Der Goldfisch hat den Hai geschluckt

Von Hermann-Luc Hardmeier: Der Elektronikhändler PCP.CH ist eine Schaffhauser Erfolgsgeschichte mit 160 Millionen Umsatz pro Jahr. Ein Bericht von Hermann-Luc Hardmeier für die Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“.

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Bild: Lorenz Weber im Showroom von PCP.ch. Neben Computern finden sich neu auch Kaffeemaschinen im Sortiment. Foto: Hermann-Luc Hardmeier. Bericht: Hermann-Luc Hardmeier.

Schaffhausen Der Hai frisst den Goldfisch. Solche und ähnliche Bilder kursierten in den Fachzeitschriften, nachdem der Schaffhauser PC-Onlinehändler PCP.CH den Konkurrenten Steg Anfang Oktober gekauft hatte. Doch das Bild ist falsch. Denn PCP.CH ist dreimal kleiner als Steg. Durch den Kauf steigert die Firma ihren Umsatz von 40 auf 160 Millionen pro Jahr. Nun ist PCP.CH der grösste unabhängige Anbieter von Computern im Onlinegeschäft. Nur Digitec von Migros und Microspot von Coop machen noch mehr Umsatz. Der Goldfisch hat den Hai geschluckt, nicht umgekehrt.

Als 14-Jähriger begonnen

Als Lorenz Weber, Gründer und Geschäftsführer von PCP.CH, im Alter von 14 Jahren seine erste Festplatte auf dem Schaffhauser Gega-Schulhausplatz verkaufte, hätte er wohl nicht gedacht, dass er 20 Jahre später Chef eines 160-Millionen-Umsatz-Unternehmens ist. 1998 eröffnete er das erste Verkaufslokal an der Webergasse, 1999
folgte der Start des Onlineshops. Nachdem er das Geschäft an zwei Standorten in der Stadt betrieben hatte, verlegte er die Geschäftsräumlichkeiten an die Grubenstrasse und letztes Jahr ins Herblingertal. Millionen einsparen Die Lagerhalle am PCP.CH-Firmensitz ist beeindruckend gross. Im Herblingertal arbeiten derzeit 30 der 60 Mitarbeiter. 1500 Artikel kommen täglich an, und zwei Drittel davon werden gleich wieder versandt. Doch seit dem 3. Oktober ist auch das Herblingertal nur noch ein kleiner Teil von PCP.CH. Die Firma hat Steg mit 170 Mitarbeitern gekauft und verfügt nun auch über 17 Filialen schweizweit. Der Name Steg wird bestehen bleiben, doch er ist nun ans Mutterhaus PCP.CH angeschlossen. «Es ist für uns eine riesige Chance zum Wachsen, aber auch eine grosse Herausforderung», sagt Lorenz Weber. Sechs Monate wurde verhandelt, ein 500-seitiges Konzept wurde geschrieben, Bücher wurden geprüft, und Banken mussten überzeugt werden.“ Schlussendlich kam eine Finanzierung durch die Credit Suisse zustande. Doch nun ist der Deal perfekt. Lorenz Weber kann sich nun allerdings nicht zurücklehnen: «Steg ist ein Patient, der auf Vordermann gebracht werden muss», erklärt er. «Wir haben bei PCP.CH eine Firmensoftware, die Steg Millionen einsparen wird. Unsere Aufgabe im nächsten Jahr wird es sein, die Firma wettbewerbsfähiger zu machen.»

Kündigungen nicht geplant

Lorenz Weber hat seine Wohnadresse vorübergehend an den Hauptsitz von Steg verlegt, um dem Patienten vor Ort den Puls zu fühlen. Viele Mitarbeiter haben Angst, dass Kündigungen anstehen und Filialen geschlossen werden. Auch diese gilt es zu beruhigen. «Entlassungen und Schliessungen sind nicht geplant», sagt Lorenz Weber. «Steg hat nicht zu viele Mitarbeiter, sondern die Prozesse dauern zu lange und sind zu teuer.» Zudem ist Steg ein Retailer, im Gegensatz zum Onlinehändler PCP.CH. Das heisst: Die Kunden kaufen ihre Artikel in den Filialen, und daher wäre eine Schliessung von Geschäftslokalen kontraproduktiv.

Vorteile für beide

Nun gilt es, die Vorteile des Kaufs von Steg auszukosten. PCP.CH-Kunden werden bald von tieferen Preisen profitieren, da Steg teilweise bessere Einkaufskonditionen hat. Steg-Kunden werden ihr Sortiment von 5000 auf 250 000 Artikel erweitert sehen, da PCP. CH viel breiter ausgelegt ist. Mittlerweile werden nicht nur Computer, sondern von der Digicam bis zum Bügeleisen und der Kaffeemaschine alles angeboten, was sich an einer Steckdose anschliessen lässt.

