Band Union Schaffhausen: Powervoller Auftakt ins neue Vereinsjahr

Am Freitag fand im Lokal „Orient“ die 5. Versammlung der «Band Union» mit anschliessendem Konzertabend statt. Von Hermann-Luc Hardmeier.

Langeweile? Keine Spur! Bei Bier, Chips und Zigaretten fand im gemütlichen Rahmen die 5. Generalversammlung der «Band Union» statt. Es gab spontane Wortmeldungen und unter Gelächter und Applaus wurden die Stimmenzähler gewählt. Den üblichen Mief von Generalversammlungen vertrieben die Musiker mit Leichtigkeit. Mit dem Motto «I make the Band Union great again» karikierte Loris Brütsch den Wahlspruch des US-Präsidenten Donald Trump und stellte sich für den Vorstand zur Verfügung. Er wurde ebenso einstimmig und mit Applaus gewählt wie der neue Präsident Ronny Bien. Letztgenannter ersetzte das Band-Union-Gründungsmitglied Marijan Prstec, der aus familiären und privaten Gründen kürzer treten wollte. Da er nicht anwesend war, wurde mit einem Smartphone ein Dankesvideo aufgenommen, bei welchem der ganze Saal laut applaudierte und ihn hochleben liess.

Zwischentitel: 172 Mitglieder

Im Übrigen erfuhr man an der Versammlung, dass der Verein auf finanziell gesunden Beinen steht und die Workshops zu Themen wie Songwriting, Medien und Co im vergangenen Jahr bei den Teilnehmern sehr gut angekommen sind. Der Verein plant deshalb diese Kurse zu wiederholen. Mit Schmunzeln nahmen die Anwesenden zur Kenntnis, dass der Verein zwar 172 Mitglieder hat, jedoch nicht alle davon fleissig den Mitgliederbeitrag zahlen. «Rockstars halt», kommentierte ein Zuhörer die Information mit einem Lachen. Der frischgebackene Präsident erklärte kurz und knackig, wie sein Programm für das kommende Jahr aussieht: «Wir müssen das Rad nicht neu erfinden, die Band Union funktioniert gut. Wir möchten uns weiterentwickeln und wir Musiker sollen mit dem Verein eine starke Stimme haben. Wie eine Familie wehren wir uns für unsere Interessen, wenn beispielsweise Fördergelder gestrichen werden sollen.» Als erstes Projekt im neuen Präsidialjahr will Ronny Bien prüfen, ob ein öffentlicher Bandraum, bei welchem sich Bands für Jamsessions anmelden können, realisierbar wäre.

Viel Power am Konzert

Gleich nach der Versammlung startete der Konzertabend im Orient. Als wären die Blues Brothers auferstanden, legte die erste Band los. Mr. Mojo heizte mit Rhythm’n‘Blues und Rock’n’Roll den Besuchern ein. «Wir rocken heute den Laden», rief der Frontmann, der kein geringerer war als der neue Band-Union-Präsident. Mit starker Stimme, viel Power und Tanzeinlagen liess es das Septett krachen. Es folgten die zwei Bands «Fearless Fainting Goats» mit Grunge und «Driven Under», die mit einer Mischung aus Trash und Heavy Metal den Abend krönend abschlossen.

Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen am 15. Mai 2017 in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“.

Poetryslam: Der rappende Mönch zeigte es allen

Am 2. Schaffhauser Science Slam stellten junge Wissenschaftler lustig und unterhaltsam ihre Forschungsthemen vor. Zum Schluss gab’s aber vom Sieger eine Publikumsschelte. Ein Bericht von Hermann-Luc Hardmeier.

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Bild: Henry Wöhrnschimmel während seines Slams zum Thema „resistente Chemikalien“.

Spätestens seit der US-Comedyserie „The Big Bang Theory“ wissen wir, dass Wissenschaft auch Spass machen kann. Am Samstagabend blödelten Sheldon, Leonard und Howard nicht nur im TV, sondern quasi direkt vor unserer Haustüre. Am 2. Science Slam im Chäller stellten sieben junge Wissenschaftler ihre Forschungsthemen vor. Mit viel Ironie, Sarkasmus und eingängigen Beispielen hatten sie Texte und kreative Power-Point-Folien für das Publikum im Gepäck. Es war erfrischend, wie auf der Bühne die Studiumsinhalte entstaubt und in populäre Sprache umgesetzt wurden. Jeder Text wurde von einer zufällig ausgewählten Publikumsjury mit den Noten 1-3 einmal für den wissenschaftlichen Gehalt und einmal für die Qualität des Slams bewertet. Moderator Markus Berg brach das Eis. Mit seinem Text „Verdammt, wo ist der Ton? 2.0“ sprach er über die Probleme, wie man schnell und qualitativ hochwertig seit dem Ende der ISDN-Leitungen „Sprachpakete“ über weite Distanzen verschicken kann. Witzig nahm er dafür Liveschaltungen von Sportmoderatoren am WM-Finalspiel in Brasilien zwischen Deutschland und Argentinien als Beispiel.

