Jamaikanische Hitkanone in der Kammgarn

Die Reggaeband „Inner Circle“ feierte im Schaffhauser Club „Kammgarn“ am Freitagabend ein ausgelassenes Fest. Ein Konzertbericht von Hermann-Luc Hardmeier.

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Bild: Der Sänger gab an diesem Abend alles. (Foto: Hermann-Luc Hardmeier, Bericht: Hermann-Luc Hardmeier)

Volles Haus und eine  super Stimmung. Die Reggae-Legenden Inner Circle brachten am Freitagabend den Kulturclub in der Kammgarn  einmal mehr zum Kochen.  Schon am späten Abend gab es auf der Terrasse der Kammgarnbeiz ein
Warm-up mit den DJs von Real Rock Sound. Sie legten Reggae-Dancehall auf, und man konnte sich mit sommerlichen Drinks und jamaikanischem Essen verwöhnen lassen. Um 20 Uhr war Türöffnung der Aktionshalle. Während einige noch auf
der Terrasse verweilten, sicherten sich andere bereits einen guten Platz für
das Konzert. Die Halle war im Nu gefüllt. Es gab viele sehr junge Besucher mit Rastafrisuren und Jamaika-Utensilien. Aber auch viele ältere Semester,
teilweise mit ausgebleichten Reggae-T-Shirts, wollten das Konzert sehen.
Und egal, welches Geburtsdatum man hatte, als der Sänger Kris Bentley auf
der Bühne wissen wollte: «Are you ready to party?», schrien ihm Jung und
Alt ein lautes «Yes» entgegen. Nun folgte ein Schuss auf den nächsten aus
der Hitkanone. Jeden Song kannte man, und die Stimmung explodierte schon
beim ersten Lied «One Draw», besser bekannt als «I wanna get high». Es wurde
lauthals mitgesungen und getanzt.

Der ganze Saal groovte im Takt

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Bild: Grossartige Animation für die Gäste durch Inner Circle. (Foto: Hermann-Luc Hardmeier, Bericht: Hermann-Luc Hardmeier)

Die gute Laune der Schaffhauser Partygäste war grossartig. «Ich hoffe,
ihr habt alle eure Tanzschuhe an?», fragte der Sänger und demonstrierte,
was er damit meinte. Er zeigte den Gästen Tanzschritte und Handbewegungen,
bis der ganze Saal im Takt groovte. Die Hits «Reggae Nights»,
«Murder she wrote» und «Young, wild and free» folgten. Es gab an diesem
Abend niemanden, der seine Füsse stillhalten konnte. Sogar auf der sonst
eher ruhigen Besuchertreppe in der Kammgarn stand die Hälfte der Gäste
und schwang die Hüften. Doch es ging den sechs Musikern nicht nur um Spass. «Verstehen die Leute überhaupt, was du sagen willst?», fragte der Gitarrist rhetorisch,
und Sänger Kris Bentley antwortete: «Ich singe heute über Politik, Religion
und Sex. Ich klage alle Leute an, welche der Menschheit Krieg und Leid gebracht
haben.» Später wurde während eines Schlagzeugsolos noch Martin Luther Kings Rede «I have a Dream» eingespielt. Es war eine gelungene Mischung aus perfekter Unterhaltung und einer Prise Philosophie. Der Abend endete nach all den Coversongs
mit einem Partyfeuerwerk der zwei bekanntesten eigenen Hits «Bad Boys» und «Sweat (A La La La La Long)». Der Schweiss tropfte von der Decke, und man ging glücklich nach Hause oder feierte weiter an der Afterparty bis tief in die Nacht hinein.

Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen am 15. August 2016 in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“.

Faithless-Sänger Maxi Jazz: Mal ganz ohne Technobeats

Von Hermann-Luc Hardmeier. Mit seiner Akustikband E-Type Boys begeisterte der Faithless-Frontmann Maxi Jazz die Besucher am Mittwochabend im Orient. Eine Konzertkritik von Hermann-Luc Hardmeier

«Viel mehr Instrumente hätten auf der Bühne wirklich nicht mehr Platz gehabt», scherzte Selim Schivalocchi vom Orient. Alles war vorbereitet für die Akustikband E-Type Boys – die Zweitformation von Maxi Jazz, dem Frontmanns der Band Faithless. Der Sänger des Hits «Insomnia» war am Mittwochabend mit 22 Helfern und einer Grosszahl von Instrumenten im Orient angekommen, darunter die neunköpfige Band.

Kurz vor Mitternacht betrat die britische Band die Bühne. Maxi Jazz trug ein interessantes Outfit mit Krawatte, Gilet und New-York-Yankees-Basketballmütze. Um es gleich vorwegzunehmen: Der Auftritt war nicht zu vergleichen mit dem Konzert von Faithless am Vorabend am «Stars in Town». Statt dicken Bässen, Technorhythmen und Lasershow gab es viel Gitarrensound, melodiösen Funk, Einflüsse von Blues und Reggae. Wer nun eine Unplugged-Version von Songs wie «God is a DJ» erwartete, war natürlich an der falschen Adresse.

Ein bewusster Kontrapunkt

Die Formation Maxi Jazz & the E-Type Boys war entstanden, als Faithless 2013 eine Pause einlegte. Ganz bewusst sollte ein Kontrapunkt geschaffen werden. Beeinflusst von Musikern wie Todd Rundgren, James Brown, Jimi Hendrix, Parliament sowie dem goldenen Zeitalter des Reggae, entstand ein komplett neuer Sound.

Am Mittwoch spielte die Band harmonisch zusammen, Sänger Maxi Jazz stand keineswegs im Vordergrund. Im Gegenteil, einige Songs wurden sogar vom Backgroundsänger LSK bestritten. Als ein Besucher «Insomnia! I can’t get no sleep!» rief und nach dem Hit verlangte, lächelte Maxi Jazz nur. Bei ihren groovigen Nummern hatte die Band eine spezielle Technik für die Übergänge der Songs. Bevor das eine Lied zu Ende war, spielte sie bereits die Melodie des neuen ein und liess so die zwei Stücke ineinanderfliessen. Im ersten Moment klang das oft kreuzfalsch, doch plötzlich ging es wunderbar auf und beeindruckte die Zuhörer.

Zustrom vom Herrenacker

Kurz vor Konzertbeginn war das Orient noch fast leer, doch es füllte sich beachtlich während des Auftritts. Viele Besucher waren erst spät vom Herrenacker vom «Stars in Town» gekommen und wollten die andere Seite von Faithless sehen. Einige tanzten, andere genossen die Songs mit einem kühlen Getränk in der Hand, und wiederum andere filmten den ganzen Auftritt mit ihrem Smartphone.
Besucher Roman Spengler war am Faithless-Konzert vom Dienstag ganz vorne an der Bühne gewesen. «Heute ist die Musik natürlich völlig anders. Ich finde es cool, dass der Frontmann zwei Gesichter hat, und der Sound gefällt mir auch heute gut.» Auch Besucher Arsen Seyranian war begeistert: «Die Vielfalt von Rock, Jazz und Reggae beeindruckte mich. Ich fand es einen tollen Abend und besuche gerne wieder ein Konzert von Maxi Jazz.» Der Auftritt war ein Highlight für alle Fans von anspruchsvoller Livemusik und wurde mit einer starken Afterparty perfekt abgerundet.

Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am 12. August 2016.