PCP.CH sei langsam gewachsen, sagt Lorenz Weber. So soll es auch weitergehen, versichert er. «Es ist ein grosser Berg Arbeit, der ansteht», sagt er. «Aber wir schaffen das.»

Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung Schaffhauser Nachrichten am 29.10.14

„Die Schaffhauser sind keine Poser und immer easy“

Der welsche HipHop-Musiker „Stress“ kam am Samstag, 10. Oktober 2010 in den Club „Orient“ nach Schaffhausen. Vor seinem Auftritt durfte ihm Hermann-Luc Hardmeier für das Ausgangsmagazin „Express“ exklusiv einige Fragen stellen.

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Bild: Ein Albumcover des welschen Musikers „Stress“. (Foto: www.stressmusic.com, Interview: Hermann-Luc Hardmeier)

Hermann-Luc Hardmeier: Was erwartet die Schaffhauser bei deinem Auftritt im Orient?
Stress: Ich bin in Schaffhausen nur als „Host“ (Anm: engl. Gastgeber, Moderator). Das heisst, ich gebe kein Konzert mit Band, sondern ich unterstütze die DJs am Mikrophon, um Stimmung zu machen.

Hermann-Luc Hardmeier: Dann stehst du nur cool in der Ecke und sagst ab und zu „Yeah,yeah“ ins Mikrophon?
Stress: Nein natürlich nicht. Aber ich stehe nicht im Vordergrund. Ich werde nicht ganze Lieder singen, sondern einfach ab und zu einige Freestyle-Einlagen zum Besten geben.

Hermann-Luc Hardmeier: Du kannst dich vor Konzertanfragen kaum retten. Warum nimmst du dir die Zeit um „nur“ als Host aufzutreten?
Stress: Der Organisator DJ Pfund500 ist ein guter Freund von mir. Ich habe es ihm schon lange einmal versprochen, mit ihm aufzutreten. Einmal hat es nicht geklappt, jetzt ist aber die richtige Zeit dafür.

Hermann-Luc Hardmeier: Das Orient wirbt aber gross mit Plakaten mit deinem Gesicht darauf für den Event?
Stress: Wie gesagt, ich stehe an diesem Abend nicht im Vordergrund. Ich habe keinen eigentlichen Auftritt. Ich bin einfach den ganzen Abend da und greife ab und zu zum Mikrophon.

Hermann-Luc Hardmeier: Du bist ja nicht das erste Mal in Schaffhausen. Was reizt dich an unserer kleinen Stadt? Findest du die Schaffhauser nicht ein wenig einschläfernd?
Stress: Nein, die Schaffhauser sind ein sehr angenehmes Publikum. Sie gehen am Wochenende raus und wollen Spass machen. Sie sind keine Poser und immer easy. Das gefällt mir.

Hermann-Luc Hardmeier: Du bist ja bekannt dafür, dass du an deinen Konzerten gegen Blocher und die SVP wetterst. Wirst du im Orient politisch rappen?
Stress: Nein, ich bin als Host nur da, um Party zu machen.

Hermann-Luc Hardmeier: Daraus schliesse ich, dass dich die SVP mittlerweile nicht mehr stört?
Stress: Die SVP ist gefährlich und ich bin nach wie vor total politisch. Das hat sich nicht verändert. Im Orient aber werde ich mich nicht zu meinen Gegnern äussern.

Hermann-Luc Hardmeier: Wie muss die Party im Orient sein, damit du zufrieden bist?
Stress: Die Leute sollen abgehen und wir müssten…, nein wir werden eine Menge Spass zusammen haben.

Von Hermann-Luc Hardmeier

Veranstaltungstipp: Vortrag zum Ukrainekonflikt

Morgen Dienstagabend findet im „Museum zu Allerheiligen“ in Schaffhausen ein spannender Vortrag statt. Ein Veranstaltungstipp von Hermann-Luc Hardmeier. Der Vortrag trägt den Titel «Rückkehr der Geopolitik – Die historischen Hintergründe des aktuellen Ukraine-Konflikts» und wird von Prof. Dr. Jeronim Perovic von der Universität Zürich statt. Der Verein wird vom Historischen Verein Schaffhausen organisiert.

