Der Schweizer Komiker und Kabarettist Bänz Friedli fühlte am Samstag im Stadttheater den Politikern auf den Zahn. Von Hermann-Luc Hardmeier.
Foto: Bänz Friedli war der Star des Abends, trotz Pappaufsteller von Elvis. (Bericht: Hermann-Luc Hardmeier. Bild: Michael Kessler).
Ein riesiger Pappaufsteller von Elvis Presley thronte auf der Bühne. Auf einem Beistelltischchen waren die Brille des King of Rock’n’Roll bereitgelegt, aber auch das Lieblingsgetränk Pepsi des Musikers und eine Flasche Bier. Der Star des Abends kam jedoch nicht aus Memphis, Tennessee, sondern war gebürtiger Berner, nun aber wohnhaft in Zürich. Mit Elan und Energie schritt Bänz Friedli auf die Bühne das Publikum. Wenn er von Elvis sprach, dann nannte er ihn immer „Den King“. Geschickt setzte er Pointe um Pointe, die er jeweils thematisch mit einer kurzen Liedzeile von Elvis abschloss. „Was würde Elvis sagen?“, war das Motto von Friedlis Programm. Und dies wurde den Besuchern des Stadttheaters immer wieder vor Augen geführt. Trump war für ihn „Nothing but a Hounddog“ und SVP-Nationalrat Andreas Glarner ein „Devil in Disguise“. Wenn er davon sprach, wie die Menschheit mit den Ressourcen der Welt umgehen, dann war man nicht nur im „Jailhouse“, sondern bereits mit einem Bein im „Irrenhaus“. Wer nun erwartete, dass der Kabarettist den ganzen Abend über die Bühnenshows von Elvis und die neusten Erkenntnisse zu seinem mysteriösen Todesfall spekulieren würde, hatte sich jedoch getäuscht. Bänz Friedli ist ein sehr politischer Mensch, der mit offenen Augen und einer giftig-satirischen Zunge durch die Welt geht. Elvis ist für ihn ein Idol. Ein Dalai-Lama oder Nelson Mandela der Rockmusik. Doch auch der Vergleich hinkt. Eigentlich sieht er ihn eher als griechischen Philosophen wie Aristoteles, dessen Songzeilen man auf die heutige Weltpolitik anwenden konnte. Friedlis Kritik traf die Frisur vom englischen Premierminister Boris Johnson genauso wie Donald Trumps Haltung zur Weltpolitik oder die Elektrobus-Pannenserie in Schaffhausen. Auch Thomas Minder oder Christian Amsler gerieten ins Visier des 54-jährigen. „Warum reisst Bundespräsident Ueli Maurer nach Saudiarabien?“, beschäftigte den Künstler genauso wie sein Besuch an der Schaffhauser Herbstmesse. Gekonnt imitierte er Werbedurchsagen von Herbstmesse und im Lipopark. Schliesslich kam er auf den Besuch von Ex-Fifaboss Sepp Blatt beim FCS zu sprechen. „Ihr wisst schon, dass der überall auf der Welt Stadionverbot hat? Aber bei euch ist er Ehrengast?“ Die Besucher konnten herzhaft darüber lachen, dass man ihnen den satirischen Zerrspiegel vorhielt. Eine erfrischend kritische Sicht auf die Geschehnisse in der Munotstadt und in der Weltpolitik, kombiniert mit dem Hüftschwung von Elvis. Zwischendurch gab es auch Seitenhiebe gegen die Digitalisierung, „erlebnisorientierte Fans“ (Hooligans) und Rentner im Zug. Als Bänz Friedli zum Schluss „Love me tender“ anstimmte. Sangen viele Gäste im Stadttheater mit. Das hätte Elvis sicherlich gefallen.
Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten„.