Die zwei Comedy-Urgesteine sorgten am Mittwoch mit absurdem Humor für viele Lacher im Stadttheater. Eine Theaterkritik von Hermann-Luc Hardmeier.
Bild: Ursus und Nadeschkin kurz vor dem Start ihrer Bollywood-Parodie. (Foto: Selwyn Hoffmann. Bericht: Hermann-Luc Hardmeier)
Schneeflocken im Stadttheater. Während die weisse Pracht von der Decke regnete, tanzten im Ballettoutfit Ursus und Nadeschkin eine Tschaikowsky-Nummer und sangen dabei synchron für die Zuhörer. Das fast ausverkaufte Haus applaudierte begeistert und die zwei Künstler verbeugten sich enthusiastisch. Irgendwann wurde es aber grotesk, denn das Verbeugen nahm kein Ende und man merkte, dass künstlicher Applaus durch die Boxen eingespielt wurde. Kurz darauf ging das Gezänke der zwei Protagonisten los. Wie ein altes Ehepaar stritten sie darüber, wer sich zuerst umziehen soll und was der andere in jener Zeit auf der Bühne zu tun gedenke. «Moment, sind Sie nicht…Madonna?», hielt Ursus plötzlich inne und zeigte auf eine Dame im Publikum. Es entwickelte sich daraus ein Running-Gag, der immer wieder für Lacher sorgte. «Die sieht ja privat ganz anders aus», stellte Nadeschkin fest und sorgte sich im nächsten Moment, ob ihr ein Scheinwerfer auf den Kopf fallen könnte. Ein Knall, ein Blitz und tatsächlich krachte die Deckenbeleuchtung plötzlich darnieder. Nadeschkin amüsierte sich köstlich, denn der Scheinwerfer wurde vom Kabel genau auf der Höhe festgehalten, auf welcher er Ursus treffen könnte, sie jedoch elegant hindurchtänzeln konnte. Ursus wusste noch nichts von seinem beinahe Unfall und sinnierte fröhlich darüber, wie er in ihrem Zwei-Personen-Betrieb einen Stellenabbau machen könnte, um als Solostar dazustehen. «Ich sehe schon die Schlagzeile», mutmasste seine Bühnenpartnerin. «Ursus und Nadeschkin entlassen 50% ihrer Mitarbeiter.» Es folgte eine Zaubernummer, die unterirdisch billig war, was Ursus jedoch partout nicht einsehen wollte. «Das ist nur ein halber Trick», stellte Nadeschkin kritisch fest. «Das ist, wie wenn man bei einem Witz nur die Pointe erzählen würde. «Beide tot.» – «Beide tot?», rätselte der Beschuldigte ahnungslos. «Ja, eigentlich müsste ich vorher sagen: Treffen sich zwei Jäger.» Sie stritten fröhlich weiter, während sich die Zuschauer dabei kugelten vor Lachen. Die Show war in keiner Sekunde langweilig und produzierte immer wieder Missverständnisse und paradoxe Situationen, welche durch die Argumentationsversuche von Ursus und Nadeschkin keineswegs gelöst, sondern immer noch komplexer und komplizierter wurden. Sei es eine unsichtbare Türe, die zu einer unsichtbaren Kaffeemaschine mutierte und schliesslich explodiert. Oder seien es der Einsatz eines Feuerlöschers auf der Bühne oder ein waschechter Bollywood-Partysong, der mit abenteuerlichen Texten für beste Unterhaltung sorgte. Zum Schluss rezitierte Ursus mit Feuerwerk auf dem Helm und mit dem elektrischen Einrad fahrend ein Goethe Gedicht. Ob das dem Faust-Schriftsteller gefallen hätte, sei dahingestellt. Im Stadttheater jedoch sorgte es für tosenden Applaus.
Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen am 27. Sept. 2019 in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten„.