Zum Veranstaltungsbeschrieb:

Russland und die Ukraine teilen eine lange gemeinsame Geschichte. Die Ukrainer gelten vielen in Russland als „Brudervolk“ einer all-russischen Völkergemeinschaft, die ukrainische Sprache wird oft als Dialekt des Russischen, der ukrainische Staat, der nach 1991 entstand, als ein Provisorium begriffen. Die russische Elite und weite Teile der russischen Gesellschaft tun sich schwer mit der Vorstellung einer unabhängigen Ukraine, die auf Gleichberechtigung pocht und die mit geschichtlichen Narrativen operiert, die einen eigenständigen nationalen Weg und Zugehörigkeit zu Europa betonen. Für Moskau ist die aktuelle Ukrainekrise ein Stellvertreterkrieg mit dem Westen; Russlands Präsident Wladimir Putin, der im Zerfall der UdSSR die „grösste geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts“ sieht, hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Einfluss Russlands im postsowjetischen Raum zu wahren und auszudehnen. Moskau erkennt in der aktuellen westlichen Politik gegenüber der Ukraine den Versuch, Russland weiter zurückzudrängen und zu schwächen.

Jeronim Perovic (1971) ist in Schaffhausen aufgewachsen, wo er 1991 die Matura gemacht hat. Er ist seit 2011 SNF-Förderungsprofessor für Osteuropäische Geschichte an der Universität Zürich mit Forschungsschwerpunkten russische und sowjetische Geschichte sowie Geschichte des Balkans (19.-20. Jh.). Davor arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der ETH Zürich und an der Universität Basel. Er war Gastwissenschaftler an der Harvard Universität, der Stanford Universität und am Woodrow Wilson Center in Washington, DC. Jeronim Perovic hat in Zürich und Moskau Geschichte, Politikwissenschaften und russische Literatur studiert und an der Universität Zürich promoviert und habilitiert. Zahlreiche Veröffentlichungen, u.a. zur Geschichte der sowjetisch-jugoslawischen Beziehungen im Kalten Krieg, zu den historischen Hintergründen aktueller Konflikte im Kaukasus, zum Regionalismus in der Sowjetunion und in Russland, zur russischen Aussen- und Sicherheitspolitik und zur sowjetischen/russischen Energiegeschichte. Anfang 2015 erscheint sein neues Buch „Der Nordkaukasus unter russischer Herrschaft: Geschichte einer Vielvölkerregion zwischen Rebellion und Anpassung“ (Köln: Böhlau, ca. 500 S.).

Der Vortrag beginnt um 19.30 Uhr.
Von Hermann-Luc Hardmeier.

Schüler erhält Profivertrag

Einer meiner Schüler hat beim Fussballclub FCZ einen Profivertrag erhalten. Es handelt sich dabei um Francisco Rodriguez. Er wird an unserer Schule im Sommer 2015 die QV/ LAP abschliessen.

Herzliche Gratuliation und viel Erfolg Francisco!

Fussball U21 - FC Zuerich

Bild: Francisco Rodriguez im FCZ-Dress.

(Foto: fcz.ch, Bericht: Hermann-Luc Hardmeier)

Theater-Tipp: Crowdtalking

Heute Abend findet im Casinotheater Winterthur folgende spannende Veranstaltung statt: Crowdtalking. Ein Theatertipp von Hermann-Luc Hardmeier

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Bild: Der Veranstalter des Abends: Viktor Giacobbo. (Foto: casinotheater.ch, Theatertipp: Hermann-Luc Hardmeier)

Viktor Giacobbo im Auftrag des Publikums.
Beim Crowdtalking, einem neuen Talkformat von Viktor Giacobbo, werden die Fragen an eine interessante öffentliche Person nicht einfach nur vom Moderator gestellt. Dieser bespricht und verbündet sich vor dem eigentlichen Gespräch mit dem Publikum und plant mit diesem, in Gegenwart des vorerst zum Schweigen verurteilten Gastes, die Gesprächsführung.
Im zweiten Teil des Personality Talks befragt Viktor Giacobbo den Gast aufgrund der Anregungen, Fragen, Strategieentwürfe, Kritik oder Lob aus dem Publikum. Bei Unklarheiten kann auch ein Zuschauer auf die Bühne gebeten werden, um seine Frage zu präzisieren – natürlich auf freiwilliger Basis. Kreativ gestört wird dieser Anlass durch die finstere Hazel Brugger, die das Gespräch kommentiert und zum Schluss mit einem Slam abschliesst.

