„Los, holen wir uns unsere Diplome!“

In der Rathauslaube in Schaffhausen fand am Freitagabend die kurzweilige Diplomfeier der technischen Berufsmaturität statt. Von Hermann-Luc Hardmeier.

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asfdasdfsdfsdfds «Wissen kann heute in riesigen Mengen  abgerufen werden», leitete Dr. Ernst Schläpfer, Rektor des BBZ, seine Rede ein. Er sprach vor einer vollen
Rathauslaube und 28 strahlenden Gesichtern der Absolventen. Ernst
Schläpfer erklärte, dass man ein Leben lang Wissen anhäufen könne, ohne zu
verstehen. «Denken ist wichtiger als wissen», betonte er. Wenn man die Möglichkeiten des Internets, die Quizshows im TV oder die Wahlplakate anschaue,
so zeige ihm das, wie wichtig und zugleich schwierig das Denken in der heutigen Zeit geworden sei. Er wünschte allen Absolventen, dass sie sich genügend Zeit dafür nähmen, denn mit der Berufsmaturität hätten sie nun das nötige Werkzeug zur Denkfähigkeit erhalten. «Habe Mut, dich deines Verstandes zu bedienen», zitierte
anschliessend Franziska Witt den Philosophen Immanuel Kant. Auch sie kritisierte,
dass man sich in der heutigen Zeit zu fest auf das Handy und das Internet verlasse. So fest, dass Kant wahrscheinlich Tränen in den Augen hätte und laut seufzen würde, was
bloss aus seinen Aufklärungsideen geworden sei. Sie beruhigte sogleich wieder,
als sie auf die Situationen in den Betrieben zu sprechen kam. Dort seien die Lernenden nicht bequem und Probleme würden mit Verstand, Mut, Praxisbezug und realistischen finanziellen Vorstellungen gelöst. «Mancher Absolvent ist Kant damit näher als ein Philosophiestudent », lobte sie.

Die „Stunde des Grauens“

Eine starke Rede hielt auch Julian Klaiber von der  Abschlussklasse. Er sprach nicht nur über seine persönliche «Stunde des Grauens» in Form der mündlichen Abschlussprüfung im Fach Mathematik, sondern auch über die Zukunft der
Diplomierten. Viele wüssten noch nicht genau, was sie mit ihrer Berufsmatur
anfangen würden. «Wir haben in der Schweiz das Privileg, unseren Weg
selber zu wählen. Das birgt aber auch eine grosse Verantwortung.» Er schloss
damit, dass man sich den Abschluss nun ehrlich verdient habe: «Los, holen
wir uns unsere Diplome!», forderte er unter lautem Applaus. Ein bisschen
bremsen in seiner Euphorie musste ihn Prorektor Martin Binder. Er zog noch
die mathematische Bilanz der Abschlussprüfungen und der vergangenen
dreieinhalb Jahre. Er sprach über die Bedeutung des «Durchschnitts»
alias «des arithmetischen Mittels». Auch wenn viele oft mit einer 4,0
im Durchschnitt gepokert hätten, wünschte er sich, dass man nun bereit
sei, mehr zu leisten. Wer die BMS neben seiner Lehre in Angriff nehme,
sei dazu ja ohnehin bereit. In seiner sehr humorvollen Rede brachte er
viele Anwesende zum Schmunzeln und endete mit der Aufforderung: «Seien
Sie lieber 007 als 08/15.» Zum Schluss erhielt Absolvent Andres Stump den School of Engineering (SoE) Award. Zusammen mit Patrick Stoll wurde er zudem von Regierungsrat Christian Amsler mit einer Urkunde ausgezeichnet. Mit 5,65 und
5,3 lagen die zwei deutlich über dem vorher gegeisselten Durchschnitt.

Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am 20. Februar 2016.

„Poste niemals Ausgangfotos!“ – Interview mit Victor Stancescu

Im Rahmen der Projektwoche „Sport + Medien“ kam Victor Stancescu am 8. Februar 2016 an unsere Schule. Der ehemalige Captain des Eishockeyclubs „Kloten Flyers“ gab den Lernenden Tipps und Tricks im Umgang mit Medien. Er wies auf Gefahren und Chancen hin und erzählte, warum er neben dem Hockey an einer Universität studierte, um Anwalt zu werden.

