An den dreitägigen Schweizermeisterschaften des Poetry-Slams holte Lara Stoll den zweiten Platz. Doch die Story dahinter ist etwas komplex. Von Hermann-Luc Hardmeier.
Bild: Der Schweizermeister 2016 Remo Zumstein. (Foto: Hermann-Luc Hardmeier, Bericht: Hermann-Luc Hardmeier)
Vergangene Woche fand die helvetische Meisterschaft in St. Gallen die statt. Wie immer mussten die Dichter und Poeten mit selbstgeschriebenen Texten gegeneinander antreten, eine Publikumsjury bewertete die Inhalte und den Auftritt. Via K.O.-System konnte man sich für den Einzelfinale am Samstagabend in der Tonhalle qualifizieren. Beim Kampf um den Titel standen sich neun Wortakrobaten gegenüber. Darunter auch die Ex-Schaffhauserin Lara Stoll. Sie hatte den Titel bereits 2010 gewonnen. Im selben Jahr, als sie auch Europameisterin wurde. Das hochkarätige Finale war spannend, unterhaltsam und auch sehr humorvoll. Fitim Lutfiu, Remo Zumstein und Lara Stoll rangen sodann in der Endrunde um den Titel. Die 28-Jährige Züricherin hatte einen herrlichen Text darüber geschrieben, warum man den „Furz“ eigentlich Körpermusik nennen sollte und wie er zu Unrecht in der Gesellschaft diskriminiert werde. In der letzten Runde ging sie auf volles Risiko. „Das ist der beste Text, den ich jemals geschrieben habe“, sagte sie. Anstatt einen Text vorzulesen, führte sie aber eine dadaistische Vorstellung vor, bei welcher sie die Textzeile „Deine Mutter“ sprach, flüsterte, schrie und auf der Bühne rennend und kriechend inszenierte. War das abstrakte Kunst? Oder wollte sie Remo Zumstein den Vortritt gewähren? Lara Stoll hat den Titel bereits erobert, Zumstein war 2015 lediglich Vizemeister geworden und trat mit herrlichen berndeutschen Wortspieltexten an. Die Antwort, ob Kunst oder Freundschaftsdienst, blieb Stoll dem Publikum schuldig. Sie wurde Vizemeisterin und gratulierte Remo Zumstein mit glücklichem Lächeln.
Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am 21.3.16.