Talkgast am 21. OKT:
Roger Köppel

Talkgast am 9. DEZ:
Philipp Müller, Nationalrat und Präsident FDP Schweiz

„Wir sind sehr kritisch“

Von Hermann-Luc Hardmeier. Die Hamburger Band „Revolverheld“ traten am 16. Oktober 2014 in der Kammgarn Schaffhausen auf. Vor dem Konzert trafen sie sich mit der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ zum Interiew mit dem Reporter Hermann-Luc Hardmeier. Sie sprachen dabei über ihren Auftritt, über ihre Songs, über Politik und sogar über DJ Bobo.
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Bid: Die Band „Revolverheld“ in der Kammgarn. (Foto: Hermann-Luc Hardmeier, Bericht: Hermann-Luc Hardmeier.)

Hermann-Luc Hardmeier: Freut ihr euch auf das Konzert? Ist im Vergleich zu euren gewohnten Auftritten Schaffhausen nicht etwas klein?

Revolverheld: Wir freuen uns extrem auf den Auftritt. An kleineren Konzerten hat man viel mehr Kontakt mit dem Publikum und kriegt ein direktes Feedback. Wir können auch vor 100 Leuten spielen und unseren Spass haben. Wir finden nicht, dass Schaffhausen ein grosser Kontrast zu unseren sonstigen Shows ist. Wir waren ja nicht auf einen Schnipp berühmt. Das hat sich entwickelt und so empfinden wir ein kleineres Publikum angenehm und erinnern uns zurück an damals, als wir angefangen haben.

Hermann-Luc Hardmeier: Habt ihr vor der Show noch ein wenig Sightseeing gemacht?

Revolverheld: Na klar. Wir haben den Rheinfall angeschaut. Ihr habt es echt schön hier.

Hermann-Luc Hardmeier: Schön, dass es euch in der Schweiz und vor allem bei uns gefällt. Ihr hattet ja nicht immer positive Erfahrungen mit den Schweizern… 

Revolverheld: Du sprichst DJ Bobo an?

Hermann-Luc Hardmeier: Ja genau. Habt ihr ihm verziehen? 

Revolverheld: An einer Castingshow namens „Dein Song“ haben wir mit unserem Schützling gegen seinen Schützling verloren. Das werden wir ihm nie verzeihen. Das kannst du auch so schreiben. Aber DJ Bobo hat eben zwei Seiten. Er ist so unglaublich freundlich, man muss ihn einfach gern haben.

Hermann-Luc Hardmeier: Wie seid eigentlich auf den Namen Revolverheld gekommen? Seid ihr alles Fans von Lucky Luke?

Revolverheld: Nein, nein (lacht). Wir texten sehr direkt und wir hatten das Bild vor uns, dass ein Cowboy direkt schiesst, ohne Fragen zu stellen. Unser Revolverheld schiesst knallhart mit Worten. So ist das entstanden. Aber Bandnamen sind schnell einmal Schall und Rauch. Man kann den Bandnamen von uns immer wieder mit neuen Inhalten füllen.

Hermann-Luc Hardmeier: Früher hiesst ihr ja „TsunamiKiller“. Bis der Tsunami in Thailand 2004 eine Katastrophe verursachte. 

Revolverhled: Ach das ist jetzt wirklich lange her. Darüber mögen wir nicht mehr sprechen.

Hermann-Luc Hardmeier:  Ist Revolverheld eine politische Band?

Revolverheld: Nein. In unseren Songs geht es um Liebe (Song: Halt dich fest), und um Dinge, die wir erleben. Beispielsweise Träume, die man verwirklichen soll. (Song: Spinner). Man sollte nicht ein falsches Leben führen und sich von Widerständen nicht aufhalten lassen. Wir kennen das selber. Früher sagte man uns: Was ihr wollt von Musik leben? Das klappt nie! Und dennoch gingen wir unseren Weg. In unserem neuen Album geht es zudem um den Entschleunigungsgedanken. Die Menschen haben so wahnsinnig viel zu tun. Die Zeit zum Relaxen fehlt.

Hermann-Luc Hardmeier: Wenn ihr nicht politisch seid, müsst ihr mir aber erklären, warum ihr an einer Demo zur Energiewende gespielt habt und warum euer Bandleader sagte, er wolle nicht, dass die CDU eure Songs spielt. 

Revolverhled: Die Band ist nicht politisch, aber wir sind politische Menschen. Wenn man uns nach unserer Meinung fragt, dann sagen wir die natürlich. Die CDU hat an einer Wahlfeier diverse Songs von deutschen Bands gespielt. Ich glaube, die Toten Hosen haben die CDU deshalb sogar verklagt. Als die CDU einen Revolverheld Song spielte, ärgerte uns das auch, und wir haben das öffentlich kritisiert.