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Bild: Victor Stancescu im Gespräch mit Andi Jucker, Chefredaktor „Radio Munot“. (Foto: Hermann-Luc Hardmeier)

1). Du wurdest sehr oft von Medien interviewt. Wie läuft eigentlich so ein Treffen mit den Journalisten ab?

Es kommen ein Journalist und ein Fotograf. Das Gespräch dauert je nachdem etwa eine halbe Stunde. Das Foto kann zwischen zwei Minuten und 45 Minuten dauern. Die Fotografen wollen manchmal sehr skurrile Dinge. Beim Text empfehle ich, den immer gegenzulesen. Dieses Recht hat man und sollte man wahrnehmen.

2). Soll man beim Gegenlesen jedes Zitat bis ins Detail kontrollieren?

Das muss jeder selber wissen. Ich bin beim Gegenlesen immer sehr zurückhaltend, wenn es ungefähr dem entspricht, was ich sagen wollte. Denn der Journalist färbt das Interview immer auch auf seine Art, was das Ganze häufig lebendiger macht. Würde man jeden Satz umformulieren, hätte man früher oder später gewiss mit einigen Journalisten Probleme und die Interviews wären wohl auch nicht besser.

3). Gab es bei Interviews Dinge, die du nicht machst?

Es gibt Dinge, die gehen zu fest ins Privatleben. Z.B. Eine Homestory von einer grossen Zeitschrift wollten weder ich noch meine Frau. Das haben wir abgelehnt. Einmal wollte man von mir, dass ich in voller Hockeyausrüstung an die Bahnhofstrasse stehe und mich ablichten lasse. Das ist nicht mein Ding.

4). Soll man überhaupt noch Interviews geben?

Ja. Man kann durch den Sport bekannt werden und das hilft im späteren Leben z.B. bei Sponsoren. Uns als Verein hat es damals sehr geholfen, als Kloten kurz vor dem Konkurs stand und die Medien uns bei unseren Bemühungen unterstützten, Hilfe zu organisieren.

5). Ist der Journalist Freund oder Feind?

Wenn man Profisportler ist, dann sieht man immer die gleichen fünf bis sechs Medienleute. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre habe ich die gut kennengelernt. In dieser Zeit merkt man schon, wem man etwas erzählen kann und bei wem man vorsichtig sein muss.

6). Wurdest du einmal von einem Journalisten reingelegt?

Leider ja. Meine Konsequenz war, dass ich ihm nur noch 0815-Antworten gegeben habe. Kommunikationsverweigerung war nicht mein Fall, denn das wirkt seltsam gegen aussen. Aber mit meinen Antworten konnte dieser Journalist kaum mehr etwas anfangen.

7). Was hast du für Interviewtipps für junge Spottalente?

Wenn man gleich nach dem Match vom Eisfeld kommt und interviewt werden soll, kommt es meistens nicht gut. Man hat zu viel Adrenalin im Kopf und sagt dann vielleicht etwas, was man sonst nicht aussprechen würde. Mein Tipp: Ein paar Minuten durchschnaufen und erst dann das Interview geben. Wenn ein Journalist provoziert, darf man übrigens auch sagen, dass man eine Frage nicht beantworten möchte, weil sie zu privat oder zu delikat ist.

8). Was sind typische fiese Fallen beim Interview?

Im Eishockey wären das Fragen wie: „Warum bringt dich der Trainer nicht mehr im Powerplay?“ oder „Warum bekommst du nicht mehr Eiszeit?“. Im Fussball könnte das sein: „Warum wurdest du bereits nach 40 Minuten ausgewechselt?“ Mein Tipp: Der Sportler sollte nie dem Trainier die Schuld geben. Man sollte nie die Vereinsführung angreifen oder schlecht über Mitspieler sprechen.

9). Was wäre denn eine gute Antwort?

„Der Trainer entscheidet.“ Man darf aber auch in einem Nachsatz über seine Gefühle sprechen, sollte diese jedoch auf sich selber beziehen. Beispielsweise: „Ich bin mir das nicht gewohnt, so kurz zu spielen und es ist schwierig auf diese Weise ein Spiel aufzubauen. Aber ich akzeptiere die Entscheidung des Trainers.“

10). Erinnerst du dich noch an eine Fangfrage, die man dir gestellt hat?

Gewisse Journalisten versuchen eine Story dramatisch aufzubauen, indem sie Feindschaften konstruieren. Z.B. „Stancescu hasst diesen und diesen Verein“ oder „Stancescu hasst diesen und diesen Spieler.“ Ich habe darauf immer so reagiert, dass ich nie ein Team oder einen Spieler, den ich kritisierte, beim Namen nannte. Ich sprach immer vom Gegner oder vom gegnerischen Team. Man sollte nicht in den Medien eine Fehde gegen jemanden führen.

