Ein musikalisches Erdbeben auf dem Kammgarn-Hof

Palko!Muski und vier weitere Bands sorgten am Hoffest der Kammgarn für Grossandrang und Tanzstimmung. Ein Konzertbericht von Hermann-Luc Hardmeier.

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Foto: Selwyn Hoffmann. Bericht: Hermann-Luc Hardmeier.

„Leckeres Bier und gute Musik, es ist einfach gemütlich hier“, freute sich Besucher Lorenz Keller am Hoffest der Kammgarn. Schätzungsweise 1800 Besucher feierten trotz Kälte die Saisoneröffnung des Kulturlokals auf dem Parkplatz vor der Eventhalle. „Die Veranstaltung ist unser Dankeschön an die Gäste“, erklärte Claudio Keller vom Kammgarnteam die Idee des Anlasses. „Der Eintritt ist gratis und soll musikalisch unsere Vielfältigkeit zeigen. Zudem hoffen wir natürlich, dass der Funke auf der Tanzfläche springt.“ Im Verlaufe des Abends sollte er tatsächlich nicht nur springen, sondern doppelte und dreifache Rückwärtssaltos vollführen. Doch der Reihe nach. Um 17.30 Uhr begann alles ganz gemütlich auf der Terrasse der Kammgarnbeiz. Die Ein-Frau-Band Monzoo aus Schaffhausen eröffnete mit gemütlichen Songs und humorvollen Texten die Veranstaltung. Es folgte das Duo Quiet Island aus Genf, ebenfalls auf der Terrasse. Zwischendurch gab es Nieselregen. Die Besucher trudelten langsam ein und liessen sich von der Nässe und Kälte nicht abschrecken. In der Beiz hatte es eine behagliche Chai-Tee-Lounge mit bequemen Sofas, auf dem Kammgarnhof lockte ein sehr breites kulinarisches Angebot. Deftige Hamburger, das berühmte Tschannen-Risotto, würziges Gulasch, Lunas süsse Crêpes, exotische Momos, delikate Thai-Moving-Noodles und, und, und. Doch nicht nur für den Hunger, sondern auch für den Durst gab es Schmackhaftes. Sieben lokale Bierbrauer hatten einen Stand, an welchem man Gerstensaft aus Heimproduktion verkosten konnte. „Wir produzieren etwa 1000 Liter pro Jahr und es ist natürlich ein Highlight, dass wir heute der Öffentlichkeit unsere Schätze zeigen können“, sagte Toni „Manitou Thön“ Kraner. Er stellt mit seinen Kollegen unter anderem das „Rhyale“ her, das sie scherzhaft auch „Rhyalge“ nennen. Auf der Bühne machte sich mittlerweile die Formation Quince aus Schaffhausen bereit. „Das OK hat dafür gesorgt, dass es nicht mehr regnet. Also bitte kommt näher zur Bühne!“, pries Moderator Simon Sepan die Band an. Die Musik begeisterte und die ersten Tanzbeine knickten nonchalant im Takt. Auf dem Festgelände zirkulierten derweil Mitglieder der Afghanistanhilfe Schaffhausen, welchen man das Becher-Depot spenden konnte. Einige von ihnen hatten einen Eimer mit Mini-Basketballkorb dabei, damit der soziale Akt mit einer sportlichen Herausforderung kombiniert werden konnte. Der Kammgarnhof füllte sich mehr und mehr. Es dunkelte ein und die Combo Panda Lux aus St.Gallen sorgte nun für gute Stimmung. Der Pop-Rock der vier Musiker eroberte auch die Herzen der elegantesten Damen und coolsten Hipster im Publikum. Nun war die perfekte Betriebstemperatur erreicht, um den Knüller der Veranstaltung zu empfangen. Auf dem Kammgarnhof gab es fast kein Durchkommen mehr, als die Schaffhauser/Zürcher Band Palko!Muski die Bühne betrat. Die fünf Musiker kombinierten Gipsy Polka mit englischen Texten, die mit dem Akzent eines angetrunkenen russischen Seemanns gesungen wurden. Ganz bewusst raubeinig und elektrisierend zugleich. Das musikalische Erdbeben riss die Besucher mit. Es wurde getanzt, gefeiert und die Refrains aus vollen Kehlen mitgesungen. Der Sänger Baptiste Beleffi zog wie immer alle Register: Er sprang und turnte auf der Bühne, liess die Besucher auf den Boden kauern und ekstatisch auf Kommando in die Höhe springen. Er setzte zum Stagediving an und schlussendlich zeigte er dem Publikum seinen nackten Hintern. Die Partytiger verteilten sich im Anschluss an dieses Feuerwerk auf die Afterpartys. Im neuen Flügelwest drehten unter anderem die Chiesgrueb-DJs mit 80s und 90s an den Turntables. Im TapTab wurde elektronisch gefeiert und in der Kammgarnhalle heizte das Nightrider Soundsystem die Hitparade durch die Boxen. Keine Frage: Der Saisonstart der Kammgarn ist geglückt und hat Hunderten von Besuchern einen grossartigen Abend bereitet.

Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am Montag, 27. August 2018.

Dank einer Handyvorwahl vom Herrenacker zum Partyacker

Lo & Leduc brachten gestern lastwagenweise gute Laune und Tanzstimmung ans «Stars in Town». Eine Konzertkritik von Hermann-Luc Hardmeier.

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Bild: Lo & Leduc am Stars in Town 2018. (Foto: Selwyn Hoffmann, Bericht: Hermann-Luc Hardmeier)

«079 het sie gseit» und «Per favore», so klang es gestern Abend aus über 6500 Kehlen auf dem ausverkauften Herrenacker. Die Chartstürmer aus Bern namens Lo & Leduc feuerten einen Hit nach dem anderen aus ihrem musikalischen Maschinengewehr. «Sie sind besser als ‹Despacito› und besser als Ed Sheeran!», kündigte Moderator Alex Blunschi die Formation vollmundig an. Wer bei Konzertbeginn noch nach vorn an die Bühne wollte, hatte Pech. Es gab kein Durchkommen mehr, als die zwei Frontmänner loslegten. Sie wurden flankiert von einer achtköpfigen Band und einer stimmgewaltigen Backgroundsängerin. In der Munotstadt sind sie zudem nicht unbekannt. 2015
spielten sie bereits am «Stars in Town», und im vergangenen Dezember beehrten sie die Kammgarn. «Es ist ein Glücksfall, dass wir sie buchen konnten. Sie passen perfekt ins Programm», freute sich Mediensprecherin Nora Fuchs. Lo & Leduc spielten Popmusik, mischten diese mit Latino, Reggae, Hip-Hop und weiteren Elementen.Die Gute-Laune-Musik steckte an. Überall schwangen die Hüften und die Hände. Vor der Bühne, auf der VIP-Terrasse, in den offenen Fenster der Anwohner und selbst die Ameisen auf dem Platz schienen im Takt zu krabbeln. «O mein Gott, es ist so geil hier», freute sich Rapper Lo, bevor er eine kräftige Freestyle-Session einläutete. Und das ging so: Die Besucher riefen den Künstlern Begriffe zu, welche sie in den Raptext einbauen sollten.
«Hörnlisalat», «T-Shirt», «Tiramisu», «Bürzi» und weitere Kuriositäten galt es
einzubetten. Lo machte das so genial, dass Leduc kleinlaut murrte: «Nach so einer Show
komme ich mir immer ein wenig unspontan vor.»

hardmeier+luc+lo+leduc

Diabolisches Licht und Hüpfbefehl
Doch im diabolisch roten Licht startete er nun den Hit «Jung verdammt», bei welchem
die Textzeile «Rotes Chleid» so lautstark mitgesungen wurde, dass der Munot erzitterte.
Die zwei baten nun alle Besucher niederzuknien. «Die Stadtverwaltung hat gesagt, der
Platz sei schräg, wir müssen ihn nun geradestampfen », forderte Leduc, und die Gäste
hüpften auf Befehl kräftig auf und nieder. Als am Schluss nun der Chartstürmer «079»
erklang, gab es kein Halten her. «Schaffhausen, es war magisch», freute sich Leduc. «Wir
kommen gern nächstes und jedes Jahr danach wieder.»

Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am Samstag, 11. August 2018.