Hermann-Luc Hardmeier:  In einer Stunde beginnt das Konzert in der Kammgarn. Was wünscht ihr euch?

Revolverheld: Wir möchten mit unserer Musik die Menschen berühren. Wir sind aber auch sehr kritisch und werden nach dem Konzert radikal Bilanz ziehen.

Hermann-Luc Hardmeier: Wurdet ihr von den Medien schon oft zerrissen?

Revolverheld: Ja, das macht uns aber nichts aus. Aber seltsam war, als ein Independent-Magazin uns vorwarf, wir seien zu fest Mainstream. Wir haben mit Independent eigentlich nicht so viel am Hut und sind ganz klar Pop-Rock, der in der Hitparade zu finden ist.

Hermann-Luc Hardmeier: Am Bundesvision Song Contest 2014 habt ihr gewonnen. Was hat eigentlich Stefan Raab zu euch gesagt?

Revolverheld: Er ist ja ein grosser Musikfan. Wir waren auch in seiner Show und haben live den Song gespielt. Er natürlich mit seiner Ukulele. Ich glaub, er mochte unseren Song wirklich. Er ist ein Supertyp. Wir haben ihm viel zu verdanken und der Bundesvision Song Contest war ein gewaltiger Karrierekick für uns.

Besten Dank für das Interview!

Die Helden, die sich mit dem Rheinfall anlegen

Von Hermann-Luc Hardmeier. Die Hamburger Band Revolverheld spielte am Mittwochabend vor rund sechshundert Besuchern in der Kammgarn. Ein Bericht von Hermann-Luc Hardmeier für die Zeitung Schaffhauser Nachrichten.

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Bild: Revolverheld in der Kammgarn. Foto: Hermann-Luc Hardmeier. Bericht: Hermann-Luc Hardmeier.

Schon vor der Türöffnung bildete sich eine lange Schlange vor der Kammgarn.
Kein Wunder: Am Mittwochabend spielte die deutsche Band Revolverheld im Kulturlokal. Revolverheld haben 2014 den Bundesvision Song Contest von Stefan Raab gewonnen
und macht seit ungefähr zwölf Jahren erfolgreich Musik. Die Musiker gelten als Frauenschwärme, und dementsprechend waren auch viele Damen unter den rund 600 Gästen. Vor dem Auftritt hatten sie mit ihrer Vorband den Rheinfall besucht und schwärmten auf der Bühne davon. «Ihr habt es wirklich schön hier. Wir werden uns morgen vielleicht einen Kajak mieten und den Rheinfall hinunterpaddeln », sagte Sänger Johannes Strate. Ihnen war natürlich bewusst, dass dies eine lebensgefährlich Aktion
wäre, aber die Lacher der Gäste hatten sie damit auf ihrer Seite. Die Bandmitglieder
waren auch vor dem Auftritt in guter Stimmung. Im Gespräch mit den «Schaffhauser Nachrichten» erklärten sie, dass sie überhaupt nicht nur noch an Grossanlässen mit
Tausenden von Leuten spielen möchten. «Wir freuen uns extrem auf den Auftritt», sagte Gitarrist Kris Hünecke. «An kleineren Konzerten hat man viel mehr Kontakt mit dem Publikum und kriegt ein direktes Feedback. Wir können auch vor 100 Leuten spielen und
unseren Spass haben.» Die Vorband The Fog Joggers aus Krefeld heizten die Besucher passend ein. Sie animierten die Gäste zum Klatschen und zum Mitsingen.
Mit dem Lied «Take Away» konnten sie sogar schon einige Gäste zum Tanzen animieren.
Nach einer Umbaupause war es sodann Zeit für den Hauptact. Mit Westerndeko und Jeanshemden produzierten Revolverheld in der Kammgarn ein bisschen Cowboystimmung. Doch die Musik war alles andere als Billy the Kids Lieblingscountry-Schallplatte.

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Bild: Revolverheld zusammen mit den Musikern der Vorband The Fog Joggers gemeinsam auf der Bühne der Kammgarn. Foto: Hermann-Luc Hardmeier. Bericht: Hermann-Luc Hardmeier.