11). Soll man bei schlechten Spielen überhaupt ein Interview geben?

Beim Sport gibt es immer einen Gewinner und einen Verlierer. Ein guter Sportler ist nicht der, der immer gewinnt. Es ist derjenige, der wieder aufsteht und auch selbstkritisch ist, ohne die Gegner schlecht zu machen. Als Captain musste ich oft vor das Mikrophon stehen, wenn es schlecht lief. Das gehört dazu.

12). Wie soll man sich bei Siegen verhalten?

Gib keine Standardantworten, sondern eine eigene Formulierung. Das macht sympathisch. Dinge wie: „Das war mein erster Hattrick in der 1. Mannschaft, ich bin überglücklich“, darf man ruhig sagen und dazu jubeln.

13). Und wenn wirklich alles schief läuft. Wie hast du bei unfairen Berichten reagiert?

Wenn man laut losschimpft oder sich rechtfertigt, wird es meistens nicht besser. Im Gegenteil: Die Story geht in den Medien weiter. Genau darauf warten die Boulevardmedien. Wenn ein Bericht draussen ist, ist er draussen. Ich habe in meiner Karriere nur zwei Mal einem Journalisten angerufen, um mich zu beschweren. Ansonsten habe ich es gelesen, aber nicht darauf reagiert. Das heftigste war, als einmal etwas gegen meinen Trainer stand, was ich nicht so gesagt hatte und das wirklich falsch war. Ich ging als erstes zu meinem Trainer und erklärte ihm, wie ich es gemeint hatte. Der war zwar immer noch nicht begeistert, aber ich konnte die Situation mit ihm klären. Das war mir wichtig.

14). Wie gefährlich ist für junge Sportler eigentlich „Social Media“?

Ich würde so wenig wie möglich posten. Die Journalisten schauen immer nach, was ein Sportler auf Facebook, Twitter oder Instagram online stellt. Als ich jung war, gab es das zum Glück noch nicht. Ich war auch nicht immer ein Engel. Aber Facebook war noch nicht geboren. Kaum ein Handy hatte Fotofunktion. Und wenn, dann konnte man die Menschen darauf nicht erkennen.

15). Welche Fotos sind denn gefährlich?

Niemals Ausgangsfotos! Und ich würde auch keine Ferienfotos während der Saison posten. Oder wenn man am Abend vor dem Spiel an die Fasnacht geht. Es ist dann schlussendlich egal, ob man den ganzen Abend nur Mineralwasser getrunken hat. Es heisst dann einfach: Er war dort. An einem Fest, an dem viele Menschen trinken.

16). Wenn man nicht selber online stellt, wird man jedoch oft fotografiert und landet trotzdem im Internet. Das kann man doch gar nicht vermeiden.

Es mag ein bitteres Fazit sein, aber als bekannter Sportler muss man auf gewisse Dinge verzichten. In gewissen Situationen, in der Vorbereitungsphase oder vor einem wichtigen Match, kann ich nicht mit meinen Kollegen feiern gehen. Das ist manchmal hart. Aber es ist ein Selbstschutz. Der Schaden ist riesig, wenn einem irgendetwas angedichtet wird und der Ruf leidet.

17). Dein Traum war doch Profisportler. Warum hast du nebenher den riesigen Aufwand betrieben, um das Anwaltspatent zu machen?

Mit 17 hatte ich nur Hockey im Kopf. Ich wollte aber immer eine Sicherheit haben, falls es nicht klappt. Auch wollte ich einen Ausgleich zum Sport haben. Als ich dann Hüftprobleme bekam und deswegen aufhören musste, war ich sehr froh, dass ich einen Plan B hatte und meine Zukunft weiterhin gesichert war.

18). Ein Studium ist ein unglaublicher Zeitaufwand. Wie ging das mit dem Hockey einher?

Ich musste planen. Sieben Monate im Voraus habe ich geplant, wann ich Prüfungen habe, wann ich lernen kann und wann ich trainieren muss. Ohne Planung und Disziplin wäre das nicht gegangen. Jeder Sportler ist diszipliniert. Und aus heutiger Sicht bin ich sehr froh, dass ich nicht nur auf den Sport, sondern auch auf mein Leben nach dem Sport fokussiert war.

