Bundeshaus-Besuch 2019

50 Lernende der BM2-Abteilung besuchten am Dienstag das Bundeshaus in Bern.

Am frühen Morgen ging’s los Richtung Bundeshauptstadt. Die 50 Lernenden der BM-Abteilung reisten zusammen mit Geschichtslehrer Luc Hardmeier ins politische Zentrum der Schweiz.

Bild oben: Gruppenfoto mit Aline Trede in der Mitte.

Bild unten: Die Lernenden im Ständeratssaal.

Zunächst genossen die Besucher eine Stadtführung durch Bern, das erfreulicherweise sonnengeflutet die Gäste empfing. Nach Nationalbank, Zytglogge und Co war es sodann Zeit für das Bundeshaus. Zunächst empfing Nationalrätin Aline Trede unsere Schüler und Schülerinnen. Sie war fünf Jahre als Nationalrätin tätig und angesichts des grünen Wahlerfolgs vom 20. Oktober eine spannende Diskussionspartnerin. Mit Frische, Bestimmtheit aber auch Humor erklärte Aline Trede den Zuhörern ihre Positionen. Danach ging es auf eine Führung durchs Bundeshaus, bei welcher die Gäste auf den Plätzen des National- und Ständerates Platz nehmen durften. Selbstverständlich wurden dabei nicht nur Fragen beantwortet, sondern auch das eine oder andere Selfie für Social Media geschossen.  Beim Besuch im Bundeshaus konnten die Lernenden Politik nicht nur verstehen, sondern auch erleben. Fazit: Ein spannender Tag für alle Beteiligten. Was will man mehr?

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Mit der Blechtrommel gegen die Nazis

Beim Stück «Die Blechtrommel» überzeugte Schauspieler Michael von Burg die Zuschauer im Schaffhauser Stadttheater, kritisierte jedoch den Autor des Werks, Günter Grass. Eine Theaterkritik von Hermann-Luc Hardmeier.

Bild: Mit der Blechtrommel gegen Faschismus. (Foto: Michael Kessler. Bericht: Hermann-Luc Hardmeier)

SCHAFFHAUSEN. «Das war eine Monsterleistung », befand eine Zuschauerin am Mittwochabend im Schaffhauser Stadttheater. Soeben war das 140-minütige Stück zum Roman «Die Blechtrommel» von Günter Grass zu Ende gegangen. Autor Oliver Reese und Regisseur Markus Keller hatten es geschafft, das 800-seitige Buch dem Schauspieler Michael von Burg auf den Leib zu schneidern. Dieser bestritt als One-Man-Show den Abend und verblüffte das Publikum. Seine Rolle des Oskar Matzerath,
der mit seiner Familie die Machtergreifung der Nazis und den Krieg erlebt, kam mit wenig Requisiten, aber mit viel Pathos aus. Als Dreijähriger erhält der kleine Oskar eine Blechtrommel,mit welcher er beispielsweise einen Marschrhythmus der Nazis mit einem Walzertakt durcheinanderbringt. Aus seiner naiven, kindlichen Sicht erzählt er, wie in der kleinbürgerlichen elterlichen Welt der Vater zu Hitlers Parteigänger wird. Oskar weigert sich, während der Hitlerzeit zu wachsen. Das könnte man als Verweigerung der deutschen Bevölkerung deuten, die Verantwortung oder moralische Schuld für die Verbrechen der Nazis zu übernehmen. Das ganze Stück zielt kritisch auf die Nazizeit und trommelt gegen das Vergessen und das Leugnen der Schuld. Das Buch ist nicht zuletzt deshalb als Jahrhundertwerk und Klassiker bezeichnet worden.