Fussball und Verkleidung

„Winkeltreue zahlt sich aus“ war sodann das Thema des Mathematikers Felix Günther. Mit Computergrafiken und Weltkarten zeigte er sehr anschaulich, welche geometrischen Formen Einfluss auf unseren Alltag haben. Nicht mehr aus unserem Leben wegzudenken ist beispielsweise der Ikosaederstumpf. Auch genannt Fussball. Als er sich zum Schluss das EU-Gesetz zur Gurkenkrümmung vorknöpfte und der Lächerlichkeit preisgab, hatte er endgültig alle Herzen der Zuhörer gewonnen. Stark war auch der zweite Slammer: Simon Hauser. In einer Mönchskutte stellte der Germanist seine Magisterarbeit vor: Die Heilsspiegel-Handschrift A. Mit schnellem Tempo und viel Humor sprach er über die mittelalterliche Schrift, die er im Studium entschlüsseln musste. Man erfuhr nicht nur Spannendes über sein Handwerk, sondern auch allerlei Anekdoten über das Mittelalter. „Thomas von Aquin war so keusch, dass er sich sogar weigerte, von einem ausgezogenen Tisch zu essen“, sagte Simon Hauser augenzwinkernd. Als er schlussendlich den Rapsong „A-N-N-A“ von Freundeskreis mit neuem Text zu einem „Handschrift A“ – Hiphopsong vortrug, tobte das Publikum. Wie konnte man einen solchen kreativen Auftritt noch toppen? Weder Henry Wöhrnschimmel mit seinem bildreichen Text über persistente Chemikalien noch Elektrotechniker Robert Niebsch mit seinem Slam über „geplante Obsoleszenz“ – oder warum Handys und Computer genau nach Ablaufzeit der Garantie kaputt gehen – konnten Simon Hauser das Wasser reichen.

Unerwartet und mutig

Mutig und stark war der Auftritt von Wiebke Schick und Jasmin Barman. Sie verknüpften den Slam mit ihrem persönlichen Schicksal. Schick sprach über ihren Kampf mit der Epilepsie und Barman darüber, wie sie bei der Entwicklung eines Medikaments gegen ihre „Lichtkrankheit“ geholfen hat. Jasmin Barman leidet an einem seltenen Gendefekt, durch welchen sie starke Verbrennungen bei normalem Sonnenlicht erleidet.

Schelte fürs Publikum

Das Publikum kürte schliesslich den rappenden Mönch Simon Hauser zum Gewinner. Dieser freute sich zwar über den Sieg, las dem Publikum aber auch die Leviten: „Ich verstehe nicht, warum Jasmin Barman bei der Wissenschaft-Note keine Höchstbewertung bekam. Im Vergleich zu ihr mache ich nur Klamauk. Ich bewahre als Literaturwissenschaftler zwar das kulturelle Gedächtnis, sie aber rettet Menschenleben.“ Mit diesem Denkanstoss endete der vergnügliche und interessante Abend. „Wir sind sehr zufrieden“, sagte Simone Hörtner vom OK von der naturforschenden Gesellschaft Schaffhausen. „Wir wollten heute Abend Naturwissenschaft und Unterhaltung verknüpfen. Das ist sicherlich gelungen. Ich bedanke mich fürs Kommen, fürs Lachen und fürs Klatschen.“

Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am 2. Mai 2017. Von Hermann-Luc Hardmeier.

Ein heftiges Reggae-Gewitter

Der deutsche Reggaemusiker Gentleman brachte am den ausverkauften Club „Kammgarn“  in Schaffhausen zum Tanzen. Ein Konzertbericht von Hermann-Luc Hardmeier.

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Bild: Gentleman in voller Fahrt auf der Kammgarn-Bühne. (Foto: Hermann-Luc Hardmeier, Bericht: Hermann-Luc Hardmeier)

„So far away!“, sang die ganze Kammgarn gegen Mitternacht aus voller Kehle. Der Refrain von „Dem Gone“, einem der grössten Hits des Sängers Gentleman, markierte eindeutig einen der Höhepunkte am Donnerstagabend. Tilmann Otto, wie der Deutsche mit bürgerlichem Namen heisst, riss die 800 Gäste mit. Kein Wunder, fast jeder seiner Songs enterte die Hitparadenspitze in den vergangenen Jahren. „Wie lange habe ich mir gewünscht, dass er endlich nach Schaffhausen kommt. Und heute ist er hier“, freute sich einer der Gäste und drückte damit aus, was viele Besucher dachten. Wobei, ganz richtig ist das nicht: Vor zwanzig Jahren stand Gentleman als damals noch fast unbekannter MC von Silly Walks im TapTab auf der Bühne. Dann schaffte der heute 41-Jährige in den 90ern den Durchbruch mit der HipHop-Band Freundeskreis und dem Song „Tabula Rasa“. Endgültig in den Reggaehimmel stieg er 2002 auf, als ihm mit dem Soloalbum „Journey to Jah“ alle Türen der Jamaika-Fans geöffnet wurden. Mittlerweile zählt er zu den grössten Reggae-Dancehallkünstlern weltweit. Das bewies er auch einmal mehr in der Kammgarn. Bei den Songs mit dicker Basslinie und der sanften Stimme von Gentleman musste man einfach tanzen und feiern. Es war wie ein warmes Sommergewitter. Heftig, intensiv, aber auch sehr erfrischend. Auch die Vorbands hatten restlos überzeugt. Der Zürcher Sänger De Luca sorgte für das perfekte Einheizen der Tanzfüsse. Mit seinen gefühlvollen Reggaesongs auf Schweizerdeutsch und Italienisch brachte er die Sonne Jamaikas in die Kammgarn. Tamika und Treesha, die Backgroundsängerinnen von Gentleman, waren ebenfalls mit je zwei eigenen Songs als Support auf der Bühne. Keine Frage, der Abend war absolut bombastisch. Die Hits „Superior“, „Runaway“ und „Intoxication“ wurden begeistert mitgesungen. Und es bleibt zu hoffen, dass sich Gentleman nicht wieder 20 Jahre Zeit lässt, bis er Schaffhausen das nächste Mal mit seiner fantastischen Musik bereichert.

Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten am 15. April. 2017.