Auf den Spuren des 2. Weltkriegs in Dachau und Nürnberg

Die Exkursionsteilnehmer in Nürnberg.

Am vergangenen Wochenende (30./31. März 2019) startete die Berufsmaturitätsabteilung meiner Schule zu einer spannenden Exkursion nach Deutschland. Das Ziel des zweitägigen Ausflugs war es, einige wichtige Schauplätze des 2. Weltkrieges zu besichtigen und damit den Geschichtsunterricht anschaulich zu machen und zu vertiefen. Am freiwilligen Ausflug nahmen rund 120 Lernende aus der BM2-Ausbildung teil. Früh am Samstagmorgen ging es los. Die erste Station war das ehemalige Konzentrationslager in Dachau. Nach den schrecklichen Eindrücken und Schilderungen endete der Guide mit den einprägsamen Worten: „Es darf nie wieder passieren!“ und hatte damit klar gemacht, dass die schlimmen Taten der Nazis nicht nur ein rassistisches Verbrechen der Vergangenheit, sondern auch ein Mahnmal für die Gegenwart und Zukunft sein sollen. Am Nachmittag durften die Lernenden München erkunden und der kleinere Reisecar mit 50 Schülern fuhr danach zurück nach St. Gallen. Die zweite 70-köpfige Gruppe machte sich nach dem Besuch in München auf nach Nürnberg. In der wunderschönen mittelalterlichen Altstadt waren die Teilnehmer im A+O Hotel und in der Jugendherberge einquartiert. Letztgenannte befindet sich in den Burgermauern und perfektionierte die Zeitreise wunderbar. Am Sonntagmorgen stand dann die Besichtigung des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes mit den monumentalen Bauten der Nazis auf dem Programm. Besonders eindrücklich waren die nicht fertiggestellte Kongresshalle, die teilweise dem römischen Kolosseum nachempfunden ist, und die Zeppelintribüne, von welcher aus Diktator Hitler vor bis zu 500 000 Zuhörern seine Reden hielt. Im dazugehörenden Dokumentationszentrum wurden die Gäste aus St. Gallen sodann ausführlich über den Aufstieg und die Herrschaft der NSDAP informiert. Besonders beeindruckend war dabei auch das Gebäude an sich, das mit Stahl, Aluminium, Glas und Sichtbeton wie ein Keil in das ehemalige Nazihaus gebaut war. Die 42 Millionen roten Ziegel der Kongresshalle waren architektonisch klar durchtrennt vom neuen Gebäudeteil. Somit war auch optisch der Schnitt mit der Naziherrschaft gelungen. Die zwei Tage in Deutschland waren sehr intensiv, aber extrem beeindruckend. Die Exkursion hat gezeigt, dass Geschichte nicht alt und verstaubt sein muss, sondern durchaus spannend, interaktiv und lebendig. Es war eine wunderbare Bereicherung für den Unterricht und hat auf jeden Fall einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Die Organisatoren bedanken sich bei allen, die dabei waren und dieses tolle Wochenende möglich gemacht haben.

Von Luc Hardmeier

Der Daniel Düsentrieb des Theaters

Der Erfinder Stefan Heuss sorgte am Freitag in der Kammgarn mit seinen skurrilen Maschinen für Heiterkeit. Von Hermann-Luc Hardmeier.

Ein automatischer Babywickler, eine Fonduemaschine oder eine Blumensamengranate? Kein Problem ist für den Erfinder Stefan Heuss zu komplex, als dass er sich nicht eine kreative Lösung dafür ausdenken könnte. Der Daniel Düsentrieb des Theaters wurde durch seine Auftritte mit dem St. Galler Mundartkünstler Manuel Stahlberger alias Stahlbergerheuss bekannt. Spätestens seit seinen Auftritten in der Satiresendung Giacobbo/Müller kennt ihn die halbe Schweiz. Am Freitagabend besuchte er nun im Rahmen seiner Tournee „Die grössten Schweizer Patente“ die Kammgarn. Eingeladen hatte ihn das Schauwerk.