Mit viel Power und verzerrter Gitarre spielten die sechs Musiker ihre ersten zwei Kracher. Mit dabei war natürlich der Hit «Immer in Bewegung», der zugleich der
Titelsong ihres vierten und aktuellen Albums ist. Wie zu erwarten war, folgten danach einige der schönen Balladen, gekrönt von einem ihrer bekanntesten Songs: «Lass uns gehen». Inhaltlich ging es in den Liedern von Revolverheld um Liebe, Gefühle, Träume, die man verwirklichen soll, und um die sogenannte «Entschleunigung». Darum also, dass
sich die Menschen mehr Zeit nehmen sollen. Im Gespräch mit den SN erklärte die Band, dass sie keine politischen Botschaften habe, «aber wenn man uns fragt, dann sagen wir natürlich unsere politische Meinung», so Niels Grötsch. «Als beispielsweise die CDU an einer Wahlfeier einen Revolverheld-Song spielte, ärgerte uns das, und wir haben das auch öffentlich kritisiert.» Revolverheld begeisterten die Besucher, spielten als Überraschung eine ihrer Zugaben vom 1. Stock der Kammgarn aus und versprachen zum Schluss: «Wir kommen bald wieder!»

Von Hermann-Luc Hardmeier, Erschienen am 17. Oktober 2014 in der Zeitung Schaffhauser Nachrichten.

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Bild: Revolverheld bei der Zugabe im 1. Stockwerk der Kammgarn. Eine gelungene Überraschung für die Besucher. Foto: Hermann-Luc Hardmeier. Bericht: Hermann-Luc Hardmeier.

Hip-Hop von den maskierten Bankräubern

Von Hermann-Luc Hardmeier: HipHop-Shootingstar „Fard“ gastierte am Freitagabend im Club „Chäller“ in Schaffhausen. Begleitet wurde er vom MC Snaga und drei Vorgruppen. Hermann-Luc Hardmeier war für die Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ unter den Gästen und berichtete über den Anlass.

Mit viel Rauch, düsterem Licht und lauten «Fard! Fard!»-Rufen wurde der Star des Abends angekündigt. Als der Rapper Fard schliesslich zusammen mit seinem Kumpel Snaga die Bühne betrat, gab es kein Halten mehr. Die zwei hatten sich schwarze Bankräubermützen übergestülpt. Man konnte nur Augen, die kampfeslustig funkelten, und die Mundpartien, die ohne Pause Worte ins Mikrofon schleuderten, sehen. Die Stimmung war gut, und die jungen Besucher feierten mit den Künstlern.

Knapp 250 Besucher waren am Freitagabend in den Chäller gekommen. «Es könnte noch etwas mehr Leute haben, aber ich bin zufrieden», sagte Organisator Arun Ademi. Der 27-Jährige hat ein neues Label namens «Lion Production» gegründet, das an diesem Abend Premiere feierte. «Für die 16-Jährigen läuft in Schaffhausen zu wenig», erklärt Arun Ademi. «Wir wollen für diese Zielgruppe bekannte Stars nach Schaffhausen holen und im Bereich Hip-Hop und House Partys organisieren.»

Krieg und Frieden in der Hitparade

Fard kommt aus dem deutschen Gladbeck und ist eine Grösse im Rapgeschäft. Der Künstler mit iranischen Wurzeln produziert fleissig neue Songs und klettert in den Charts kontinuierlich nach oben. Sein Album «Bellum et Pax» schaffte es bis auf Platz 2 der Charts. Einen Namen hat er sich nicht nur mit seiner Musik, sondern auch mit seiner Raptechnik, dem sogenannten «Spitten», gemacht. Dabei spielt man mit Wörtern, die sich gleich anhören, aber etwas ganz anderes bedeuten. «Wir haben ihn eingeladen, weil er gute Texte hat, die nicht aggressiv sind. Zudem überzeugt er mit seinem neuen Album «‹La Rabia›», erklärt Arun Ademi. Lautstark unterstützt wurde Fard von Punchline-Ungeheuer Snaga, der ebenfalls aus Gladbeck stammt.

Wiederbelebung eines Totgesagten

Als Vorband traten drei Hip-Hop-Formationen auf. «Lucky Laidouci» aus Kreuzlingen, «Rick-O» aus Frauenfeld und «Aslan NDZ» aus Basel. Sie verstanden es, der Menge gut einzuheizen. Besonders die zwei MCs von «Rick-O» überzeugten mit gutem Flow. Die Gäste kamen übrigens nicht nur aus Schaffhausen. «Ich freu mich auf den Hauptact. Fard feiere ich hart», reimte Maximilian, der mit seinem Cousin extra aus Waldshut angereist war. Die Stimmung im Chäller war ausgelassen. Schön zu sehen, dass auch der schon oft totgesagte Freitagabend rocken kann, wenn man es richtig organisiert.

Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am 13. Oktober 2014.

