Mit Paukenschlag die Stadt geweckt

Am Donnerstagabend eröffneten zwei Bluesrock Bands die Street-Music-Saison in der Schaffhauser Safrangasse. Ein Konzertbericht von Hermann-Luc Hardmeier.

„Ich freue mich extrem, dass es klappt. Wir wollen die Leute ermutigen, wieder auf die Gasse zu kommen“, sagte Mitorganisator Ronny Bien. Die Safrangasse füllte sich am Donnerstagabend schnell mit Zuschauern. Man sass an 6er-Tischen, fläzte sich auf Liegestühle oder machte es sich lässig an einem Bier nippend an einem Stehtisch bequem. Live-Music, anstossen und den Abend geniessen. Es schien fast so, als wäre man in die Zeitmaschine gesessen und in die Zeit vor Corona geflogen. Es war herrlich, den mief vom Homeoffice gegen den Charme von Livemusik einzutauschen. Zwei Bands unterhielten knapp drei Stunden mit bestem Bluesrock. Das war der Auftakt von insgesamt 18 Konzertabenden mit total 36 Bands. „Jetzt können wir voll durchstarten. Wir haben uns bewusst für einen Paukenschlag zum Beginn entschlossen“, freute sich Bien. „Wir wollen die Corona-Sorgen loswerden und wieder Leben in die Stadt bringen.“ Unter den 36 Bands ist fast jedes musikalische Spektrum abgedeckt. Es werden Lokalmatadoren aber auch gestandene internationale Acts spielen. Eine Newcomer-Band ist dabei und auch einige kleine Perlen finden sich. Beispielsweise ein ehemaliger FCS-Profifussballer, der das runde Leder gegen das Mikrophon eingetauscht hat. 22 der auftretenden Bands gehören zur Schaffhauser Bandunion, welche zusammen mit dem Cuba Club und dem Abaco den Event auf die Beine stellt.

Keine Jubiläumsfeier

Eigentlich wäre 2021 ein Jubiläumsjahr. Die Street-Music-Nights starten in die 5. Saison. «Wegen Corona können wir den 5. Geburtstag nicht richtig feiern, daher verschieben wir das auf das 10-jährige», scherzt Ronny Bien. Doch am Donnerstagabend ging es durchaus feierlich zu und her. Für einen besseren Klang war die Band an der Ecke Safrangasse/Stadthausgasse positioniert. Zu Beginn noch zaghaft, später wurde immer intensiver mitgeklatscht. Einige schwangen sogar das Tanzbein und hauchten dem Bermudadreieck wieder Leben ein.

Songs wie Kanonenkugeln

Den Auftakt machte die Weinländer Combo «Say it Loud!». Die Formation schien den Groove gepachtet zu haben. Ein Feuerwerk von Gitarrenklängen balanciert die Gäste durch das wummernde Meer von Bassriffs. Der Schlagzeuger hämmerte lässig den Takt und der Keyboarder sorgte für eine stürmische See. Jimmy Hendrix hätte vor Freude einen Luftsprung gemacht, wäre er an diesem Abend in der Safrangasse gestanden. Als die Stimmung dem Siedepunkt nahe war, übernahmen die Seebären von «Shaky Ground» das Ruder. Bei ihnen herrschte sehr starker Wellengang. Einige Songs fetzten den Zuhörern wie Kanonenkugeln aus den Rohren eines Piratenschiffs um die Ohren. Andere Lieder hingegen waren sanft wie eine milde Meeresbrise an einem gemütlichen Hochsommertag. Die Gäste forderten Zugabe um Zugabe. Es war schön zu sehen, wie Schaffhausen an diesem Abend kulturell erwachte und aufblühte.

Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am Samstag, 5. Juni 2021.