Ohne Drohne und Kran

Auf der Bühne war eine kleine Werkstatt mit den skurrilsten Maschinen und einer grossen Leinwand für Präsentation aufgebaut. Der Musiker Dide Marfurt untermalte den Abend mit seinen Instrumenten. Er starte mit einem Drehorgel-Dudelsack, der ebenfalls aus der Konstruktionsküche von Stefan Heuss zu kommen schien. Die grosse Frage war, wie würde Stefan Heuss auf der Bühne erscheinen? Würde er sich auf einer Drohne einschweben lassen, mit einem Knall und viel Rauch wie ein Magier oder hätte er gar für den Kran in der Kammgarn einen Adapter konstruiert, der ihn einschweben liesse? Alles weit gefehlt. Mit breitem Lächeln und ohne grosses Tamtam stolzierte der gelernte Gärtner hinter dem Vorhang hervor und begrüsste die Gäste herzlich.

Kabelrolle für die Handtasche

„Ich zeige Ihnen heute Prototypen direkt aus meiner Werkstatt“ und zog als erstes einen aufgemotzten Kinderwagen hervor. Ein automatisch steuerbares Verdeck und ein Einschlaf-Rüttler, der auf akustische Signale reagiert, waren nur einige der Tunnings, welche der sonst so harmlose Alltagsgegenstand erfahren hatte. Einzig das Problem der Stromzufuhr schien noch nicht gänzlich gelöst zu sein. „Nehmen sie einfach eine handelsübliche Kabelrolle, die in jede Handtasche passt“, meinte der Tüftler dazu mit einem Augenzwinkern. Als nächstes zeigte Stefan Heuss, wie er eine Baustelle zur Wellnessoase umfunktionieren konnte. Für die Säbelsäge hatte er einen Massagehandschuh aus Silikon entwickelt, der nach jedem Arbeitsgang für Entspannung sorgte. „Dank meinem Wellnessadapter bin ich sofort wieder total locker drauf“, pries Heuss das Produkt an. Als er schliesslich noch eine Peelingscheibe für den Winkelschleifer zeigte, musste aber auch er eingestehen, dass nicht jedes Gerät ideal für den Spa-Bereich wäre. „Ich kämpfe noch mit einer Lösung gegen die hohe Drehzahl“, erklärte er und löste damit im Saal grosses Gelächter aus.

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Bild: Stefan Heuss mit seiner genialen Erfindung «Speed-Brush» für die effiziente Tagesfrisur am Morgen. (Foto: Phillip Schmanau, Bericht: Hermann-Luc Hardmeier)

Humor trifft auf Technik

Obwohl die Geräte des Maschinengenies zuverlässig viele Alltagsprobleme lösten, waren sie oft absichtlich unhandlich, etwas umständlich und für ahnungslose Passanten nicht ganz ohne Verletzungsrisiko. Dies in Kombination mit den technischen Erklärungen sorgte für grosses Amüsement unter den Besuchern. Sei es der pneumatische Schuhabsatz für Higheels, der Bratwurst-Niedergar-Adapter, Wasserwanderschuhe für den Zürichsee oder ein Akkubohrer und ein Industriegebläse, mit dessen Hilfe man in 1.38 Minuten einen Weihnachtsbaum schmücken konnte. Der Höhepunkt des Abends war aber sicherlich, als Stefan Heuss seinen „Speedbrush“ vorstellte. Dies war ein Gerät, das jedem Morgenmuffel viel Zeit spart, da es mit drei grossen Bürsten und Haargel-Einspritzung für die perfekte Morgenfrisur im Turbotempo sorgte. Wahlweise mit Oswald-Grübel- oder Justin-Bieber-Effekt. Ist Stefan Heuss der genialste Erfinder aller Zeiten oder einfach nur ein Wahnsinniger, der Technologien für Unsinniges zweckentfremdete? Der Abend liess diese Frage offen und hatte vor allem eines: Einen extrem hohen Unterhaltungsfaktor.

Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am 25. März 2019.

Auf dem Surfbrett durch die Kammgarn

m Samstag heizten die Bands Talco und The Tips dem Publikum in der Kammgarn ein. Ein Konzertbericht von Hermann-Luc Hardmeier.