Ein „Supertyp“ mit einem Plan B

Von Hermann-Luc Hardmeier: Nicolas Lüchinger ist eine Nachwuchshoffnung des FC St. Gallen. Neben dem Sport absolviert er eine KV-Ausbildung an der „UNITED school of sports“. Das ist nicht immer einfach, aber das spezielle Schulmodell erlaubt Nicolas, Sport und Ausbildung unter einen Hut zu bringen. Ein Bericht von Hermann-Luc Hardmeier.

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Bild: Nicolas Lüchinger an seinem ersten Schultag an der UNITED school of sports. (Foto: unitedschool.ch, Bericht: Hermann-Luc Hardmeier)

Tore schiessen. Prüfungen schreiben. Trainieren. Hausaufgaben lösen. Im Büro Vollgas geben. Unterschiedlicher könnten die Ansprüche an den 18-jährigen Nicolas Lüchinger kaum sein. Im Sport, in der Schule und in der Ausbildung ist er zu 200% gefordert. Er absolviert seit dem Sommer 2013 beim Bildungsdepartement des Kantons St. Gallen im Sportamt den berufspraktischen Teil seiner KV-Lehre. Seit dem Frühjahr 2013 trainiert er mit der 1. Mannschaft des FC St. Gallens und gilt dort als Nachwuchshoffnung. Eingesetzt wird er erst in der U-21. Doch, wenn alles gut läuft, geht es nicht mehr lange bis zu seinem Debut in der 1. Mannschaft. Die Kombination von Ausbildung und Sport hat ihm seine Schule ermöglicht, die „UNITED school of sports“. Das spezielle Schulmodell erlaubt ihm, die KV-Ausbildung innert vier Jahren zu durchlaufen. In den ersten beiden Jahren hat er rund 80% der schulischen Ausbildung absolviert. Beim Lehrbetrieb ist er nun für 2 Jahre angestellt. In der Schule muss er deshalb jetzt nur noch einen halben Tag pro Woche. Die dadurch entstehende „freie“ Zeit wendet er für das Training auf. Am Ende der vier Jahre erfüllt er sämtliche Kriterien einer KV-Ausbildung und erhält das eidgenössische Fähigkeitsdiplom. So kann Nicolas Lüchinger neben der Ausbildung dem Leistungssport nachgehen und seinem heissersehnten Ziel näher kommen: Eines Tages ein Profisportler zu werden.

Ein ideales Modell

„Es ist für uns ein Grundsatz, dass wir keine jungen Menschen ohne Ausbildung aufnehmen“, erklärt Roger Zürcher, technischer Leiter der Nachwuchsabteilung des FC St. Gallen. Er findet es wichtig, dass Nicolas Lüchinger einen Plan B in der Hand hält, falls sich die sportliche Türe nicht oder nicht genug weit öffnen würde. Ein Unfall – man denke beispielsweise an Stanic vom FCZ – kann eine Fussballerkarriere schnell beenden. „Das Modell der United School ist top, denn Training und Ausbildung sind optimal kombinierbar“, lobt Roger Zürcher. „Ein Jugendlicher mit normalen Unterrichtszeiten könnte niemals von uns so sportlich gefördert werden, wie es bei Nicolas Lüchinger der Fall ist.“

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Bild: Nicolas Lüchinger im Dress des FC St. Gallen. (Foto: fcsg.ch, Bericht: Hermann-Luc Hardmeier)

Nicht immer einfach im Betrieb

Es liegt auf der Hand: Nicolas kann wegen seinen sportlichen Verpflichtungen nicht acht Stunden pro Tag im Büro sein. Deshalb muss die Arbeit gut organisiert werden. „Die Zusammenarbeit ist eine grosse Herausforderung für alle Beteiligten“, erklärt Andrea Bucher, Berufsbildnerin des Bildungsdepartement des Kantons St. Gallen. Doch diese Strapazen nimmt sie gerne auf sich: „Es ist für uns klar, dass wir Ausbildungsplätze anbieten, damit die jungen Sporttalente Schule, Sport und Beruf erfolgreich verbinden können.“ Nicolas Lüchinger leistet eine sehr grosse Einsatzbereitschaft, damit er die hochgesteckten Ziele trotz seiner Fehlstunden erreichen kann. Dabei helfen ihm auch seine Eigenschaften, die er im Sport erlernt hat: „Nicolas kann sehr fokussiert und diszipliniert arbeiten“, sagt Andrea Bucher. „Diese Fähigkeiten aus seiner sportlichen Laufbahn kann er bei uns zum Vorteil einsetzen.“