Von Herman-Luc Hardmeier und Andi Jucker.

Konzertkritik: Angriff der Indierock-Astronauten

Von Hermann-Luc Hardmeier: Am Freitagabend tauften „The Daisies“ ihre neue CD im Club „TapTab“ in Schaffhausen. Eine Konzertkritik von Hermann-Luc Hardmeier.

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Die Daisies im TapTab in Schaffhausen: Oliver Auer, Jerry Philipp, Ramon Rohner und Tiena Danner (v.l.n.r.) (Foto: Hermann-Luc Hardmeier. Bericht: Hermann-Luc Hardmeier)

„Heute schiessen wir unser Baby in den Weltraum!“, freute sich Tiena Danner von den Daisies. Die Schaffhauser Band feierte am Freitagabend ihre Plattentaufe im TapTab. Und eines ist Sonnenklar: Wenn die Daisies feiern, dann brennt die Bude. Mit einer Magnumflasche Champagner übergossen sie den Silberling namens „Moon“ unter lautem Applaus und Gejohle der Gäste. Die Tanzfläche des TapTabs war proppenvoll und die Stimmung ausgelassen. Die Besucher tanzten und feierten. „Wir sind eine Liveband. Um uns zu verstehen, muss man uns erleben“, sagte Frontmann Jerry Philipp vor dem Konzert. Die Formation arbeitet viel mit Effekten, mit Loops, Delays und Reverbs. Dadurch wirkt die Musik „spacig-sphärisch“, wie Schlagzeuger Oliver Auer erklärt. Der futuristische Weltraum-Indierock wirkte wie eine Adrenalin-Injektion auf der Tanzfläche. Gut tanzbarer Indierock, gemixt mit Elektropop; das gefiel den Gästen ausserordentlich. Die Lichtshow, das Trockeneis und die Leinwand mit speziellen, avantgardistischen Kurzfilmchen hinter der Band sorgten ebenfalls für Ambiente. Doch woher kommt eigentlich diese Begeisterung für das Weltall? „Der Kosmos ist unerforscht und mysteriös“, erklärte Jerry Philipp. „Das fasziniert uns, denn es ist ein wenig wie unsere Musik: Wir wissen auch nicht, wo unser Sound uns hinführen wird.“ Die Band feierte eine würdige CD-Taufe. „Das war ausgeflippt und herrlich krank!“, posten die Daisies am nächsten Tag begeistert auf Facebook.

„Moon“ von „The Daisies“ –  Eine Reise ins Universum und zurück.

Die Band mit der deutschen Übersetzung Gänseblümchen gibt es seit 2011. Am Freitagabend ist ihre zweite EP namens „Moon“ erschienen. Der Planet und Erdtrabant lässt im CD-Player aufhorchen. Knackig, fetzig, sphärisch und stylisch klingen die drei Songs namens Fever Dreaming, Hubble Deepfield und Moon. Wer schon einmal im Bandraum der Daisies in Neuhausen gewesen ist, dem ist sonnen.. . äh sternenklar, warum die CD ihren Namen trägt. Überall im Bandkeller hängen kleine Discokugeln an der Decke, so dass man sich wie in den unendlichen Weiten der Milchstrasse fühlt. Das Thema fasziniert die Band seit langem (siehe Hauptartikel). „Viele Konzertbesucher geben uns auch das Feedback, dass unsere Musik irgendwie „spacig“ klingt“, erklärt Bassist Ramon Rohner. Dazu kam, dass Frontmann Jerry Philipp absolut begeistert von einer Filmdokumentation über das Hubble-Teleskop war und der Band davon vorschwärmte. Diese Erfahrung gab dem zweiten Song den Namen. Ansonsten steckt in der Musik keine Botschaft, wie die Künstler versichern. „Wir sind nicht politisch“, so Oliver Auer. „Uns inspiriert Spass, Ausgang, Beziehungen, richtige Ausgänge und unser Studentenleben. Wer bei unserer Musik dies nachempfinden kann, der hat verstanden.“ Die Daisies sind stolz auf ihre CD. Aber am liebsten haben sie es, wenn man ihre Musik nicht zuhause vor Grossmutters Kamin, sondern live vor der Bühne geniesst und feiert.

PS:
Die CD kostet 5.- und kann via Homepage der Band bestellt werden. Zudem ist sie als gratis Download erhältlich.

Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am 8. Februar 2016.