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Bildlegende:Die sechs Talco-Musikpiraten aus Venedig sorgte für eine volle und tanzwütige Kammgarn. (Foto: Michael Kessler. Bericht: Hermann-Luc Hardmeier)

Eine riesige Partystimmung an der Baumgartenstrasse. Am Samstagabend brannte die Hütte unter den Füssen der zahlreichen, tanzwütigen Besucher. Bereits die Vorband liess keine Müdigkeit aufkommen. Mit einer Mischung aus Reggae, Ska, Soul und Skapunk schmetterten The Tips den Gästen einen Hit um den anderen um die Ohren. Auch sie selber wurden mitgerissen. Der Drummer sprang auf und riss sich die Mütze vom Kopf, der Bassist liess die Besucher den Basslauf singen, damit er genüsslich ein Bierchen zwitschern konnte. Das Trio aus Düsseldorf tanzte bei den Songs selber mit und ging dabei ab wie Schmidts Katze. Bei einem Song hatten der Drummer und der Bassist die Plätze getauscht und sorgten mit der Aktion für johlende Zurufe des Publikums. Der Sänger wollte schliesslich von den Zuschauern wissen: „Kann hier jemand surfen?“ Als sich einer lautstark meldete, kam die grosse Überraschung. The Tipps hatten ein Surfbrett dabei, welches das Publikum über den Köpfen halten musste, und der ausgewählte Besucher stand sodann über dem Menschenmeer. Beim nächsten Song kam es sodann nicht zum Stagediving, sondern zum echten Crowd-Surfing, als das Publikum das Surfbrett mitsamt dem mutigen Kapitän einmal quer durch den Saal bewegte. Es sah zwischendurch ein bisschen abenteuerlich aus, machte aber unglaublich viel Spass. Grün-rote Scheinwerferfarben wechselten sich mit hellem Blitzlicht ab und zum Abschluss gab es für die Trommelfelle nochmals eine deftige Skapunk-Massage.

Bis die Hüften glühen
Auf der Tanzfläche brodelte es bereits, als der Hauptact nach einem Countdown und einer Einmarsch-Hymne wie bei einem Boxkampf die Bühne enterte. Mit einer unglaublichen Energie rockte die Band sogleich los. Die sechs Musiker kommen aus Venedig und touren bereits seit 18 Jahren um die Welt. Ihre italienische Version der Skamusik war vor allem eines: unglaublich schnell. Lewis Hamilton würde mit seinem Formel-1-Rennauto daneben wie eine lahme Schnecke aussehen. Es begeisterte nicht nur der Offbeat, welcher die Gäste antrieb, sondern vor allem die Kombination der knackigen Klänge mit der Bläserfraktion. Trompete und Saxophon sorgten dafür, dass es einen explosiven Skapunk-Cocktail für die Ohren ergab. Die Hälfte der Kammgarn war bereits dem Pogotanz verfallen. Ellbogen, Kniekehlen und Hüften glühten im Dauereinsatz. „It’s fucking hot here“, stellte Frontmann Tomaso De Mattia zufrieden fest. Als sodann noch eine Skaversion von „Bella Ciao“ gespielt wurde, brachen alle Dämme und der Schweiss floss literweise. „Für mich ein absolutes Highlight“, lobte Besucher Ramon Rohner den Auftritt und auch Roman Spengler meinte: „Als Ska-Fan der 1. Stunde fühle ich mich heute gleich in meine Jugend zurückversetzt.“ Der italienische Charme der Combo eroberte die Herzen der Kammgarnbesucher und einige werden nach dieser musikalischen Starkstromattacke wohl mit einem angenehmen Muskelkater am Montag zur Arbeit erscheinen.

Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am 18. März 2019.

Exkursion in ehemalige Armeefestung

Vergangene Woche Woche besuchten wir mit der Schule im Rahmen des Geschichtsunterrichts eine ehemalige geheime Festung der Schweizer Armee bei St. Margrethen. Dabei ist dieser kleine Schnappschuss entstanden. hermann+luc+hardmeier+heldsberg

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Da staunt sogar ein Bundesrat – Elektromobil mit Schaffhauser Beteiligung

Zwei Schaffhauser Ingenieure arbeiten bei der Firma Share your Bicar AG, welche am Genfer Autosalon noch bis Sonntag das Elektromobil der Zukunft präsentiert.

