Im Maya-Tempel den Weltuntergang verhindern

Am Freitag öffnet in der Unterstadt ein Escape-Room seine Pforten. Dahinter stecken zwei Studenten, welche von den Besuchern Grips und Teamwork verlangen.

„Yes, ich habe einen Hinweis gefunden!“ Am Montagnachmittag testete eine kleine Gruppe den neuen Escape-Room namens „smartescape“ mitten in der Unterstadt. In einem alten Maya-Tempel galt es herauszutüfteln, wie man die Türe zum Hauptraum findet und danach den Weltuntergang von 2012 rückgängig macht. Doch Vorsicht war geboten, denn angeblich hat es bislang nicht jeder Forscher lebendig aus dem Bauwerk herausgeschafft. Den Rätselspass haben sich die zwei Studenten Florian Walz und Leon Marti überlegt, die gut eineinhalb Jahre lang an den Räumen gearbeitet haben. Plötzlich schnellt ein Lucke auf, in welcher sich eine mysteriöse Statue befindet. Doch wie bringt man diese nun in einen Zusammenhang mit einem Zahlencode, einer Goldmünze und weiteren rätselhaften Hinweisen? „Wir haben grossen Spass daran, Mechanismen zu entwerfen, zu programmieren und zu tüfteln“, erklärt Florian. Per Zufall haben er und Leon einen Nebenjob in einem anderen Escape-Room angenommen und sind dem Sherlock-Holmes-Feeling erlegen. „Wir wollten ein eigenes, grosses Projekt umsetzen und haben im ehemaligen Verkaufsraum von Fust einen idealen Standort gefunden.“ Perfekt waren die Räumlichkeiten, weil das Gebäude wahrscheinlich 2023 abgerissen wird und man nach Herzenslust hämmern, schrauben und mauern konnte, ohne Rücksicht auf die Bausubstanz nehmen zu müssen. Florian und Leon haben einen wichtigen Background: Sie studieren beide Maschinenbau an der ETH Zürich und bringen damit auch Know-How mit, welches ihnen bei der Umsetzung ihrer Ideen hilft. Es ist eine fantasievolle und kreative Landschaft entstanden, welche knifflige Aufgaben beinhaltet und ein wachsames Auge erfordert.

Nicht nur Zahlencodes

„Das Zielpublikum sind alle Menschen, die einmal eine andere Unterhaltung als Bowling und Biertrinken suchen“, lacht Leon. „Es ist ein cooles Gruppenerlebnis, eingebettet in einer Gesamtstory.“ Zudem eigne sich das Ganze auch für die Teambildung in einer Firma. Im Gegensatz zu anderen Escape-Rooms gibt es zum Schluss noch eine statistische Auswertung der Leistung der Gruppe. „Wir können damit Hinweise geben, ob vielleicht in der Kommunikation oder Kombinationsfähigkeit eines Teams Verbesserungsbedarf bestehen“, so Florian. Mittlerweile hat die Mannschaft am Montagnachmittag Zutritt zum Hauptraum bekommen und erschreckt ein Skelett eines toten Forschers entdeckt. Zudem muss eine mysteriöse Kiste untersucht werden. Eine spannende aber auch schwierige Aufgabe. „Die Stärke unseres Escape-Rooms ist sicherlich, dass nicht nur Kopfrechnen und Zahlencodes im Zentrum stehen“, betont Leon. „Wir haben sehr darauf geachtet, dass man Aufgaben zusammen lösen soll, dass es vielseitig ist und dass man keine fixe Reihenfolge einhalten muss.“ Bei anderen Escape-Rooms sei vor allem der letzte Punkt manchmal sehr ärgerlich. Wenn man bei einem Rätsel feststecke, gebe es keine Möglichkeit mehr, den Raum weiterzuspielen.

Länger als geplant

Bei „smartescape“ gibt es theoretisch 288 Möglichkeiten, den Raum zu lösen. Die Vielfalt ist grossartig, hatte aber auch ihren Preis. Der Umbau ging doppelt so lange, wie geplant. „Wir haben die Arbeit total unterschätzt und vielleicht waren wir auch ein bisschen zu perfektionistisch“, so Leon. „Jetzt sind wir sehr froh, dass wir öffnen und von der schweisstreibenden Baustelle zum entspannten Rätselparadies switchen können“, ergänzt Florian. Übrigens: Auch die Montagsgruppe ist schlussendlich lebendig dem Mayatempel entronnen und hat die Welt gerettet.

Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen am 22. April 2021 in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten„.