraschen. Mit originellen Kostümen wie gelben Pelerinen, Charly-Chaplin-Hüten oder Männern in Strumpfhosen. Beindruckend war auch der Bizeps der Hauptperson. Bei näherem Hinschauen entpuppte sich dieser jedoch als T-Shirt mit aufgedruckter Muskelmasse. Oder plötzlich legten die Schauspieler eine Tanzeinlage mit angeschnallten Melkstühlen aufs Parkett, für die es einen kräftigen Spontanapplaus des Publikums gab. Genau diese Details machten das Stück sympathisch und noch lustiger, als es ohnehin schon war. «Ich bin sehr zufrieden mit der Premiere», freute sich Walter Millns. Das laute Klatschen der Besucher zum Schluss gab ihm recht. Die Schüler haben ein tolles und absolut sehenswertes Stück aufgeführt.
Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am 4. November 2016.