hermann+luc+hardmeier

«Fantastisch! Wo kann ich das kaufen?», war eine Rückmeldung, die Markus Meier und Philipp Ganz vergangenes Wochenende gleich mehrfach zu hören bekamen. Die zwei Schaffhauser Ingenieure arbeiten bei Share your Bicar AG, ein Startup, das aus einem ZHAW-Projekt hervorging und nun kurz vor dem Takeoff steht. Am Autosalon in Genf stellten sie das Gefährt vor, das ihrer Meinung nach die Mobilitätslösung der Zukunft darstellt. «Es geht auf alle Bedürfnisse des modernen Stadtmenschen ein», schwärmt Markus Meier. Und tatsächlich kann der dreirädrige Tausendsassa mit vielen Trümpfen aufwarten. Der Bicar hat integrierte Solarzellen auf dem Dach und der Fronthaube. Damit ist er das erste Elektrofahrzeug, das keine Ladestation benötigt. Und falls es dennoch knapp wird, kann der Akku innert 30 Sekunden gewechselt werden. Dank einem Drei-Punkt-Sicherheitsgurt braucht man keinen Helm und durch die Neigetechnik in Kombination mit den drei Rädern ist es sicher in den Kurven.

Zittern wegen Zeitdruck

Schon bei der Eröffnung des Genfer Autosalons ging ein Foto durch die Medien: Bundesrat Ignazio Cassis sass im Bicar und bestaunte das energieautarke Technikwunder. Das war natürlich ein schöner Moment für die junge Firma und entschädigte auch ein wenig für die Hektik im Vorfeld. Die Möglichkeit, in Genf auszustellen, kam relativ kurzfristig. «Dadurch hat sich der Terminplan sehr plötzlich verschärft und wir hatten ein paar Momente, in denen wir die Teilnahme ernsthaft in Gefahr sahen», erklärte Philipp Ganz. Schliesslich aber ging alles glatt und Bicar war nicht nur am Autosalon präsent, sondern hatte dank e’mobile – Electrosuisse eine zentrale Stelle mit viel Laufkundschaft. Natürlich erntete das kleine Elektrokerlchen auch viele skeptische Blicke, denn nicht alle Besucher der Messe setzen auf Nachhaltigkeit. «Es gibt Produkte mit ökologischem Fussabdruck und die Luxussparte», erklärt Markus Meier. «Ein Aussteller tunte beispielsweise Bugattis und spricht damit Millionäre an. Die belächeln uns natürlich ein wenig.»

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Ölscheich zeigt Interesse

Doch Philipp Ganz weiss von einem besonderen Highlight zu berichten: «Am Freitag kam ein Ölscheich an unseren Stand. Er setzte sich sogleich in den Bicar und war sichtlich begeistert. Er wollte sich für sein Land gleich die exklusiven Verkaufsrechte sichern. Das war schon eine ziemliche Überraschung.» Doch zunächst möchte die Firma Share your Bicar AG Schritt für Schritt vorgehen und als erstes im Sommer in einer Pilotphase Bicars als eine Sharinglösung (zur Kurzzeitmiete) in mehreren Städten am Kunden testen. Unter anderem in Winterthur. In Zukunft sollen die Bicars dann auch für Firmen als Ergänzung zur Flotte und für Privatpersonen zur Verfügung stehen. Damit dieses Projekt und die geplante Produktion von den ersten 50 Bicars gelingen kann, ist man nach wie vor auf der Suche nach Investoren und bietet für Interessierte Testfahrten an.

Bald in Schaffhausen?

Wann fährt der erste Bicar in Schaffhausen? Die Frage drängt sich auf, da vom fünfköpfigen Bicar-Team immerhin zwei Ingenieure aus der Munotstadt sind. Gerade in den Zeiten, wo die ersten deutschen Städte ein Dieselfahrverbot verhängen, lobt Philipp Ganz das Elektrofahrzeug als «echten Mehrwert für die Gesellschaft und Umwelt.» Und Markus Meier präzisiert: «Der Bicar hat eine Reichweite von 30 km und kann mittels der Solarzellen um 15 km erweitert werden. Somit ist er ideal für die sogenannte letzte Meile.» Er könnte sich gut vorstellen, dass er beispielsweise den Bahnhof mit dem Ebnat und dem Ringpark ausserhalb des Busfahrplans oder die verschiedenen Standorte der Cilag für die Mitarbeiter verbindet. Zukunftsmusik oder baldige Realität? Die Investorensuche läuft und die Pilotphase ist fest geplant. Der Erfolg wird zeigen, ob und wann Bicar in die Serienproduktion geht. Eines steht für Markus Meier auf jeden Fall fest: «Es ist eine einmalige Chance, an so einem Zukunftsprojekt mitzuarbeiten. Ich bin gespannt.»

Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am 13. März 2019.