Schlau und sympathisch

„Ich bin sehr glücklich, diesen Weg eingeschlagen zu haben und würde es ohne überlegen wieder tun“, sagt Nicolas Lüchinger. Sein ursprünglicher Ausbildungswunsch eines Hochbauzeichners war nicht kombinierbar mit dem Fussball. Er hätte sich entscheiden müssen. Durch das System der United School of Sports erhält er eine solide Grundausbildung und ist auf bestem Weg, den Aufstieg in die Super-League zu schaffen. Er ist schlau genug, den Goodwill, der ihm vom Lehrbetrieb entgegengebracht wird, zu schätzen und auch etwas zurückzugeben. Wie weit er sportlich jemals kommen wird, steht noch in den Sternen, aber seine Grundeinstellung ist richtig. Und wenn alle Stricke reissen, hat er mit der Ausbildung zum Kaufmann einen guten „Plan B“. Am besten fasst Andrea Bucher die Situation von Nicolas Lüchinger zusammen: „Ihm gelingt der Spagat zwischen Sport und Schule bzw. Betrieb gut. Wir schätzen ihn in unserem Team und zudem ist Nicolas einfach auch ein guter Typ.“

von Hermann-Luc Hardmeier, Erschienen im Clubheft des FC St. Gallens.

Feiern mit der Lady Gaga aus Serbien

Von Hermann-Luc Hardmeier: Die serbische Sängerin Jelena Karleusa trag an der „2. Balkan Nights“ im Club „Orient“ in Schaffhausen auf. Ein Bericht von Hermann-Luc Hardmeier.

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Bild: Jelena Karleusa auf der Bühne des Clubs „Orient“ in Schaffhausen. Foto: Hermann-Luc Hardmeier. Bericht: Hermann-Luc Hardmeier.

«Viva la Diva!», schrien die Besucher fröhlich, als Jelena Karleusa die Bühne betrat. Zu den zweiten «Balkan Nights» im «Orient» waren erneut Hunderte von Besuchern gekommen. Ein bisschen weniger als letztes Mal, als der Tanztempel schon um Viertel nach elf ausverkauft war und sich bereits vor Türöffnung eine lange Schlange vor
dem Eingang gebildet hatte. Jelena Karleusa war aber ganz anders als damals der gemütliche Musiker Djogani. Sie gilt nicht nur als Diva, sondern auch als Lady Gaga von Serbien. In ihren YouTube-Clips singt sie ans Kreuz genagelt oder wirft ein Gehirn in einen
Mixer. Sie spielt in Hallen vor Zehntausenden von Besuchern und steht für die Rechte von Homosexuellen ein. Damit begeistert sie, provoziert aber auch konservative Geister. Organisator Eko Karisik war zufrieden mit den «Balkan Nights»: «Wir wollen Schaffhausen die Kultur des Balkans näherbringen und den Menschen hier etwas bieten. Viele fahren in den Ausgang nach Zürich, weil hier zu wenig für die Menschen aus
Ex-Jugoslawien läuft. Dem wollen wir entgegenwirken.» Der Anlass zog aber
nicht nur Besucher aus dem Balkan, sondern auch Schweizer an. Es war
schön zu sehen, wie diese Menschen zusammen sangen, feierten und tanzten.

Eindrückliche Bühnenshow der Diva

Der Elektro-Pop von Jelena Karleusa und ihre Show mit Tänzerinnen entflammten
die Gemüter. Sie sang auf Serbisch, doch auch aus Mazedonien, Kroatien und Albanien waren viele Gäste da. «Das ist uns ganz wichtig», sagte Eko Karisik. «Wir wollen keine
Trennung der Besucher. Alle sind bei uns willkommen.» Jelena Karleusa liess
sich etwas viel Zeit, bis sie sich zeigte. Doch das tat der Stimmung keinen Abbruch.
Die DJs Kus und Perke heizten in dieser Zeit mit Partytunes ein. Um halb zwei Uhr morgens war es dann so weit. Die Diva legte los und bewies, dass sich das Warten gelohnt hatte. Die blonde Sängerin genoss den Auftritt und animierte die Gäste zum Mitmachen. Ein Besucher durfte sogar auf die Bühne kommen und wurde dort von den Tänzerinnen umgarnt. Für Eko Karisik ist klar, dass eine weitere «Balkan Nights»
folgen wird. Allerdings erst nächstes Jahr. Sein Traum wäre ein Auftritt des
bekannten bosnischen Sängers Dino Merlin in Schaffhausen. Der Anlass war
ein Erfolg und zeigte wunderschön, wie Musik nicht nur Menschen begeistern,
sondern auch verbinden kann.

Von Hermann-Luc Hardmeier. Erscheinen am 6. Oktober 2014 in der Zeitung Schaffhauser Nachrichten.