Grass und die Waffen-SS

Doch darf man sich in der heutigen Zeit noch über ein Werk von Günter Grass freuen? Der Autor gestand 2006, in der Waffen-SS gewesen zu sein und warf damit einen dunklen Schatten auf seine Rolle als moralische Instanz der Nachkriegszeit. Er wurde unter anderem aufgefordert, seinen Nobelpreis zurückzugeben. «Das hat mich extrem beschäftigt », sagte Schauspieler Michael von Burg im Publikumsgespräch nach der Vorstellung. «Ich bin politisch mit Günter Grass nicht einverstanden, aber der Roman gefällt mir dennoch enorm», sagte er. «Ich finde, die Biografie von Grass und die Frage, ob er ehrlich war, muss an einer anderen Stelle als auf der Bühne diskutiert werden.» Im Verlauf des Gesprächs verriet von Burg auch, dass er fast drei Monate brauchte, um den Text auswendig zu lernen und vor der Vorstellung in Schaffhausen ein bisschen Angst hatte: «Es ist zwar für mich ein Heimspiel, aber ich hatte das Stück einen Monat nicht mehr gespielt.» Die Angst, einen Satz zu vergessen und aus dem Text zu fallen, sei wie ein Ritt auf einem wilden Pferd. Man müsse höllisch aufpassen, damit man die Zügel nicht verliere. Kein Problem, denn Michael von Burg beherrschte den störrischen «Blechtrommel»-Gaul vorzüglich. Mord, Sex und Brausepulver sorgten für einige Ausrufezeichen, doch schlussendlich war weder die Vergangenheit von Grass noch die Zerstörung mehrerer Blechtrommeln auf der Bühne entscheidend: Am beeindruckendsten war die Leistung des Schauspielers.

Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am 8. November 2019.

«Gönnjamin» wird nicht Jugendwort 2019

Die „offizielle“ Wahl wurde durch den Verlag abgesagt.

Einmal im Jahr gehört die deutsche Sprache den Jugendlichen. Der Duden wird ordentlich aufgepimpt. Swag und Kreativität statt verstaubte Begriffe dominieren die Diskussion. «Yolo», «Babo» und «Ehrenmann/Ehrenfrau» waren nur einige der sprachlichen Mixturen, welche die Wahl des Jugendwortes in der Vergangenheit hervorgebracht haben.

Organisiert wurde die Wahl jeweils vom Langenscheidt-Verlag, der dazu gleich das passende Jugendslang-Lexikon namens «100 Prozent Jugendsprache» herausbrachte. Eine Mischung aus Wettbewerb, Spass, Pausenhof und Marketinggag, die sehr bekömmlich schmeckte.

Spannend war auch immer wieder, welche Wortkreationen es nicht aufs Podest schafften. Da war beispielsweise «Lauch», für einen Menschen, der nicht sonderlich muskulös ist, «Alpha-Kevin» für den König der Deppen oder der Ausdruck «Niveaulimbo», wenn die Messlatte für ein vernünftiges Gespräch ständig tief und tiefer gesetzt werden muss.

2019 jedoch wird den Sprachfans ein Strich durch die Rechnung gemacht. Die Wahl zum Jugendwort findet nicht statt. Schuld ist schlussendlich aber nicht nur Langenscheidt, sondern eine Umwälzung in der Verlagslandschaft. Und das kam so: Im Frühling hat der Pons-Verlag (gehört zur Klett-Gruppe) das Haus Langenscheidt aufgekauft bzw. übernommen. Der Zeitpunkt war für die Jugendwort-Abteilung unglücklich, denn das neue Lexikon war natürlich noch nicht fertig. Pons hat sich noch nicht entschieden, ob sie das Jugendslang-Nachschlagewerk weiterführen will und deshalb derzeit die Pausentaste gedrückt.

Online gibt es einige Seiten, die trotzdem zu einer Wahl aufrufen und Vorschläge entgegennehmen. Dabei ist beispielsweise das Wort „Gönnjamin» aufgetaucht. Ein Ausdruck für jemanden, der es sich gut gehen lässt und das Leben geniesst. Er «gönnt» sich des Öfteren auch den Besuch in einschlägigen Fastfood-Etablissements, feierte die Nacht durch und auch seine Brieftasche sitzt ziemlich locker. «Verchillt» und glücklich geht er durch den Tag. Ein «Gönnjamin» eben. Eins der Online-Votingportale wurde allerdings gehackt und die Organisatoren beendeten danach ihre Wahl.

Scheint fast so, als ob 2019 die Wahl unter einem schlechten Stern steht. So wirklich fehlen werden Begriffe wie «Gammelfleischparty» als Bezeichnung für eine Ü-30-Party oder «Speckbarbie» für eine dicke Frau in zu engen Kleidern zwar niemandem, aber trotzdem war es eine herrliche Gelegenheit, um über die Sprache nachdenken zu können. Man darf gespannt sein, ob 2020 der Pons-Verlag wieder grünes Licht gibt und Gönnjamin oder ein anderer Ehrenmann sodann vom Podest lächeln darf.

Von Hermann-Luc Hardmeier.